Eine Zweite Oeffentlichkeit?
Zur Verbreitung von Untergrund-Literatur waehrend der 80er Jahre
eine Tagung des
Leipziger Kreises. Forum fuer Wissenschaft und Kunst
Freitag, 22. Juni 2001, 14.00-22.00 Uhr
im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig
INFORMATIONEN zum Forschungsprojekt und zur Tagung:
Im Rahmen seines aktuellen Projektes naehert sich der "Leipziger Kreis"
der Zweiten Oeffentlichkeit aus zeithistorischer, kuenstlerischer und
vergangenheitspolitischer Perspektive.
Eine Zweite Oeffentlichkeit bildete sich in der DDR wie auch in anderen
ostmitteleuropaeischen Laendern neben der staatlich zensierten
Oeffentlichkeit. Um den gesellschaftlichen Raum als Sphaere des Politischen
zu reorganisieren und um eine von offiziellen Sprachregelungen geloeste
Diskussion ueber notwendige politische Veraenderungen in Gang zu bringen,
wurden selbstverlegte Flugschriften, Hefte und Buecher verteilt.
Zeitgeschichte
Die zeithistorische Studie hat die in Leipzig zwischen 1981 und dem Herbst
1989 erschienen acht Zeitschriften sowie deren Verbreitung untersucht. Das
sehr unterschiedliche Profil der einzelnen Veroeffentlichungen reicht von
Informationsblaettern der politisch-alternativen Gruppen und oekologischen
Nachrichten ueber Menschenrechts-Dokumentationen bis hin zu literarisch und
bildkuenstlerischen Arbeiten. Diese inoffiziellen Publikationen wurden per
Post und von Hand zu Hand nicht nur in Leipzig und in der DDR, sondern auch
in den Westen Deutschlands verteilt. Die sich so herausbildende Zweite
Oeffentlichkeit umfasste im Laufe der 80er Jahre unterschiedlich grosse
Leserkreise, die einander in einigen - zumeist inhaltlich gemeinsamen -
Feldern ueberschnitten.
Kunst
Neben der wissenschaftlichen Perspektive dienen literarische und
bildkuenstlerische Arbeiten dazu, den Zugang zu Vergangenheit auf einer
anderen Ebene zu ermoeglichen. Kunst wird hierbei nicht als Illustration
verstanden sondern als Weg, ueber den Aspekte der Geschichte erschlossen
werden koennen, die sich einer wissenschaftlichen Erfassung entziehen. Im
Leser bzw. Rezipienten der kuenstlerischen und wissenschaftlichen Studien
gilt es hierbei eine Reflexion ueber die behandelte Zeit in Gang zu
bringen.
Vergangenheitspolitik
Vor dem Hintergrund einer Zeitgeschichtsforschung, die sich in den
zurueckliegenden zehn Jahren vornehmlich der ostdeutschen Teilgeschichte
gewidmet hat, versucht die Studie, die erforschte Zweite Oeffentlichkeit in
einen gesamtdeutschen Kontext einzubetten. Der Blick in die dazu
notwendigen westdeutschen Quellen wird jedoch weiterhin durch die
30jaehrige Sperrfrist des Bundesarchivgesetzes groesstenteils verwehrt.
Ausnahmegenehmigungen, die hiervon gewaehrt wurden, zeitigten bislang
eher eine "Hofgeschichtsschreibung" (Potthoff) denn ein kritische
Auseinandersetzung mit deutscher Zeitgeschichte.
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Eine Tagungsgebuehr wird nicht erhoben.
Der Leipziger Kreis bittet um eine kurze Rueckmeldung an:
info@leipziger-kreis.de, TEL. 0341-30690336, oder FAX 30690477