Kulturelle Phänomene können als Produkte gesellschaftlicher Normierungsprozesse charakterisiert werden. Aus archäologischer Sicht ist es möglich, Relikte der materiellen Kultur auch hinsichtlich ihrer räumlichen Verteilung zu erkennen und zu analysieren. Sie sind damit zum einen Ausdruck räumlich verdichteter sozialer Identität und zum anderen von kommunikativen Beziehungen, die deutlich über bestimmte soziale Rahmen mit mehr oder weniger räumlicher Stabilität hinausreichen. „Kultur“ als Ausdrucksform sozialer Identitäten unterliegt also stets dem Wechselspiel von Homogenisierung und Differenzierung und ist sowohl Ausgangspunkt als auch Produkt dynamischer Aushandlungsprozesse, die auch unter sozialräumlicher Perspektive analysiert werden können.
Betrachtet man das Mittelalter und die Neuzeit in Europa, so lassen sich sowohl Homogenisierungen als auch Differenzierungen von Objekten der materiellen Kultur beobachten. Dies kann bestimmte Objektgruppen betreffen, wie etwa die Vereinheitlichung spätmittelalterlicher Bekleidungsaccessoires bei gleichzeitiger regionaler Differenzierung in der Gefäßkeramik. Es gilt aber auch zu klären, ob es bestimmte Zeiträume gibt, in denen mehrere kulturelle Phänomene überregional gleichzeitig auftreten. Ziel der Tagung ist es weniger, diese Phänomene zu beschreiben, sondern, anhand dieser, mögliche Gründe für regionale Differenzierung versus überregionale Homogenisierung kultureller Phänomene zu identifizieren und zu diskutieren.