Die globale Luftfahrtindustrie im Wandel: Ausbildung – Infrastruktur – Organisation – Perspektiven

Tagung: Die globale Luftfahrtindustrie im Wandel: Ausbildung – Infrastruktur – Organisation – Perspektiven

Veranstalter
Professur für Europäische Wissens- und Kommunikationsgeschichte der Moderne an der Universität Siegen; Forschungsnetzwerk für Verkehrspilotenausbildung (FHP) e.V. (Historisches Seminar, Universität Siegen)
Ausrichter
Historisches Seminar, Universität Siegen
PLZ
57076
Ort
Siegen
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
24.10.2024 - 25.10.2024
Deadline
21.06.2024
Von
Sabrina Lausen, Historisches Seminar, Universität Siegen

Wie hat sich die globale Zivilluftfahrt von ihren Anfängen bis in die heutige Zeit verändert? Welche ökonomischen, politischen und technischen Entwicklungen haben sie geprägt? Und wie haben sich diese Prozesse auf die Menschen ausgewirkt, die in der Luftfahrtindustrie tätig sind? Die geplante Tagung möchte Nachwuchswissenschaftler:innen unterschiedlicher Fachdisziplinen und Expert:innen aus der Luftfahrt zusammenbringen, um über diese und andere Fragen zu diskutieren.

Tagung: Die globale Luftfahrtindustrie im Wandel: Ausbildung – Infrastruktur – Organisation – Perspektiven

Die Luftfahrtindustrie ist eine der am stärksten wachsenden Branchen der Welt. Selbst die jahrelange Zäsur durch die Covid-19-Krise konnte daran auf Dauer nichts ändern. Auf Outsider wirkt ihre Historie deshalb oftmals wie eine linear verlaufende Erfolgsstory.

Doch war die globale Luftfahrt stets durch umstrittene Entwicklungen, Rückschläge und nicht zuletzt durch eine Vielzahl von Zwischen- und Unfällen geprägt. Obwohl die Luftfahrt vor allem im Hinblick auf ihre Sicherheitsstandards als eine eher konservative Branche gilt, führte dies zu einem ständigen Lern- und Veränderungsprozess, der ganze Berufsgruppen am Boden und in der Luft, aber auch die Infrastrukturen auf der Makro-, Meso- und Mikroebene betraf und immer noch betrifft. Ein Ende dieses Prozesses ist nicht in Sicht. Vielmehr kündigen sich seit Jahren immer neue Entwicklungen an, die massive Folgen für die Industrie als Ganzes haben werden. Hierzu zählen die jüngst immer wieder geäußerten Ankündigungen von Reduzierungen der Cockpit-Besatzungen (Reduced Crew Operations) bis hin zu einem komplett „pilotenlosen Cockpit“ oder sogar autonom operierenden Fluggeräten; des Weiteren die Etablierung neuer Antriebssysteme und anderer technischer Innovationen, der verstärkte Einsatz von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz oder auch das Thema Nachhaltigkeit und Klimaneutralität als zukünftiger Wettbewerbsfaktor.

Über die Mehrzahl der Lern- und Veränderungsprozesse in der Zivilluftfahrt ist von einem kultur- und sozialwissenschaftlichen Standpunkt aus noch viel zu wenig bekannt. Dabei hat kaum ein technisches Artefakt die räumliche und zeitliche Wahrnehmung des Menschen so sehr beeinflusst und die Welt näher zusammengebracht wie das Flugzeug. Ihm kommt damit historisch eine ähnliche Bedeutung zu wie der inzwischen gut erforschten Telekommunikation. Trotzdem gilt die Zivilluftfahrt noch immer als Forschungslücke.

