Holocaustliteratur und Ego-Dokumente

Holocaustliteratur und Ego-Dokumente

Veranstalter
Centrums für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz in Kooperation mit dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien im Rahmen von EHRI-AT
PLZ
8010
Ort
Graz
Land
Austria
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
11.12.2023 - 12.12.2023
Von
Gerald Lamprecht, Centrum für Jüdische Studien, Karl-Franzens-Universität Graz

Tagung des Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz in Kooperation mit dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) im Rahmen von EHRI-AT (European Holocaust Research Infrastructure Austria) durchgeführt.

Holocaustliteratur und Ego-Dokumente

Das Schreiben über den Holocaust war von Anfang an von Überlegungen zur Form, zu den Grenzen der Sprache und des Mediums selbst und zu den (Un)Möglichkeiten der Vermittlung von Wissen an künftige Generationen geprägt. Worüber reden wir also, wenn wir über Holocaustliteratur sprechen? Und wie können literarische Texte und Ego-Dokumente in Beziehung gesetzt werden?

Der Begriff der „Holocaustliteratur“ erfuhr in den letzten Jahren in den Literaturwissenschaften zunehmende Aufmerksamkeit, die sich nicht zuletzt auch in unterschiedlichen Definitionsversuchen niederschlug. Diese konzentrierten sich auf Fragen nach Genre oder Gattung ebenso wie auf unterschiedliche Zeitebenen, Thematiken und Erfahrungen. Es wurde nach textlichen und narrativen Strukturen gefragt und ein gewisser Kanon an Texten und Autor:innen bildete sich heraus.

In den Holocaust Studies rückten nicht zuletzt in Nachfolge von Saul Friedländers Forderung nach einer integrierten Geschichte des Holocaust Ego-Dokumente zunehmend in das Blickfeld der Forschungen. Dabei ging es um Fragen der Agency, der Erfahrungen ebenso wie Faktizität.

Die Tagung „Holocaustliteratur und Ego-Dokumente“ greift die unterschiedlichen Debatten auf und zielt darauf ab, literatur- und geschichtswissenschaftliche Perspektiven auf Holocaustliteratur und Ego-Dokumente miteinander ins Gespräch zu bringen. Dabei geht es neben einer Bestandsaufnahme von Sammlungen lebensgeschichtlicher und literarischer Texte in und über Österreich im Besonderen um Fragen von Überschneidung und Abgrenzung ebenso wie um methodische Zugänge und die Bedeutung von Holocaustliteratur und Ego-Dokumenten für die Holocaustforschung.

Programm

11.12.2023:

9:00 REGISTRATION
9:30 - 10:00: BEGRÜSSUNG UND EINFÜHRUNG/ WELCOME AND INTRODUCTION
Moderation: Gerald Lamprecht
Dekan: Univ.-Prof. Dr. Arne Ziegler
ALin Mag.a Ursula Brustmann Vertreter der Stadt Graz
Einführung: Olaf Terpitz

10:00-11:30: KEYNOTE : AFFECTIVE ARCHIVES
Marianne Hirsch (Columbia University, New York) Moderation: Olaf Terpitz (Graz)

BREAK

12:00-13:00: ON TESTIMONIES: THEORETICAL REFLECTIONS
Chair: Marianne Windsperger (Wien)
Stefania Zezza (Rome):
Survivors’ Memoirs between Historiography and Literature: Lisa Mano Pinhas, Olga Lengyel, Ruth Klüger
Aurélia Kalisky (Wien):
The Theory of Testimony after the ‘Testimonial Turn’

BREAK

14:30-16:00: GENRE AND TRANSGRESSION I
Chair: Éva Kovács (Wien)

