Jüdisch-christliche Nachbarschaften: Dimensionen sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Interaktion

Jüdisch-christliche Nachbarschaften: Dimensionen sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Interaktion

Veranstalter
Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart, Goethe-Universität Frankfurt am Main; Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland; Institut für christlich-jüdische Studien und Beziehungen, Augustana-Hochschule Neuendettelsau
Veranstaltungsort
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1, Casino-Gebäude
Gefördert durch
Hessisches Kultusministerium
PLZ
60323
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
12.11.2023 - 14.11.2023
Von
Stefan Vogt, Martin-Buber-Professur, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Die Konferenz widmet sich den vielfältigen Formen direkter Interaktion von Jüd:innen und Christ:innen bzw. Nichtjüd:innen vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert und fragt danach, wie das Zusammenleben konkret ausgesehen hat, wie Fremdheit und Nähe hergestellt und erlebt wurde, wo und wie Grenzen errichtet worden sind und unter welchen Bedingungen diese Grenzen überschritten werden konnten.

Jüdisch-christliche Nachbarschaften: Dimensionen sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Interaktion

Die Forschung zur jüdisch-christlichen bzw. jüdisch-nichtjüdische Beziehungsgeschichte hat sich lange Zeit auf die gegenseitigen Wahrnehmungen von Jüd:innen und Christ:innen bzw. Nichtjüd:innen konzentriert. Erst in den vergangenen Jahren sind die vielfältigen Formen direkter Interaktion stärker in den Fokus gerückt. Die Konferenz widmet sich diesen Interaktionen und fragt danach, wie das Zusammenleben konkret ausgesehen hat, wie Fremdheit und Nähe hergestellt und erlebt wurde, wo und wie Grenzen errichtet worden sind und unter welchen Bedingungen diese Grenzen überschritten werden konnten. Dabei richtet sie das Augenmerk insbesondere auf geographischen und topographischen Räume, in denen die Nachbarschaft stattgefunden hat oder verweigert wurde. Sie untersucht und vergleicht dafür Fälle aus dem Mittelalter, der Frühen Neuzeit und der Emanzipationsperiode bis zum 19. und 20. Jahrhundert, und sie kontrastiert dafür regionale hessische mit überregionalen und europäischen Perspektiven. Die Konferenz diskutiert außerdem die Brauchbarkeit von theoretischen Konzepten wie „Nachbarschaft“, aber auch „Zugehörigkeit“, „Grenzen“ oder „Othering“. Sie stellt damit einen konzeptionellen und komparativen Kontext für die Untersuchung der jüdisch-christlichen Beziehungsgeschichte in Hessen im Rahmen des Projekts „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“ zur Verfügung.

Programm

Sonntag 12.11.2023 (Casino Festsaal)

18:00-19:00
Begrüßung

Grußwort Alexander Lorz (Hessischer Kultusminister)
Grußwort Salomon Korn (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt)
Grußwort Enrico Schleiff (Präsident der Goethe-Universität)

19:00-20:00
Keynote Vortrag:

Israel Yuval (Hebräische Universität Jerusalem):
Jüdisch-christliche Nachbarschaft in der Gestaltung der heiligen Zeit

Moderation: Yossef Schwartz (Tel Aviv University)

Montag 13.11.2023 (Casino 1.811)

9:00-11:00
Panel: Nachbarschaft als Konzept

Moderation: Stefan Vogt (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt am Main):
Ambivalente Nachbarschaften: Religiös-kulturelle und gesellschaftlich-politische Aspekte eines Theoriekonzepts

Yossef Schwartz (Tel Aviv University):
Ambivalente Momente intellektueller Nachbarschaft: Eine mittelalterliche Perspektive

Stefanie Fischer (Zentrum für Antisemitismusforschung):
Juden und Nichtjuden im ländlichen Deutschland nach der Shoah

11:00-11:30 Kaffeepause

11:30-13:30
Panel: Alltagsbeziehungen im Mittelalter

Moderation: Gury Schneider-Ludorff (Augustana-Hochschule Neuendettelsau)

David Schnur (Saarländisches Landesarchiv):
Alltägliches aus den christlich-jüdischen Beziehungen in den Reichsstädten der spätmittelalterlichen Wetterau

