4. Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte: Kriegsende 1945
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Bernd-A. Rusinek
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Historisches Seminar
Kriegsende 1945 in Deutschland – zerbombte Städte, nationalsozialistische Durchhaltepropaganda, zurückweichende deutsche Soldaten, Flüchtlingsströme. Dieses lange vorherrschende Bild hat sich gewandelt und präzisiert. Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit traten die Endkriegsverbrechen der Wehrmacht, der SS, der Gestapo und weiterer Regime-Träger, denen Häftlinge, ausländische Arbeiter, Deserteure, Angehörige des Widerstands und verdächtigte deutsche Zivilisten zum Opfer fielen, traten Todesmärsche der Konzentrationslagerhäftlinge, marodierende Heeresstreifen.
Wie bei jedem einschneidenden Ereignis ist zwischen dem historischen Geschehen und den späteren Erzählungen zu unterscheiden. Der Erinne-rungskampf um das Kriegsende 1945 wurde zwischen der Zusammenbruchs- und Stunde-Null- sowie der Befreiungspartei ausgetragen. Bei dem Bild von der „Stunde Null“ lag das Gewicht auf dem Neuanfang, nicht auf dem sich über Monate hinziehenden Kriegsende. Durch die Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 40. Jahrestag des Kriegsendes, 1985, wurde es möglich, von „Befreiung“ zu reden, ohne unter Kommunismus- oder DDR-Verdacht zu geraten.
Einen einheitlichen Begriff ‚Kriegsende’ scheint es nicht zu geben, sondern offenbar eine Vielzahl von ‚Kriegsenden’: Individuelles und soziales Kriegsende, abhängig davon, auf welcher Seite man sich befand, Kriegsende in einzelnen Regionen, institutionelles und militärisches Kriegsende, geschlechterspezifisches und altersabhängiges Durchleben der Schlusskriegsphase. Die Perspektiven erweitern sich noch, wenn nicht nur auf Deutschland geblickt wird. Diese Perspektiven-Vielfalt spiegelt sich im Programm der Tagung wider.
Die Anordnung der Vorträge, die auf Ergebnissen der neuesten historischen Forschung basieren, verläuft vom regionalen Geschehen über die Betrachtung einzelner Bereiche und Gruppen bis zum internationalen
Vergleich, für den die Situation in den Niederlanden, in der Tschechoslowakei und in Japan herangezogen wird. Thema der literarischen Lesung ist ein „Ostarbeiter“-Schicksal bei Kriegsende. In der abschließenden Podiumsdiskussion werden einzelne Aspekte vor allem unter den Fragestellungen von Erinnerung und Verdrängung aufgegriffen. Mit dieser Tagung sollen die vielfältigen und teilweise auch widersprüchlichen Facetten eines vordergründig einfachen und eindeutigen historischen Ereignisses von großer Tragweite aufgezeigt und diskutiert werden.
Anmeldungen zum Symposium sind ab sofort möglich beim Jugendgästehaus Dachau unter der Fax-Nummer 0 81 31/3 22 95-60, unter www.dachau.de oder unter
www.jgh-dachau.de. Die Kosten für die Teilnahme mit Verpflegung und Übernachtung im Einzelzimmer belaufen sich auf EUR 52,--, im Doppelzimmer auf EUR 40,-- pro Person. Ohne Übernachtung beträgt der Beitrag pro Teilnehmer EUR 26,--.