Der Begriff der „Repräsentation“ hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erfahren. Historiker/innen, Soziolog/innen, Anthropolog/innen, Philosoph/innen, Geograph/innen, Politikwissenschaftler/innen, aber auch Wirtschaftswissenschaftler/innen, Jurist/innen und Spezialist/innen der Kognitionswissenschaften haben dazu beigetragen, seine Umrisse neu zu definieren und seinen heuristischen Gehalt anzureichern, so dass er sich heute im Zentrum einer Reihe von theoretischen Debatten befindet wie eine große Zahl von empirischen Arbeiten anregt. Wie arbeiten die Geistes- und Sozialwissenschaften mit „Repräsentationen“. Welche spezifischen Besonderheiten zeichnen Akzeptanz und Gebrauch des Konzepts in den verschiedenen Disziplinen aus? Lässt sich daraus eine gemeinsame Problematisierung ableiten? Das sind einige der Fragen des Seminars, das in einer disziplin- und nationenübergreifenden Perspektive verschiedene mögliche Ansätze der „Repräsentationen“ artikulieren und kreuzen möchte.
Die Beiträge sollen sich um folgende Themenbereiche gruppieren:
- Repräsentationen und Raum (mentale Raumkonstruktionen, mental mapping, Kartographien, geo-politischer Gebrauch von Repräsentationen …)
- Repräsentationen und Mentalitäten (Repräsentationen als Objekt der Geschichtswissenschaft, Begriffswandel oder Paradigmenwechsel?)
- Repräsentationen und Diskurse (Rolle von Repräsentationen bei der Konstitution von Identität und Alterität, im Kommunikationsprozess, bei Übersetzung, Interpretation, Rezeption …)
- Repräsentation und Handlungen (soziale Produktion von Repräsentationen, Gebrauchs- und Mobilisationsformen, Effekte; wie setzen sie sich durch, wie werden sie mobilisiert, durch wen, in welchen Situationen …?)
- Repräsentationen und Politik (Staatshandeln, Referenzsysteme, Normen und Repräsentationen …)
- Repräsentationen und materielle Formen (Formen der Produktion, Diffusion und Aneignung von künstlerischen Werken, symbolische Dimension und Praxis von architektonischen Repräsentationen, städtischer Landschaften, Repräsentationen als Form der Popularisierung von Wissenschaft …)
Das Seminar möchte, in der Nachfolge einer Veranstaltung vom September 2002 zu Fragen des Untersuchungsmaßstabs in den Geistes- und Sozialwissenschaften, eine interdisziplinäre Debatte initiieren, welche die verschiedenen Konzeptionen und Reflexionsebenen der Repräsentationen konfrontiert. Damit soll Doktorand(innen) und Nachwuchswissenschaftler(innen) die Gelegenheit gegeben werden, von ihren empirischen Arbeiten ausgehend ihren eigenen Gebrauch des Konzepts und der damit zusammenhängenden Probleme zu diskutieren.