10 Jahre Forschungen zur ostdeutschen Agrarentwicklung 1945 bis 1989 - Berlin 02/2003

10 Jahre Forschungen zur ostdeutschen Agrarentwicklung 1945 bis 1989 - Berlin 02/2003

Veranstalter
Berliner Außenstelle des Instituts für Zeitgeschichte München
Veranstaltungsort
Außenstelle des IfZ, Finckensteinallee 85-87, 12205 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.02.2003 -
Deadline
30.04.2002
Website
Von
Scherstjanoi, Elke

März 2002

Die Berliner Außenstelle des Instituts für Zeitgeschichte München lädt
Interessenten/Referenten zu einem Kolloquium
"10 Jahre Forschungen zur ostdeutschen Agrarentwicklung 1945 bis 1989. Bilanz und Aussicht."
Teilnehmer: Agrarhistoriker, Agrarpolitikhistoriker, Wirtschafts- und Sozialhistoriker, Kultur- und Alltagshistoriker mit Schwerpunkt "ländliche Gesellschaft in der SBZ/DDR", insgesamt etwa 30 Personen.
Termin: voraussichtlich Januar/Februar 2003, 1,5 Tag-Veranstaltung

Ziel der Veranstaltung ist eine forschungsinterne Bestandsaufnahme der deutschen historiographischen Leistungen zum Thema DDR-Agrargeschichte. Seit Öffnung der DDR-Archive, struktureller Neuformierung der universitären und außeruniversitären Forschung in Ostdeutschland und Erweiterung der Kooperationsmöglichkeiten zwischen ost- und westdeutschen Kollegen hat sich in der Zeitgeschichtsforschung einiges getan. Doch was wurde seit der Wende konkret in der Forschung zur DDR-Agrargeschichte erreicht? Welche Ansätze erwiesen sich als aufschlußreich und tragend? Welchen neuen Erkenntnissen gebührt künftig die besondere Aufmerksamkeit der Forschung, welche alten Dispute sind überholt? Welche agrarhistorischen Befunde sollten in gesellschafts-, system-, regime- , kultur- und/oder zivilisationsgeschichtlich relevante Betrachtungen unbedingt einbezogen werden?
Kein Zweifel, die Agrargeschichte ist seit langem ein Stiefkind der deutschen Historiographie. Die westdeutsche Forschung, zu glanzvollen Zeiten vertreten durch das Gießener Zentrum mit seinem ausgeprägten Blick nach Osteuropa, konnte nach der Wende mit keiner funktionierenden Agrarhistoriker-Schule in die SBZ/DDR-Forschung einsteigen. Die ostdeutsche Agrargeschichtsschreibung brach mit der Evaluierung der AdLW und der DDR-Universitäten völlig zusammen. Einige wenige ältere Spezialisten forschen in Vereinen privat weiter. Seither haben sich viele Neueinsteiger, bestenfalls ausgerüstet mit Erfahrungen aus Forschungen zur westdeutschen Agrarentwicklung oder aus benachbarten Themenbereichen, auf die Spuren von Bodenreform und LPG-Geschichte gemacht. Wie es scheint, ist auch die Zahl der Hobby- und Laienhistoriker, die Archive nutzen und Zeitzeugen befragen, nicht gering. Ein Agrargeschichtszentrum ist allerdings nicht entstanden, die Kommunikation reduziert sich heute mehr oder weniger auf wechselseitige Kenntnisnahme von publizierten Ergebnissen der Einzelforschung. Blockinterne Vergleichsstudien sind nicht veranlaßt worden. 10 Jahre Arbeit sind daher Anlaß und zwingender Grund, Erfahrungen auszutauschen und - soweit möglich - künftige Forschungsrichtungen zu skizzieren. Dazu sollen auch einige Spezialisten aus osteuropäischen Ländern eingeladen werden. Soweit bekannt, läßt die Forschungslandschaft in den östlichen und südöstlichen Nachbarländern jedoch noch keine vergleichende Betrachtung zu Forschungsergebnissen der neueren Agrargeschichtsschreibung zu.

Die Tagung der Berliner Außenstelle des Instituts für Zeitgeschichte wird so strukturiert sein, daß die für die Agrargeschichtsschreibung der letzten Jahre wichtigen Forschungsansätze und theoretischen Zugänge nach einem entsprechenden kurzen Referat für sich genommen debattiert werden können. Die Referenten sollen nicht nur die eigenen Erfahrungen vorstellen, sondern einen Überblick geben über die unter dem jeweiligen Ansatz erfolgte Forschung im Bereich der Agrarpolitikgeschichte, der Agrarwirtschaftsgeschichte und/oder der Agrarsoziologie. Auch Erkenntnisfortschritte aus der thematisch benachbarten Forschung sollen bilanziert werden (beispielsweise aus Alltags- oder Kulturgeschichtsforschung, Agrarrecht u.ä.). Vorzustellen und zu problematisieren wären dann etwa das Anwendungsspektrum des Ansatzes, seine Möglichkeiten und Schwächen, realer Erkenntnisgewinn, terminologische und interpretatorische Divergenzen und dergleichen mehr.
Am Beginn der Tagung steht ein anregendes Einleitungsreferat, das vor allem den Diskurs der letzten Jahre auf seine Ergiebigkeit hin thematisiert.
Ein Tagungsband wird angestrebt.

Programm

Ablaufplan/Themenschwerpunkte

Erster (halber) Arbeitstag ab 14.00h
1. Leistungen und Innovationspotential der deutschen Agrargeschichtsschreibung zur DDR-Entwicklung - ein Überblick über neue Themen, Theorien, Dispute und Erkenntnisgewinne
2. Das Sowjetisierungs-Paradigma als Forschungsansatz
3. Der sozialgeschichtliche Ansatz: Soziale Milieus in ihren Kontinuitäten und Brüchen;
4. "Modernisierung"
5. SED-Herrschaftsanspruch versus bäuerliche Selbstbehauptung
Zweiter (voller) Arbeitstag, ab 9.00h
6. Betriebs- und volkswirtschaftliche Betrachtungen
7. Der deutsch-deutsche Vergleich als Forschungsansatz
8. Politische Institutionen auf dem Lande als Forschungsgegenstand
9. Regionale Forschungen: Chancen und Grenzen.
10. Ländliche Alltagsgeschichte
11. Innovationspotential der benachbarten Forschung: Umsiedler-Geschichte, Bau- und Siedlungsgeschichte, Technikgeschichte, übergreifende Forschungen zu Lebensstandard und Konsum, Geschlechterproblematik
12. Bodenrecht/ Agrarrecht als historiographischer Ansatz

Für alle Beiträge sind Referenten gesucht. Vorgesehen sind Vorträge von 20-30 Minuten mit anschließender Diskussion. Neue Ideen, die dem Grundanliegen der Tagung zugute kommen, sind erwünscht.

Kontakt

Meldung bitte bis 30. April 2002 bei Dr. Elke Scherstjanoi, tel. 030 / 84370534
email: Scherstjanoi@IfZ-Muenchen.de


Redaktion
Veröffentlicht am
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Epoche(n)
Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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