Geschichtslernen in Zeiten der Krise

CfA: Geschichtslernen in Zeiten der Krise

Veranstalter
Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik der PH FHNW
PLZ
CH-5000
Ort
Aarau
Land
Switzerland
Findet statt
Digital
Vom - Bis
02.01.2024 -
Deadline
30.03.2024
Von
Julia Thyroff, Zentrum politische Bildung und Geschichtsdidaktik, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz

Es werden Artikel erbeten, die

1) die theoretischen oder normativen Grundlagen für historisches Lernen und Lehren in Zeiten der Krise(n) sowie für deren empirische Erforschung in den Blick nehmen (z. B. Konzepte wie «Anthropozän», «Zeit», «Agency», «Problemorientierung»), oder

2) themenbezogene empirische Studien (qualitative, quantitative, triangulative) ins Zentrum stellen, deren Design oder Ergebnisse auf die Krisenhaftigkeit der gegenwärtigen Geschehnisse bezogen sind.

CfA: Geschichtslernen in Zeiten der Krise

Gegenwärtig lassen sich zahlreiche Phänomene beobachten, die öffentlich häufig als Krisen gelten (z. B. Fluchtbewegungen, Klimawandel, Corona-Pandemie, Ukrainekrieg). Als «Krise» (grie. Κρίσις für Entscheidung, Zuspitzung) werden üblicherweise Situationen gedeutet, in denen damit zusammenhängende interne oder externe Ereignisse als Gefahren – aber auch Chancen – für Subjekte oder Systeme (z.B. Mensch-Umwelt-System, Wirtschaft, Gesellschaft) erscheinen, die Unsicherheiten sowie Zeit- und Handlungsdruck erzeugen, da die Informationen nicht ausreichen, um angemessene damit verbundene Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Zum Teil werden die genannten multiplen Krisen der Gegenwart als sich gegenseitig verstärkend und Ausdruck oder Ergebnis des menschgemachten (Erd-)Zeitalters unter dem Begriff «Anthropozän» gefasst. Dieser Begriff wird unter anderem genutzt, um zu zeigen, dass menschliches Handeln, welches auf Wachstum und Fortschritt ausgerichtet ist, Teil des Problems statt der Lösung ist.

Geschichtsdidaktisch handelt es sich um aufregende Zeiten, da theoretisch angenommen wird, dass Verunsicherungen, Dissonanzen oder Probleme, die sich ebenfalls als Krisen auffassen lassen, historisches Denken von Subjekten anregen, sofern sie sich historisch deuten lassen. Folglich zielt historisches Lernen in formalen und non-formalen Kontexten wie (Hoch-)Schulen, Museen, Gedenkstätten usw. unter dem Kompetenzparadigma auf die Förderung von Problemlösefähigkeiten, die häufig kognitiv interpretiert werden. Aufgrund der Bedrohlichkeit der genannten Erscheinungen geraten ausserdem emotionale und moralische Aspekte historischen Lernens in den Blick, die in der geschichtsdidaktischen Forschung bisher selten berücksichtigt wurden. Gleichzeitig scheint offen, welchen Beitrag die genannten Lehr-Lern-Prozesse für die gesellschaftliche Lösung von Krisen leisten können. Schliesslich steht infrage, welche Krisennarrationen gegenwärtig von wem für wen (Akteur:innen, Gruppen, Gesellschaften) und mit welcher Bedeutung erzählt und gehört werden sowie welchen Beitrag sie für die Wahrnehmung und Lösung von Krisen leisten und wie damit in der Geschichtsvermittlung umzugehen ist. Bisher sind die Chancen und Herausforderungen der skizzierten Zusammenhänge in der Geschichtsdidaktik noch kaum diskutiert und noch seltener empirisch beforscht worden.

Für den Band «Geschichtslernen in Zeiten der Krise» werden daher Artikel erbeten, die

1.) die theoretischen oder normativen Grundlagen für historisches Lernen und Lehren in Zeiten der Krise(n) sowie für deren empirische Erforschung in den Blick nehmen (z. B. Konzepte wie «Anthropozän», «Zeit», «Agency», «Problemorientierung»),

2.) themenbezogene empirische Studien (qualitative, quantitative, triangulative) ins Zentrum stellen, deren Design oder Ergebnisse auf die Krisenhaftigkeit der gegenwärtigen Geschehnisse bezogen sind.

Konkret werden Beiträge zu den folgenden Themenfeldern erbeten:

Geschichtswissenschaftliche, -theoretische und -didaktische Ansätze, etwa
- zu den Grundlagen historischen Denkens, Lernens, Lehrens und der Geschichtskultur oder verwandter Konzepte in Krisenzeiten,
- zu den Chancen und Herausforderungen, welche in der Nutzung von Krisen-Konzepten oder in spezifischen Krisen für die Domäne liegen,
- zu den Folgen der Krisen für die Konzeptentwicklung, Theoriebildung, Forschung und (non-) formale Geschichtsvermittlung (z.B. Veränderungen des Kultur- und Naturbegriffs, der zentralen Kategorien, Erkenntnisverfahren, (kognitiv-affektiven) Ziele, Verhältnisse von Klima-, Tier-, Mensch-Natur-Umweltgeschichte(n), zu den Nachbardisziplinen),
- zu normativ-moralischen Fragen in Krisenzeiten (z.B. Grundlagen, Perspektiven, (Klima-) Gerechtigkeit).

Empirische Studien
- zu historischem Lernen und Lehren in Zeiten der Krisen (z. B. in Bezug auf Krieg, Pandemie, Klimawandel, Flucht- und Migrationsbewegungen, sich wandelnde Mensch-Umwelt-Beziehungen),
- zu Lösungsansätzen mittels Geschichte (z. B. digitales historisches Lernen, fachübergreifendes Lernen),
- zu Krisennarrativen (z. B. Schulbucherzählungen, Lehrpläne) und deren Vermittlung,
- zur Lernzielbestimmung und -überprüfung in Krisenzeiten für verschiedene Personengruppen (z. B. Schüler:innen, Studierende, Lehrkräfte, Historiker:innen) in (non-) formalen Bildungskontexten (z. B. Interventionen, Design-Based-Research, Kompetenztests, qualitative Analysen),
- zu Professionalisierungsprozessen an Schulen, Hochschulen und weiteren Institutionen zum Umgang mit und in Krisenzeiten und
- zur Geschichtskultur und non-formalen Geschichtsvermittlung in Krisenzeiten.

Informationen zu den formalen Anforderungen für Beiträge sind hier verfügbar:
https://www.geschichtsdidaktik-empirisch.ch/sammelbaende/geschichtslernen-in-zeiten-der-krise/

Interessierte Personen bitten wir bis zum 2. Januar 2024 um die formlose Interessenbekundung per E-Mail sowie die Einsendung der Artikel bis zum 30. März 2024 an folgende Adresse: martin.nitsche@fhnw.ch

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martin.nitsche@fhnw.ch

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