Konferenz zur Münchner Hofkapelle

The Munich Court Chapel at 500: Tradition, Devotion, Representation

Veranstalter
New Senfl Edition, LMU München, Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte e. V. (Bayerische Staatsbibliothek)
Ausrichter
Bayerische Staatsbibliothek
Veranstaltungsort
Friedrich-von-Gärtner-Saal
Gefördert durch
Bayerische Staatsbibliothek, LMU München, Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte, Carl Friedrich von Siemens Stiftung, Erzdiözese München und Freising
PLZ
80539
Ort
München
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
31.07.2023 - 02.08.2023
Von
Stefan Gasch, Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

1523 / 2023 – 500 Jahre Münchner Hofkapelle

The Munich Court Chapel at 500: Tradition, Devotion, Representation

Der Entschluss Herzog Wilhelms IV. von Bayern im Jahr 1523 verschiedene Musiker aus der Hofkapelle seines verstorbenen Onkels, Kaiser Maximilian I., für seine eigene Kapelle anzustellen, markiert einen Wendepunkt in der Kulturpolitik des Münchner Herzogs.

Mit ihr wird ein Bewusstsein für „kulturelle Gestaltungsspielräume“ (Nicole Schwindt) und eine bewusste Inszenierung verschiedenster medialer Wirkungsmächte (Architektur, Malerei, Musik) erkennbar, die der Schaffung einer Identifikation und der Mehrung des eigenen (Nach)Ruhms dienen. Dieses Bewusstsein zeigt Wilhelm IV. als eine Herrscherpersönlichkeit, die nicht nur in politischer Sicht als zentraler Akteur auftritt, sondern die einerseits die auf Repräsentation ausgelegte kaiserliche Kunstpolitik tradierte und andererseits den Hof so in einer Zeit des religiösen Umbruchs sowohl nach innen als auch nach außen für Generationen fest im katholischen Lager verankerte.

Dennoch ist eine aktuelle Sicht auf und eine Bewertung des Hofes Wilhelms IV. bislang noch kaum erfolgt, der Facettenreichtum, der zwischen lokalem Profil und europäischer Perspektive agierenden Hofhaltung noch kaum erfasst, die mediale Präsenz oder performative Akte (wie sie in Festlichkeiten, Aspekten der Frömmigkeitspflege oder rituellen Handlungen zum Ausdruck kommen) noch kaum umfassend greifbar.

Die 1523 erfolgte Anstellung verschiedener Musiker am Münchner Hof soll daher zum Anlass genommen werden, einen aktuellen Blick auf den Hof Wilhelms IV. und Jacobäas von Baden zu werfen. Unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen und internationale Forscher sollen dabei nicht nur den aktuellen Wissensstand zu diesem Hof bündeln, sondern auch der herzoglichen Hofhaltung jener Zeit ein schärferes Profil verleihen.

Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte e. V. statt.

Programm

Montag, 31. Juli 2023

Larry Silver (University of Pennsylvania): Princes and Prince-Bishops as Elite Court Patrons in Early 16th-Century Germany

Manfred Heim (LMU München): „Floreat semper Bavariae Regio“. Die Religionspolitik der bayerischen Herzöge Wilhelm IV. (1508–1550) und Ludwig X. (1514–1545)

Marius Mutz (Universität Augsburg): Militärische Wissenskulturen am Hof Herzog Wilhelms IV. von Bayern

Heidrun Lange-Krach (Goethe-Universität, Frankfurt am Main): Aus Drei mach Eins. Die Kunstpolitik der Wittelsbacher unter Wilhelm IV. und Jacobäa von Baden

Manuel Teget-Welz (FAU Erlangen-Nürnberg): Von Augsburg nach München. Neue Überlegungen zu Hans Burgkmairs „Geschichte der Esther“

Daniel Parello (Freiburg im Breisgau): Die Fensterstiftungen der Wittelsbacher während der Regierungszeit Wilhelms IV. (1508–1550)

Dienstag, 01. August 2023

Nicole Schwindt (Hochschule für Musik, Trossingen): Der Münchner Liedkomponist Ludwig Senfl – Vorbild? Solitär? Außenseiter?

Irene Holzer (LMU München) / Olja Janjuš (LMU München) / Kateryna Schöning (Universität Wien) / Sonja Tröster (Universität Wien) / Martin Kirnbauer (Schola Cantorum Basiliensis): Informelle Musikpraxis am Hof Wilhelms IV. und Jacobäas von Baden – eine Spurensuche (Roundtable)

Fabrice Fitch (Royal Conservatoire of Scotland, Glasgow): Senfl’s Five-Voice Motets

Birgit Lodes (Universität Wien): Duke Wilhelm IV listens to Senfl’s „Quinque salutationes“ and „Mater digna Dei / Ave, sanctissima Maria“

Jonas Pfohl (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien): Ludwig Daser und die Motette am Münchner Hof um 1550

Bernhold Schmid (Bayerische Akademie der Wissenschaften München): Heinrich Isaacs Messen-Sätze über Cantus fractus-Melodien im Repertoire der Münchner Hofkapelle

Ruth DeFord (City University of New York): From Vienna to Munich: Mass Propers for Sundays throughout the Year at the Bavarian Court under Ludwig Senfl

Mittwoch, 02. August 2023

Joshua Rifkin (Boston University): Geschlossener Kreis – Die Münchener Chorbücher im europäischen Kontext

Thomas Schmidt (University of Manchester): Zwischen Wunderkammer und Altarraum: Zu Materialität und Funktion der Münchner Alamire-Handschriften

Bernadette Nelson (Universidade Nova de Lisboa): Wolfenbüttel Cod. Guelf. A Aug. 2o – Repertories, Themes, and Contexts

Moritz Kelber (Universität Augsburg): Die bayerische Hofmusik und die Reichstage in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

Klaus Kipf (LMU München): Wolfgang Seidel und Ludwig Senfl

Franz Körndle (Universität Augsburg): Senfls Zeh und Schlicks Füße

Helen Coffey (Open University, Milton Keynes): Court culture, civic spaces: instruments and instrumentalists in Wilhelm IV’s Munich

Bernhard Rainer (Kunstuniversität Graz): Besetzungs- und Aufführungspraktiken der Kantorei Wilhelms IV.: mehr Fragen als Antworten?

Kontakt

Stefan Gasch
E-Mail: gasch@mdw.ac.at

https://senflonline.com/mccc23/
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