Science Diplomacy: Approaches, Notions, and Objectives

Science Diplomacy: Approaches, Notions, and Objectives

Veranstalter
Stefan Laffin/Jonathan Voges, Historisches Seminar, Leibniz Universität Hannover
Gefördert durch
VolkswagenStiftung
PLZ
30167
Ort
Hannover
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
22.11.2023 - 24.11.2023
Deadline
15.08.2023
Von
Stefan Laffin, Historisches Seminar, Leibniz Universität Hannover

Science Diplomacy: Approaches, Notions, and Objectives

Der Workshop strebt an, die gegenwärtige Diskussion rund um die Science Diplomacy mit einem tieferen historischen Verständnis der Ideen und Ziele, die ihr zugrunde liegen, zu unterfüttern. Es ist u.a. Ziel, PraktikerInnen der Wissenschaftsdiplomatie mit WissenschaftlerInnen zusammenzubringen, um ein besseres Verständnis für die 'longue durée' der Science Diplomacy zu entwickeln und Einblicke in die Anforderungen und den Alltag von AkteurInnen der Wissenschaftsdiplomatie zu erhalten.

Science Diplomacy: Approaches, Notions, and Objectives

The workshop seeks to inform the current discussion revolving around science diplomacy with a deeper historical understanding of its ideas and goals. One of the objectives is to bring together practitioners of science diplomacy with academics in order to develop a better understanding of the 'longue durée' of science diplomacy and to gain insights into the demands and everyday life of actors involved in the field of science diplomacy.

Science Diplomacy: Approaches, Notions, and Objectives

In jüngster Zeit sind im Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine, den zunehmend angespannten Beziehungen zu Staaten wie China oder der globalen Umweltkrise Rufe nach einer stärkeren Ausrichtung der Wissenschaftsdiplomatie und einer Neudefinition der Ziele der Wissenschaftsdiplomatie immer stärker zu vernehmen. Dementsprechend haben die mit Wissenschaftsdiplomatie befassten deutschen Institutionen ihre Strategien neu formuliert, um den anstehenden Herausforderungen zu begegnen. Die Wissenschaftsdiplomatie, so ist zu lesen, soll selbstbewusster werden, sich der nationalen Interessen Deutschlands bewusst sein und kritischer in der Auswahl und Auseinandersetzung mit ihren ausländischen Partnern werden.

In unserem Workshop wollen wir diese gegenwärtig geführte Diskussion mit einem tieferen historischen Verständnis der Ideen und Ziele, die Wissenschaftsdiplomatie zugrunde liegen, unterfüttern. Es ist nicht das erste Mal, dass sich liberale Demokratien mit autokratischen Regimen auseinandersetzen müssen und die Rolle der Wissenschaft zur Förderung der internationalen Verständigung an prominenter Stelle diskutiert wird. Unser Ziel ist es, PraktikerInnen der Wissenschaftsdiplomatie mit PolitikwissenschaftlerInnen und HistorikerInnen zusammenzubringen, um im Idealfall ein besseres Verständnis für die 'longue durée' der Wissenschaftsdiplomatie zu entwickeln und auch Einblicke in die Anforderungen und den Alltag der Wissenschaftsdiplomatie zu gewinnen.

Die Science Diplomacy ist keine Erfindung der Gegenwart oder der letzten zwanzig Jahre, sondern lässt sich mindestens bis ins frühe zwanzigste, wenn nicht sogar bis ins neunzehnte Jahrhundert zurückverfolgen. Bereits in einer 2009 gehaltenen Rede an der Universität Oxford forderte der damalige britische Premierminister Gordon Brown, „die Wissenschaft in den Mittelpunkt der progressiven internationalen Agenda“ zu stellen. Wenn man die Forderungen nach einer stärkeren Betonung der Wissenschaftsdiplomatie über die letzten Jahrzehnte hinweg verfolgt und kontextualisiert, kann man argumentieren, dass diese Forderungen vor allem in Krisenzeiten in der gesamten Politik Widerhall fanden. Ist die Wissenschaftsdiplomatie also nur ein wertvolles Instrument, um konfliktreichen internationalen Situationen zu begegnen, sie abzuwenden oder zu bewältigen, mithin Kommunikationslinien offen zu halten, wenn traditionellere diplomatische Kontakte zusammenbrechen? Oder ist die Wissenschaftsdiplomatie auch in „normalen Zeiten“ ein nützliches Mittel in den internationalen Beziehungen, auch ohne den Kontext von Krisen? Wir sind der Meinung, dass sich die Geschichtsschreibung und die Politik zunehmend dieser letzteren Sichtweise anschließen. Jedoch ist festzustellen, dass die gegenwärtige Verquickung von Krisen die Ausdifferenzierung der verschiedenen Stränge in Bezug auf die Aufgaben der Wissenschaftsdiplomatie beschleunigt. Dies ist nicht zuletzt auch eine Folge der Tatsache, dass es keine eindeutige Definition des Begriffs gibt.

