Die Verfolgung und Ermordung von Homosexuellen während der NS-Zeit in Österreich

Die Verfolgung und Ermordung von Homosexuellen während der NS-Zeit in Österreich

Veranstalter
OeAD (Programm ERINNERN:AT) und QWIEN (Zentrum für queere Geschichte Wien) (Urania Wien)
Ausrichter
Urania Wien
Veranstaltungsort
Uraniastraße 1
PLZ
1010
Ort
Wien
Land
Deutschland
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
16.11.2023 - 18.11.2023
Von
Jennifer Barton

Vom 16. bis 18. November 2023 lädt das OeAD-Programm ERINNERN:AT gemeinsam mit QWIEN – Zentrum für Queere Geschichte Wien zum diesjährigen Zentralen Seminar nach Wien. Entsprechend des Jahresschwerpunkts von ERINNERN:AT behandelt die dreitägige LehrerInnenfortbildung heuer die NS-Verfolgung Homosexueller.

Die Verfolgung und Ermordung von Homosexuellen während der NS-Zeit in Österreich

Das Zentrale Seminar des OeAD-Programms ERINNERN:AT ist die größte Lehrkräftefortbildung zum Thema Holocaust, Nationalsozialismus und Antisemitismus in Österreich und wird jährlich in wechselnden Bundesländern abgehalten. 2023 findet das Zentrale Seminar vom 16. bis 18. November in Wien statt und widmet sich der Verfolgung und Ermordung Homosexueller während der NS-Zeit sowie der schulischen Vermittlung dieses Themas. Das Zentrale Seminar richtet sich an Lehrpersonen aller Schultypen und Fächer, insbesondere Geschichte und Politische Bildung, aus ganz Österreich. Das Seminar gilt als Fortbildung im Sinne des BMBWF.

Schon lange vor dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurden homosexuelle Männer und Frauen in Österreich verfolgt. Unter nationalsozialistischer Herrschaft verschärfte sich die Situation noch einmal drastisch. Der § 129 Ib des österreichischen Strafgesetzbuches von 1852 blieb auch nach 1938 aufrecht und stellte weibliche Homosexualität im Unterschied zum übrigen Deutschen Reich ebenfalls unter Strafe. Verschiedene Behörden brachten die Verfolgten vor Gericht, in Gefängnisse, Konzentrationslager oder Psychiatrien. Viele überlebten die Verfolgung nicht. Nach der Befreiung wurden die als homosexuell verfolgten Männer und Frauen nicht als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Vielmehr wurden gleichgeschlechtliche Handlungen und Beziehungen noch jahrzehntelang kriminalisiert, juristisch verfolgt und gesellschaftlich geächtet. Erst mit der „Kleinen Strafrechtsreform“ 1971 wurde das „Totalverbot“ homosexueller Handlungen aufgehoben. Der Stand der Forschung und das allgemeine Wissen über die NS-Homosexuellenverfolgung sind auch im Jahre 2023 immer noch recht dürftig; und auch erinnerungskulturell finden sich nur wenige Gedenkzeichen, wenn es um diese Opfergruppe geht. In den letzten Jahren hat eine junge Generation von Historikerinnen und Historikern zum Thema geforscht und publiziert. Für Wien liegen dank der Forschungstätigkeit des Zentrums QWIEN bereits valide Ergebnisse vor.

Eingebettet in den Jahresschwerpunkt von ERINNERN:AT 2023 zur Verfolgung und Ermordung von Homosexuellen während des Nationalsozialismus wird im Rahmen des Zentralen Seminars der aktuelle Forschungsstand vorgestellt und diskutiert. Es werden Ansätze zur Vermittlung des Themas im Unterricht präsentiert, außerdem stellen österreichische und internationale Bildungsträger Lernmaterialien und best-practice Beispiele in Workshops und Exkursionen vor. Zivilgesellschaftlich Aktive kommen mit den Teilnehmenden ins Gespräch und machen deutlich, dass die Diskriminierung und Ausgrenzung von Homosexuellen und Inter- und Transpersonen auch im Europa des 21. Jahrhunderts ein aktuelles Thema ist, welchem sich die Schule als demokratischer Ort für alle annehmen sollte.

Anmeldung:

Die Anmeldung ist vom 7. Juni bis zum 9. Oktober 2023 über die Website von ERINNERN:AT möglich.

Zusatzangebot: Live-Stream

Alle Vorträge und Podiumsgespräche des Seminars werden darüber hinaus live auf der Facebook-Seite von ERINNERN:AT und über Zoom übertragen. Diese Programmpunkte können Sie zeitgleich online verfolgen und auch Ihre Fragen im Chat bzw. durch Kommentare an die ReferentInnen stellen. Für die Teilnahme am Live-Stream bedarf es keiner vorherigen Anmeldung.