Alexander Williams (Amsterdam):
Bełżec, Sobibór and Treblinka, or: Extermination and the Question of Genre
Marta Dudzik-Rudkowska (Haifa):
When Personal Experience Transgresses the Genre.
Esh Kodesh Holocaust Sermons as Ego Documents
Lea von der Hude (Wien):
Zum Verhältnis der Vermittlung des Holocaust in
Ego-Dokumenten und kulturgeschichtlichen Zeugnissen am Beispiel der Zeitschrift Fun letstn churbn

BREAK

16:30 - 18:00: GENRE AND TRANSGRESSION II
Chair: Gerald Lamprecht (Graz)

Lisa Silverman (Milwaukee):
lnterpreting Marginalia in Holocaust Research: Doodles, Drawings, and Veit Harlan’s Ego-Documents
Arvi Sepp (Brussels):
The Diary as a Genre and a Document: Reflections on Literariness and Facticity
Anika Binsch (Gießen):
Ist das Literatur? Die Frage nach der Literarizität in frühen deutschsprachigen Werken der Holocaust- und Lagerliteratur sowie in der Buchkritik von 1945 bis 1949

EMPFANG / RECEPTION

12.12.2023

9:00 – 11:00: EDITIONEN UND SCHREIBEN
Chair: Martina Niedhammer (Graz/München)

Daniel Hoffmann (Köln):
Stimmenwechsel/Stimmungswechsel. Vom autobiografischen
zum biografischen Schreiben in der Holocaustliteratur am Beispiel von Paul Hoffmann
Charlie Knight (Southampton):
Letters and a ‘Little Story’: Narrative Construction in the Private Collection of the Amberg Family
Jacqueline Vansant (Dearborn, Michigan):
Briefe und Briefausgaben als Holocaustliteratur
Renate Meissner/Michaela Niklas (Wien):
Lebensgeschichten und Geschichte. Ego-Dokumente von Opfern des Nationalsozialismus und ihre Bedeutung für eine integrierte Geschichte des Holocaust

BREAK

11:30 – 12:30: BYSTANDER AND PERPETRATOR
Chair: Wolfgang Schellenbacher (Wien)

Gergely Kunt (Miskolc):
Does Empathy Have a History? – Or Why and How to Read Bystander Ego Documents
Joanne Pettitt/Sue Vice (Kent/Sheffield):
Generic Hybridity in Perpetrator Descendant Writing

BREAK

14:30-16:30: MEDIATIONS
Chair: Victoria Kumar (Bregenz)

Ágnes Székely/Erzsébet Fanni Tóth (Wien):
Holocaust Literature and Ego Documents in the Classroom: Working Towards a Feasible Educational Approach
Carson Phillips (Toronto):
Ego Documents as a Source for Holocaust Literature: Ephemeral Understandings from Writings of Leslie Fazekas, Judit Felberman, and Anna Molnár Hegedüs
Ariel Roitman (London):
A Critical Survey of Holocaust Theatre and it´s Future in a Post-Survivor Era
Georg Marschnig (Wien):
Mehr als Maus. Geschichtsdidaktische Anmerkungen zur Holocaustliteratur im Spannungsfeld von Egodokumenten und Graphic Novels

BREAK

17:00-18:30: MORE THAN A GENRE: DIARIES
Chair: Mirnes Sokolović (Wien)

Sharon Kangisser Cohen (Jerusalem):
Intrusive or Summoned Memories? The Post-war Diaries of Yehuda Bacon
Viktoriya Sukovata (Kharkiv):
Diary of the Jewish Doctor Albert Tsessarsky as Ego Document on the Holocaust in Central Ukraine
Benjamin Grilj (St. Pölten):
Rudolf Tintners Theresienstadt Tagebuch 1944–1945. Umgang mit einem Egodokument

18:30: SCHLUSSBEMERKUNGEN / CONCLUDING REMARKS

Kontakt

gerald.lamprecht@uni-graz.at

https://juedischestudien.uni-graz.at/de/neuigkeiten/detail/article/2.-ehri-at-tagung-holocaustliteratur-und-ego-dokumente/
Redaktion
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