Während die Wissenschaftsdiplomatie in den Politikwissenschaften mittlerweile ein recht verbreitetes Forschungsfeld ist, werden die tiefgreifenden „Verflechtungen zwischen Wissenschaft, Außenpolitik und internationalen Beziehungen“ (Kunkel 2021) nur selten aus historischer Perspektive analysiert. Noch seltener wird versucht, ForscherInnen aus verschiedenen Disziplinen (z.B. Geschichtswissenschaft, Wissenschaftssoziologie, Politikwissenschaft, International Relations) mit PraktikerInnen der Wissenschaftsdiplomatie zusammenzubringen, die tatsächlich als WissenschaftsdiplomatInnen in privaten oder staatlichen Stiftungen, internationalen Instituten, als WissenschaftlerInnen im Ausland oder als DiplomatInnen an Botschaften arbeiten.

Unser Workshop zielt darauf ab, das nach wie vor im Entstehen begriffene Feld der Wissenschaftsdiplomatie zu skizzieren und seine Akteure, Absichten und Arenen zu erforschen sowie theoretisch-methodologische und empirische Forschungsbeiträge zu diskutieren.
- Akteure: Wer war Teil der wissenschaftsdiplomatischen Bemühungen und warum engageierte man sie sich überhaupt in einer Kulturaußenpolitik, Science Diplomacy etc.?
- Absichten/Ideen/Diskurse: Wie stellten sich die beteiligten Akteure ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit mit KollegInnen aus anderen Ländern vor? Inwieweit verstanden sie ihre Praktiken als eine Form der Wissenschaftsdiplomatie? Im Hinblick auf die entsendenden Institutionen gilt es auch zu fragen, warum Ministerien etc. bestrebt waren, MitarbeiterInnen oder WissenschaftlerInnen ins Ausland zu entsenden, und was sie von diesen wiederum erwarteten.
- Arenen: Wo fand Wissenschaftsdiplomatie statt und wie entstanden die Räume, in denen Wissenschaftsdiplomatie stattfand?

Ausgehend von diesen übergreifenden Bereichen können eingereichte Beiträge sich, zum Beispiel, mit mögliche Fragestellungen wie folgt beschäftigen (Beitragsvorschläge mit anderen Erkenntnisinteressen können natürlich auch eingereicht werden):
- Wie funktionierte die Wissenschaftsdiplomatie in verschiedenen Phasen der modernen Geschichte, etwa in den konfliktreichen 1920er Jahren, während des Nationalsozialismus in den 1930er Jahren, im Kalten Krieg oder im Prozess der Dekolonisierung? Welche Rolle spielten WissenschaftlerInnen in diesen Konstellationen und wie wurden „Wissenschaftsprogramme zu eigenständigen Instrumenten der Diplomatie“ (Kunkel 2021)?
- Welche aktuellen Trends gibt es in der geschichts-, politikwissenschaftlichen oder soziologischen Forschung zur Science Diplomacy? Was lässt sich zur Forschungsmethodik und den Quellen der Wissenschaftsdiplomatie sagen?
- Wie kann Wissenschaftsdiplomatie als eine Form von soft power eingesetzt werden, wenn andere traditionelle diplomatische Formen des Austauschs nicht mehr funktionieren?
- Wissenschaftsdiplomatie und ihre Beziehungen zu anderen Arten und Formen der Diplomatie, wie z.B. der öffentlichen oder kulturellen Diplomatie?
- Was soll die Wissenschaftsdiplomatie erreichen, welche Praktiken bringt sie mit sich, und welche Ziele kann sie sowohl kurz- als auch langfristig verwirklichen?
- Bemühungen von PraktikerInnen der Wissenschaftsdiplomatie (DiplomatInnen an Botschaften oder in Ministerien; im Ausland tätige WissenschaftlerInnen usw.), ihr Handlungsfeld neu zu gestalten.

Mit Blick auf diese Aspekte soll der Workshop dazu beitragen, Wissenschaftsdiplomatie sowohl als spezifische Form der kulturellen Außenpolitik als auch als neu entstehendes akademisches Forschungsfeld zu konzeptualisieren. Wir ermutigen insbesondere NachwuchswissenschaftlerInnen, die sich etwa in ihren Dissertationsprojekten mit Fragen oder Themen/Feldern der Wissenschaftsdiplomatie beschäftigen, sich zu bewerben. Der Workshop findet vom 22. bis 24. November 2023 in Hannover, Deutschland, statt. Dank der Förderung durch die VolkswagenStiftung können wir die Reisekosten und die Übernachtungskosten für bis zu zwei Nächte in Hannover erstatten. Es werden Vorschläge für Vorträge in deutscher oder englischer Sprache angenommen. Die Präsentationen sollten 15 Minuten nicht überschreiten. Bewerbungen (Kurzlebenslauf und Themenvorschlag von maximal 300 Wörtern, beides im PDF-Format) senden Sie bitte bis spätestens 15. August 2023 an sciencediplomacy@hist.uni-hannover.de. Über die angenommenen Beiträge wird bis Ende August informiert.

