Rechtsextremismus zwischen Hegemonie und Eskapismus

CfP: Summer School „Rechtsextremismus zwischen Hegemonie und Eskapismus“

Veranstalter
Dr. Hans-Ulrich Probst, Praktische Theologie, Universität Tübingen; Dipl.-Soz. Felix Schilk, Englisches Seminar, Universität Tübingen (Universität Tübingen)
Ausrichter
Universität Tübingen
Gefördert durch
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF); Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern
PLZ
72074
Ort
Tübingen
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
10.09.2024 - 13.09.2024
Deadline
30.06.2024
Von
Felix Schilk, Englisches Seminar, Universität Tübingen

Vom 10.-13. September 2024 findet an der Universität Tübingen die Summer School „Rechtsextremismus zwischen Hegemonie und Eskapismus“ statt. Wir möchten über verschiedene Submilieus, Narrative und Hegemoniestrategien des gegenwärtigen Rechtsextremismus diskutieren und in einer Forschungswerkstatt gemeinsam Material analysieren. Dazu bitten wir bis zum 30. Juni um Beitragsvorschläge.

CfP: Summer School „Rechtsextremismus zwischen Hegemonie und Eskapismus“

Der zeitgenössische Rechtsextremismus besteht aus diversen Subkulturen und überschneidet sich mit anderen rechten Phänomenen. Ein verbindendes Element sind kulturkritische Gegenwartsdeutungen in den Registern von Krise, Dekadenz und Zusammenbruch, die auch zum Repertoire des neuzeitlichen Konservatismus und der faschistischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts gehörten. Apokalyptische Vorstellungen des Geschichtsverlaufs bilden dabei ein Metanarrativ, das innerhalb verschiedener rechtsextremer Milieus unterschiedlich interpretiert wird.

Vor allem in den USA und Russland gibt es rechte Bewegungen, die hoffnungsvoll und affirmativ auf einen apokalyptischen Zusammenbruch blicken. So propagieren der sogenannte Akzelerationismus und die „Neoreaktionäre Bewegung“ eine Beschleunigung der technologischen Entwicklung, um die aus ihrer Sicht ineffizienten demokratischen Vermittlungsprozesse auszuschalten. Russische Neofaschisten wie Alexander Dugin hoffen auf den Untergang des „kollektiven Westens“ und den Beginn einer „multipolaren Weltordnung“. In Deutschland und Frankreich philosophieren neurechte Publizisten wie Guillaume Faye und Benedikt Kaiser von einer „Konvergenz der Katastrophen“, die zur politischen Mobilisierung und für einen „Regime Change von rechts“ (Martin Sellner) genutzt werden soll. Das Gegenmodell zu diesen Hegemoniestrategien bilden eskapistische Lebensformen wie Reichsbürger, Prepper oder völkische Siedler. Auch Martin Sellner schlägt als Plan B eine „Strategie der Sammlung“ in staatsfernen Räumen vor, die an das Konzept der „National befreiten Zonen“ der neonazistischen Kameradschaftsszene angelehnt ist. Statt innerhalb der kulturellen und politischen Logik der Gegenwartsgesellschaft zu agieren, steht hier entweder der Ausstieg oder das Training für den „Tag X“ im Vordergrund. Das in rechtslibertären bzw. proprietaristischen Bewegungen propagierte Konzept der Privatstädte lässt sich als Synthese beider Ansätze verstehen. Die in beiden Fällen apokalyptisch geprägte, antiliberale Gegenwartsdeutung wollen wir in unserer Summer School „Rechtsextremismus zwischen Hegemonie und Eskapismus“ als Ausgangspunkt für eine analytische Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Formen der extremen Rechten nehmen.

Die Summer School findet in Kooperation mit dem neu gegründeten Institut für Rechtsextremismusforschung (IRex) statt und bietet die Möglichkeit zur Präsentation und Diskussion von (aktuell laufenden, projektierten und abgeschlossenen) geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungsprojekten. Sie richtet sich primär an Doktorand:innen, ist aber auch offen für Projekte von Postdoktorand:innen und thematisch passende Masterarbeiten. Teil der Summer School ist eine halbtägige Forschungswerkstatt zur qualitativen Sozialforschung mit Prof. Dr. Jörg Strübing, in dem wir gemeinsam an empirischem Material arbeiten werden.

Wir bitten bis zum 30. Juni 2024 um Abstracts (ca. 3000 Zeichen/400 Wörter + Kurzbiografie) für 30-minütige deutsch- oder englischsprachige Beiträge, die sich an einem der folgenden Punkte orientieren:
- Rechte Hegemoniestrategien im politischen und vorpolitischen Raum, u.a. Analyse rechter Netzwerke und Länderstudien bzw. -vergleiche
- Genealogie rechter Kulturpolitik und rechter Metanarrative, u.a. historische, ideengeschichtliche und religiöse Bezüge
- Eskapistische Strategien von Reichsbürgern, völkischen Siedlern, Preppern und ähnlichen Phänomenen
- Rechtslibertäre bzw. proprietaristische Formen des Rechtsextremismus
- Apokalyptische Vorstellungen in der Krypto- und Tech-Szene
- Anknüpfungspunkte von Rechtsextremismus, Verschwörungsideologie und Apokalyptik in der Manosphere, bei Incels und Red Pillern
- Adressierung dieser Themenkomplexe in der politischen Bildung, der Präventionund der Deradikalisierung

Bitte geben Sie an, ob Sie Material in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und schicken die Abstracts an hans-ulrich.probst@uni-tuebingen.de und felix.schilk@uni-tuebingen.de.

Es ist geplant, die Beiträge der Summer School anschließend in einem Sammelband zu veröffentlichen. Einreichungsfrist für die Manuskripte ist der 31. Dezember 2024.

Mit der Teilnahme an der Summer School können folgende Kosten übernommen werden:
- und Abreise (Bahn, 2. Klasse)
- Unterkunft in Tübingen
- Verpflegung während der Summer School, inkl. Dinner am 7. September

Kontakt

hans-ulrich.probst@uni-tuebingen.de
felix.schilk@uni-tuebingen.de

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