In diese Forschungslücke soll die geplante Tagung stoßen. Den historischen Wandel, aber auch dessen Folgen für die Gegenwart und die Zukunft der Zivilluftfahrt möchten die Professur für Europäische Wissens- und Kommunikationsgeschichte der Moderne an der Universität Siegen und das Forschungsnetzwerk für Verkehrspilotenausbildung (FHP) e.V. diskutieren und laden hierzu Expert:innen aus der Luftfahrtindustrie sowie (Nachwuchs)-Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Fachdisziplinen ein. Im Fokus der Tagung sollen Veränderungsprozesse stehen, von der die typischen Berufsgruppen und ihre Ausbildung, aber auch ganze Infrastrukturen (Institutionen, Organisationen, Flughäfen etc.) betroffen waren oder immer noch sind. Dabei soll auch hinterfragt werden, ob diese Transformationen intrinsisch – z.B. durch die Anregung von bestimmten Gruppen – oder extrinsisch – z.B. durch ökonomischen Druck – motiviert waren und sind.

Konkrete Fragestellungen und Themen könnten sein:
- Welche ökonomischen, politischen, sozialen oder technischen Veränderungsprozesse haben sich auf die globale Luftfahrtindustrie ausgewirkt?
- Inwiefern reagierten die Infrastrukturen auf die hieraus entstehenden Herausforderungen?
- Wieviel Rücksicht nahm man auf die menschlichen Akteure in unterschiedlichen Berufsgruppen und ihre Bedürfnisse in den oben genannten Veränderungsprozessen? Welche Rolle spielten hierbei ethische Erwägungen?
- Inwiefern war (und ist) die Geschlechterfrage von Bedeutung?
- Welche Rolle kam der nationalen und internationalen Politik als Akteur in der Luftfahrt zu? Wie reagiert sie auf offene Fragen, Probleme, Missstände usw.?
- Welche Bedeutung kam häufig konstatierten Faktoren wie der Deregulierung oder dem globalen Wettbewerb, häufig zusammengefasst unter dem Stichwort des „Primats der Ökonomie“, zu?
- Welche Rollen spielen Wissenschaft und Forschung? Fungieren sie als selbständige decisionmaker? Oder realisieren sie eher die Wünsche und Vorstellungen der Industrie (enabler)?
- Wann wurde die Umweltfrage virulent? Wie verändern Debatten um Umweltschutz, Lärmbelästigung, Klimawandel etc. die Zivilluftfahrt?
- Inwiefern wurde bei allen Veränderungsprozessen die Safety als ‚höchstes Gut‘ der Luftfahrt berücksichtigt?

Der Call for Paper richtet sich an Wissenschaftler:innen ab der Frühphase der Promotion. Vorträge mit einem historischen Schwerpunkt sind erwünscht; grundsätzlich begrüßen die Veranstalter:innen jedoch Vorschläge aus jeder Disziplin, in der sich Forschende mit den oben genannten Fragen beschäftigen. Dies gilt für sämtliche Sozial- und Kulturwissenschaften sowie für Wissenschaftler:innen, die an der Schnittstelle zwischen Sozial-, Kultur- und Technikwissenschaften tätig sind, wie z.B. die Science and Technology Studies.

Das erklärte Ziel der Veranstaltung ist es, nicht nur den transdisziplinären Austausch zwischen Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Fachrichtungen zu fördern, sondern auch, Wissenschaftler:innen mit Vertreter:innen aus der Luftfahrt ins Gespräch kommen zu lassen. Die Vorstellung von Forschungsprojekten, für die ein Kontakt zu bestimmten Behörden, Gewerkschaften, Netzwerken etc. sinnvoll oder sogar erforderlich wäre, sind deshalb ausdrücklich willkommen.

Vorschläge für Vorträge auf Deutsch oder Englisch im Umfang von 20 Minuten zu den aufgeführten Themen erbitten wir mit einem kurzen Abstract (max. 300 Wörter inkl. 3 Keywords) und einem short CV in einer gemeinsamen PDF-Datei bis zum 21. Juni 2024. Referent:innen werden bis Mitte Juli informiert.

Abstracts und Fragen zur Veranstaltung richten Sie bitte an Dr. Sabrina Lausen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Europäische Wissens- und Kommunikationsgeschichte der Moderne an der Universität Siegen: Sabrina.Lausen@uni-siegen.de

Kontakt

Sabrina.Lausen@uni-siegen.de