Programm

Donnerstag, 16.11.2023

15:00 Ankunft und Registrierung

16:00 Begrüßung und Grußworte

16:30 Einführungsvorträge mit anschließender Diskussion
Moderation: Victoria Kumar, OeAD ERINNERN:AT

Hannes Sulzenbacher / Andreas Brunner, QWIEN – Zentrum für queere Geschichte Wien: Ein historischer Überblick über die Homosexuellen-Verfolgung in Österreich

Elisa Heinrich, Universität Wien, Institut für Zeitgeschichte: Kontinuitäten der Strafverfolgung und Diskriminierung nach 1945, Opferanerkennung und Erinnerung

18:30 Abendessen

20:00 Filmvorführung „Große Freiheit“ im Village Cinema
Moderation: Peter Larndorfer, OeAD ERINNERN:AT Netzwerk Wien

Freitag, 17.11.2023

9:00 gemeinsamer Start in den Tag

9:15 Workshops:
- Unterrichtsmaterial zur Auseinandersetzung mit NS-Homosexuellenverfolgung im Unterricht. Beispielbiografien aus allen Bundesländern (Axel Schacht, OeAD ERINNERN:AT und Benjamin Part, QWIEN)
- Digitale IWitness-Activity „Als homosexuell Verfolgte im nationalsozialistischen Deutschland und Österreich“ (Victoria Kumar, OeAD ERINNERN:AT)
- Sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und Geschlechterrollen als Themen für den Unterricht? (N.N., Queerconnexion Wien)
- Qualitätsstandards Queere Bildung (Kira Splitt und Kai Flechtner, Deutscher Bundesverband Queere Bildung e.V.)

12:00 Mittagspause

14:00 Exkursionen:
- Vom Denkmal für die homosexuellen Verfolgten des NS-Regimes bis zur Türkis Rosa Lila Villa: die queere Geschichte Wiens mit Schwerpunkt auf die NS-Verfolgung (Andreas Brunner, QWIEN). Treffpunkt: Denkmal für die homosexuellen Verfolgten des NS-Regimes im Resselpark (U-Bahn-Station Karlsplatz).
- Von der Türkis Rosa Lila Villa zum Karlsplatz: Die queere Geschichte Wiens mit Schwerpunkt auf die NS-Vorgeschichte (Gerd Brandstetter, QWIEN). Treffpunkt: Türkis Rosa Lila Villa, Linke Wienzeile 102, 1060 Wien (U-Bahnhof Pilgramgasse). (In beiden Stadtführungen wird die Arbeit der Türkis Rosa Lila Villa vorgestellt sowie die Arbeit von Queer Base zur Arbeit mit LGBTIQ-Geflüchteten).
- Besichtigung des Denkmals für die homosexuellen Verfolgten des NS-Regimes am Resselpark und Gespräch zur kontroversen Entstehungsgeschichte mit: Wolfgang Wilhelm (Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten) Hannah Lessing (Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und Jurymitglied), Martina Taig (KÖR – Kunst im öffentlichen Raum Wien). Moderation: Gregor Holzinger, Leiter der Forschungsstelle Mauthausen Memorial. Treffpunkt: Denkmal für die homosexuellen Verfolgten des NS-Regimes im Resselpark (U-Bahn-Station Karlsplatz). Ort des anschließenden Gesprächs: Mauthausen Memorial, Argentinierstraße 13, 1040 Wien
- Besichtigung der Shoah Namensmauern Gedenkstätte und der Gedenkstätte am Landesgericht Wien mit Martin Krist (OeAD ERINNERN:AT Netzwerk Wien), Friedrich Forsthuber (Präsident des Landesgerichts, angefragt) und Jürgen Pettinger (ORF-Journalist und Autor von „Franz Doms. Schwul unterm Hakenkreuz“). Treffpunkt: Shoah-Namensmauern Gedenkstätte, Otto-Wagner-Platz, 1090 Wien (Straßenbahn-Haltestelle Landesgerichtsstraße, U-Bahnhof Schottentor).

17:00 Ende der Exkursionen

18:00 gemeinsames Abendessen

20:00 Qu(e)er:innern Poetry Slam - "Geschichte, die das Leben schreibt" mit David Samhaber, Elif Duygu, Katharina Kropf und Tamara Stocker. Moderation: Diana Köhle, https://slamb.at/
Ort: Urania

Samstag, 18.11.2023

9:00 Marktplatz (Institutionen im Themenfeld stellen sich vor)

10:00 Podiumsdiskussion: LGBTIQ+-Feindlichkeit im Kontext Schule und Handlungsstrategien mit Gerald Rauch (Stv. Abteilungsleiter „Gleichstellung und Diversitätsmanagement“ im BMBWF), Patrick Rumpf (HOSI Wien), Viktoria Veronese (Verein „ausgeprochen“), Wolfgang Wilhelm (Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ+-Angelegenheiten). Moderation: Alexandra Stanić (Journalistin und Publizistin).

11:30 Zusammenfassung und Ausblick

Manfred Wirtitsch, Abteilungsleiter „Grundsatzabteilung und überfachliche Kompetenzen“ im BMBWF

Patrick Siegele, OeAD Bereichsleiter Holocaust Education (ERINNERN:AT)

12:30 Ende des Zentralen Seminars

Gesamtmoderation: Patrick Siegele, OeAD Bereichsleiter Holocaust Education (ERINNERN:AT)

Während der Tagung wird die Buchhandlung Löwenherz mit einem Büchertisch vor Ort sein.

https://www.erinnern.at/bildungsangebote/seminare/zentrales-seminar/zentrales-seminar-2023-die-verfolgung-und-ermordung-von-homosexuellen-waehrend-der-ns-zeit-in-oesterreich
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