Zudem wird leicht übersehen, dass mit Antisemitismuskritik die Mehrheitsgesellschaft lediglich einen Blick auf sich selbst, aber noch nicht einen Blick auf Jüdinnen/Juden und Judentum richtet. Die gegen diese gerichtete Barriere der Fremdheit bleibt erhalten, damit aber auch eine zentrale Grundlage des Antisemitismus.
Vor dem Hintergrund unserer langjährigen diskursanalytischen Praxis, insbesondere auch der Analyse jüdischer Diskurse, freuen wir uns daher sehr, ein Workshop-Konzept vorstellen zu können, das die beschriebenen Aporien vermeidet. Dazu möchten wir Sie herzlich einladen.
Die Konzeption entstand im Zusammenhang von Ergebnissen des Verbundprojekts Jüdische Reaktionen auf Antisemitismus: die Entgrenzung des Sag- und Machbaren in der jüdischen Ritualpraxis im Rahmen von FoNA21, des Forschungsnetzwerk Antisemitismus im 21. Jahrhundert, gefördert vom Bundesministerium für Forschung und Bildung.
Unser Workshop Perspektivwechsel richtet sich an Studierende, Lehrer:innen, Universitätslehrer:innen und institutionelle Multiplikator:innen, daneben an alle am Thema Interessierten.
Zum DISS:
Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung e. V. (DISS) ist eine gemeinnützige interdisziplinäre Forschungseinrichtung. Das Institut erstellt seit seiner Gründung im Jahr 1987 Analysen zur gesellschaftlichen Entwicklung im In- und Ausland und analysiert die Genese von sozialen und kulturellen Ordnungen, um emanzipative Ansätze für eine demokratische Praxis in Politik, Pädagogik und Journalismus zu fördern.
Dabei stützt sich das Institut auf die Methode der Kritischen Diskursanalyse, die im DISS erarbeitet wurde und im Rahmen der konkreten Forschungen beständig weiterentwickelt wird. Ein Forschungsschwerpunkt des DISS ist schon seit 2004 die Analyse des Antisemitismus u.a. aus jüdischer Perspektive und die Erarbeitung der ethischen Positionen des Judentums.
Zur Workshop-Konzeption:
In das Konzept sind einerseits Basis-Bausteine der Kritischen Diskursanalyse und unserer bewährten KDA-Workshops eingegangen. So dient die Einführung in die Werkzeuge der Kollektiv-Symbolik und der Binarismusanalyse dazu, antisemitische Aussagen und Texte zunächst allgemein als eine Form herabsetzender Rhetorik durchschaubar zu machen.
Von da aus richtet sich der Blick auf die Spezifik der antisemitischen Herabsetzung. Gefragt wird insbesondere nach den text- und aussagenbezogenen Formen und Folgen der von den christlichen Kirchenvätern ausgehenden und Jahrhunderte währenden „Diabolisierung“ des Judentums bzw. der „Theologisierung“ der Rhetorik der Herabsetzung.
Dass dabei schon immer auch inhaltliche, vor allem egalitäre Grundpositionen des Judentums das Ziel waren, wurde in den im 19. Jahrhundert nunmehr in breiter Öffentlichkeit geführten anti-jüdischen Kampagnen offenbar. Wir wollen diesen Zusammenhang anhand der Ergebnisse von zwei am DISS durchgeführten Diskursanalysen nachvollziehbar machen. Es handelt sich um eine historische Diskursanalyse zur jüdischen Vision einer integrativen Gesellschaft in den Debatten des 19. Jahrhunderts (2004–2010) und um die aktuell im Rahmen von FoNA21 durchgeführte Diskursanalyse zu „Judentum in der deutschen Alltagspresse“.
Im letzten Teil wollen wir daher anhand ausgewählter Themenfelder den Blick von der antisemitischen Diskreditierung weg zu den im Judentum tatsächlich vertretenen sozialethischen Positionen richten. Dafür konnten wir in der Person von Vyacheslav Yosef Dobrovych einen ausgewiesenen Fachmann gewinnen.
Ort und Zeit / Anmeldung:
Wir bieten den Workshop an zwei Terminen an (maximal je 12 Teilnehmer:innen):
I. Termin:
Di. 10.10.2023 (10.00 Uhr–16.50 Uhr) bis Mi. 11.10.2023 (09.30 Uhr–15.30 Uhr) Anmeldeschluss: 6. Oktober 2023.
II. Termin:
Mo. 20.11.2023 (10.00 Uhr–16.50 Uhr) bis Di. 21.11.2023 (09.30 Uhr–15.30 Uhr) Anmeldeschluss: 17. November 2023
Anmeldungen erbeten an Dr. Jobst Paul: jobstpaul@diss-duisburg.de.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmer:innenzahl bitten wir um rechtzeitige Absagen, um danach anderen Interessent:innen auf der Warteliste die Teilnahme zu ermöglichen.
Tagungsraum:
Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung, Seminarraum
Siegstraße 11, 47051 Duisburg
Telefon 0203 – 20249
Teilnahmegebühren:
Aufgrund der Projektförderung des Workshops durch das Bundesministerium für Forschung und Bildung ist es uns möglich, eine kostenlose Teilnahme am Workshop mit (veganer) Verpflegung anzubieten.
Anfahrt, Übernachtung sowie die Verpflegung außerhalb des Workshops übernehmen die Teilnehmer:innen. Bitte achten Sie bei Ihren Buchungen für den Fall kurzfristiger Verhinderung auf Stornierungsmöglichkeiten.
Literaturempfehlungen, Infos zu Anreise und Übernachtungsmöglichkeiten sowie zu freien Plätze, finden Sie auf unserer Homepage: http://www.diss-duisburg.de/workshop-antisemitismus-juedische-sozialethik/.