Science Diplomacy: Approaches, Notions, and Objectives

Most recently concerning the Russian war against Ukraine, increasingly tense relations with states like China or the global environmental crisis, calls for a stronger orientation towards science diplomacy and a redefinition of the aims and objectives of science diplomacy are clearly audible. Accordingly, German institutions concerned with science diplomacy reformulated their strategies to face these incumbent challenges. Science diplomacy, so it can be read, should become more self-confident, aware of German national interests, and more critical in choosing and confronting their foreign partners.

In our workshop, we want to inform this rather present(ist) discussion with a deeper historical understanding of the ideas and objectives revolving around science diplomacy. It is not the first time that liberal democracies have had to deal with autocratic regimes and the role of science to foster international understanding is prominently discussed. It is our aim to connect practitioners of science diplomacy with political scientists and historians to ideally come up with a better understanding of the ‘longue durée’ of science diplomacy and to also gain insights into the demands and daily routines of science diplomacy.

Science diplomacy, however, is not an invention of the present or the last twenty years but can be tracked to at least the early twentieth, if not to the nineteenth century. Already in a speech at the University of Oxford in 2009, then British Prime Minister Gordon Brown called for placing “science at the heart of the progressive international agenda”. If one traces and contextualizes the calls for a stronger emphasis on science diplomacy over the last decades, it can be argued that especially during times of crises these calls reverberated throughout politics. Is science diplomacy then only a valuable tool to face, avert, or manage conflict-ridden international situations, that is, to keep some lines of communication open when more traditional diplomatic contacts break down? Or is science diplomacy also in ‘ordinary times’ a useful means in international relations, even without the context of crises? In our opinion, historiography and politics have increasingly begun to share this later point of view. What can be observed currently, however, is that the contemporary imbrication of crises expedites the differentiation of various strands in terms of what science diplomacy is meant to do. This of course is also a consequence of the fact that there is no clear-cut definition of the term.

While science diplomacy is now a rather common field of research in political sciences, the deep “entanglements between science, foreign policy, and international relations” (Kunkel 2021) are rarely analyzed from a historical perspective. Even more absent are attempts to connect researchers from different disciplines (history, sociology of science, political science, IR scholars) with practitioners of science diplomacy who actually work as science diplomats in private or state foundations, international institutes, as scholars in foreign countries or diplomats at embassies.

Our workshop aims to sketch out the emerging field of science diplomacy and to address its actors, agencies, and arenas while also discussing theoretical-methodological and empirical research contributions in progress.
- Actors: Who was part of science-diplomatic endeavors and why did he or she engage in cultural foreign politics in the first place?
- Agencies/Ideas/Discourses: In what ways did people conceive of their scientific cooperation with colleagues from different countries? In how far did they recognize their practices as a form of science diplomacy? With regard to sending institutions: Why were ministries etc. eager to send staff or even scientists abroad and what did they expect them to do over there?
- Arenas: Where did science diplomacy take place and what constituted spaces where science diplomacy was situated?

Drawing on these fields, potential topics may include, but are not limited to:
- How did science diplomacy work at different periods in modern history, for instance in the conflict-laden 1920s, in connection with National Socialism in the 1930s, in the Cold War, or in the process of decolonisation? What role did scientists play in these constellations and how did “science programs bec[o]me tools of diplomacy in their own rights” (Kunkel 2021)?
- What are current trends in science diplomacy research in history, sociology, or political science? What can be said with regard to research methodology and sources of Science Diplomacy?
- In what ways can science diplomacy as a form of soft power be employed when other traditional diplomatic exchanges fail?
- Science Diplomacy and its relations to other modes and forms of diplomacy such as public or cultural diplomacy, for example?
- What should science diplomacy achieve, what practices does it entail, and what goals can it accomplish both in the short and the long run?
- Endeavors of practitioners of science diplomacy (diplomats at embassies or in ministries; scientists working abroad etc.) to reframe their field of action.

With these topics in mind, the workshop seeks to further conceptualize science diplomacy as both a specific mode of cultural foreign policy and as an emerging academic research field. We especially encourage junior researchers who potentially deal with questions or topics/fields related to science diplomacy in their dissertation projects etc. to apply. The workshop will take place on November 22-24, 2023 in Hannover, Germany. Thanks to the funding of the VolkswagenStiftung, we can reimburse travel costs and accommodation for up to two nights in Hannover. Proposals for papers in either German or English will be accepted. Presentations should not exceed 15 minutes.
Please send applications (a brief CV and a proposal for a topic of maximum 300 words, both in PDF format) to sciencediplomacy@hist.uni-hannover.de no later than August 15, 2023. Accepted speakers will be notified by the end of August.

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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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