Eveline Brugger (Institut für jüdische Geschichte Österreichs):
Das Fenster zum Nachbarn. Jüdisch-christliche Alltagskontakte im mittelalterlichen Österreich

Rainer Barzen (Universität Münster):
Juden und Christen als Nachbarn zwischen Nähe und Abgrenzung

13:30-14:30 Mittagessen

14:30-16:00
Panel: Städtische Begegnungsräume 1: Frankfurt, Budapest und Wien

Moderation: Rahel Blum (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Wolfgang Treue (Universität Duisburg-Essen):
Mythos Judengasse - christlich-jüdische Nachbarschaft im frühneuzeitlichen Frankfurt am Main

Susanne Korbel (Universität Graz):
Intimität(en) in den Metropolen der Jahrhundertwende: Formen jüdisch-nichtjüdischen Zusammenlebens in Budapest und Wien

16:00-16:30 Kaffeepause

16:30-18:30
Panel: Verweigerung und Aufkündigung von Nachbarschaft

Moderation: Imanuel Clemens Schmidt (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Friedrich Battenberg (Technische Universität Darmstadt):
Die Ausgrenzung der Frankfurter Juden aus der städtischen Gesellschaft. Rechtliche Aspekte ihrer Ghettoisierung im 15. Jahrhundert

Michelle Stoffel (Universität Trier):
„... bey unsrer vieljährigen Nachbarschaft“ – Der jüdische Publizist Eduard Reis (1805–1881) als Vorkämpfer der Emanzipation

Andreas Brämer (Institut für die Geschichte der deutschen Juden):
Nachbarn? Gäste? Juden und jüdische Ritualpraxis im Nachkriegsdeutschland

19:00-20:00
Keynote Vortrag:

Marion Kaplan (New York University):
The Complexities of Friendship: Jews and non-Jews in the Kaiserreich

Moderation: Stefan Vogt (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Dienstag 14.11.2023 (Casino 1.811)

10:00-12:00
Panel: Städtische Begegnungsräume 2: Synagoge, Kaffeehaus und Heilbad

Moderation: Fani Gargova (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Cornelia Berger-Dittscheid (Goethe-Universität Frankfurt am Main):
Synagogen in nichtjüdischen Räumen – Hoffnung auf Eintracht und Toleranz im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Shachar Pinsker (University of Michigan):
Coffee and Conversation: The Kaffeehaus as a Modern Space of Jewish Friendship and Sociability

Stephan Wendehorst (Universität Wien):
Das Heilbad als jüdischer Ort: Rechtliche Rahmenbedingungen und Fallbeispiele unter besonderer Berücksichtigung Hessens

12:00-13:30 Mittagessen

13:30-15:30
Panel: Politische Interaktionen

Moderation: Tilmann Gempp-Friedrich (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Imanuel Clemens Schmidt (Goethe-Universität Frankfurt am Main):
Geteilte Räume: Über jüdische Erfahrungen von 1848/49 in Frankfurt

Margarete Tiessen (TU Chemnitz):
Juden und Nichtjuden in der Novemberrevolution

Jonathan Voges (Universität Gießen):
Politische Nachbarschaftspflege. Norbert Regensburger im braunschweigischen Landtag und im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens

15:30-16:00 Kaffeepause

16:00-18:00
Panel: Nationalsozialismus und Nachkriegszeit

Moderation: Stefanie Nathow (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Axel Töllner (Augustana-Hochschule Neuendettelsau):
Zwischen Solidarität und Eigennutz. Jüdisch-christliche Nachbarschaften im ländlichen Franken unter nationalsozialistischen Vorzeichen

Anna Junge (Zentrum für Antisemitismusforschung):
Wiedersehen nach der Shoah: Jüdisch-nichtjüdische Nachbarschaft im hessischen Dorf in der Nachkriegszeit

Tobias Freimüller (Fritz Bauer Institut):
Fremdheit und Versöhnung. Zum deutsch-jüdischen Gespräch nach 1945

Kontakt

Stefan Vogt, s.vogt@em.uni-frankfurt.de

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