Wissen im Netz. Botanik und Pflanzentransfer in europäischen Korrespondenznetzen des 18. Jahrhunderts

Wissen im Netz. Botanik und Pflanzentransfer in europäischen Korrespondenznetzen des 18. Jahrhunderts

Veranstalter
Institut für europäische Kulturgeschichte, Univ. Augsburg
Veranstaltungsort
Augsburg
Ort
Augsburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.09.2004 - 11.09.2004
Deadline
02.08.2004
Von
Stefan Hächler

WISSEN IM NETZ.
BOTANIK UND PFLANZENTRANSFER IN EUROPÄISCHEN KORRESPONDENZNETZEN DES 18. JAHRHUNDERTS

Interdisziplinäre Tagung im Rahmen des Graduiertenkollegs „Wissensfelder der Neuzeit. Entstehung und Aufbau der europäischen Informationskultur“

Die Tagung ist der vergleichenden Erforschung europäischer Korrespondenznetze der Frühen Neuzeit gewidmet. Damit sind Briefwechsel gemeint, die durch weiträumig grenzüberschreitende Kommunikation charakterisiert sind. Standen bisher die zentralen Figuren solcher Korrespondenzen – etwa Erasmus von Rotterdam, Henry Oldenburg oder Albrecht von Haller – im Mittelpunkt des Interesses, soll nun auf dem Weg des Vergleichs eine übergreifende Analyse von Netzwerken brieflicher Kommunikation versucht werden. Die Hauptziele werden darin bestehen, im wissenschaftsgeschichtlichen Kontext die Bedeutung sozialer Verflechtung für Emergenz und Transfer des Wissens zu untersuchen und zugleich Einblick in die Funktionsweise von Korrespondenznetzen als Medien der Vergemeinschaftung und Gruppenbildung über geographische Grenzen hinweg zu erhalten.

Dazu bedarf es eines konkreten Gegenstandes, dessen Kohärenz durch klare thematische Beschränkung gewährleistet werden soll. Die Organisatoren haben sich für den Themenbereich „Botanik und Pflanzentransfer im 18. Jahrhundert“ entschieden. Anhand des Austausches von und über Pflanzen können exemplarisch Funktionsweisen europäischer Korrespondenznetze vergleichend analysiert werden. Ein Motiv, gerade den Pflanzentransfer herauszugreifen, besteht darin, dass auf diesem Gebiet moderner Wissenschaft der Realienaustausch, der während der Frühen Neuzeit im allgemeinen im Zusammenhang mit Korrespondenznetzen gepflegt wurde, eine besonders wichtige Rolle spielte. An diesem Austausch läßt sich zum einen die Verbindung zwischen Kommunikation und der Ordnung von Wissen (botanische Ordnungssysteme: Herbarien, Gärten, Florenwerke usw.) studieren. Zum anderen zeigen sich darin vielfältige Kommunikationsprozesse zwischen 'globaler' Wissenschaft und 'lokaler' Gesellschaft, namentlich bei den Bemühungen, Pflanzen gesellschaftlich nutzbar zu machen (Medizin, Agronomie, Gewerbe usw.).

Die Tagung verbindet Vorträge zu einzelnen Korrespondenznetzen mit Vorträgen zu Kultur-, Medien- und Wissenschaftsgeschichte, die dazu dienen sollen, Briefwechsel in größeren historischen Zusammenhängen zu sehen. Besonderes Anliegen der Veranstaltung ist darüber hinaus die Diskussion und Erprobung methodischer Herangehensweisen an Korrespondenznetze. Dazu ist als gesonderter Teil der Tagung ein eigener Workshop vorgesehen, der sich mit der Netzwerkanalyse als Verfahren zur Darstellung und Interpretation von Beziehungsnetzen beschäftigt. Die Leistungsfähigkeit und der Ertrag der Netzwerkanalyse bei der Erforschung von Briefwechseln sollen auf der Basis vorab verteilter Texte und kurzer Präsentationen von Experten diskutiert werden.

Die Tagung wird im Rahmen des Graduiertenkollegs „Wissensfelder der Neuzeit. Entstehung und Aufbau der europäischen Informationskultur“ (Sprecher des Graduiertenkollegs: Prof. Dr. Johannes Burkhardt; stellvertretender Sprecher: Prof. Dr. Wolfgang E. J. Weber) am Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg ausgerichtet.

Eine frühzeitige Anmeldung von Interessenten für die Tagung ist wegen begrenzter Hotelkapazitäten (Großveranstaltungen in Augsburg zu derselben Zeit) empfehlenswert.

Programm


Donnerstag, 9.9.2004

13.15

Begrüßung
durch Prof. Dr. Johannes Burkhardt, Sprecher des Graduiertenkollegs

Sektion I

13.30 – 14.15

Dr. Franz Mauelshagen, Zürich
Zur Einführung: Korrespondenzen und wissenschaftlicher Austausch. Perspektiven der Forschung

14.30 – 16.00

Dr. Stefan Siemer, München
Zwischen Russland und Nordamerika: Hans Sloane und sein Korrespondentennetzwerk

Dr. Hubert Steinke, Bern
Plaudern und Organisieren: Die Botanik in den Briefnetzen von Rousseau und Joseph Banks

16.30 – 18.00

Dr. Hermann Beyer-Thoma, München
Der Erlanger Naturforscher Johann Christian Daniel Schreber (1739–1810) im Mittelpunkt einer Wissenschaftsregion des evangelischen Franken

Dr. Kärin Nickelsen, Bern
Die Konstruktion wissenschaftlicher Pflanzenbilder des 18. Jahrhunderts

18.30

Abendvortrag
Prof. Dr. Hans Bots, Nijmegen
Exchange of Letters and Channels of Communication. The Epistolary Networks in the European Commonwealth of Letters

20.30

Gemeinsames Abendessen

Freitag, 10.9.2004

Sektion II

8.30 – 10.00

Lic. phil. Stefan Hächler, Bern
„avec une grosse boite de plantes vertes“ – Pflanzentransfer in der Korrespondenz Albrecht von Hallers (1708-1777)

Dr. Marion Maria Ruisinger, Erlangen
Lorenz Heister und die Braunschweig-Blume. Eine Zwiebel vom Kap der Guten Hoffnung als Instrument der gelehrten und höfischen Selbst-Präsentation

10.30 – 12.45

Dr. Martin Stuber, Bern
Esparsetten und Kartoffeln. Nutzpflanzentransfer im Netz der Ökonomischen Gesellschaft Bern

Mario Ackermann M.A., Greifswald
Ein Reisetagebuch des 18. Jahrhunderts als Quelle – die Schwedenreise Johann Beckmanns

Prof. Dr. Marianne Klemun, Wien
Alpenpflanzentransfer im Netzwerk der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft und des Botanischen Taschenbuchs

12.45

Gemeinsames Mittagessen

14.15 – 16.30

Workshop: Netzwerkanalyse

Regina Dauser, Augsburg
Qualitative Analyse eines Ego-Netzwerks – am Beispiel der Korrespondenz Hans Fuggers (1531-1598)

Prof. Dr. Mark Häberlein, Bamberg
Netzwerkanalyse und historische Elitenforschung. Probleme, Erfahrungen und Ergebnisse am Beispiel der Reichsstadt Augsburg

PD Dr. Lothar Krempel, Köln
Exploration von Netzwerken durch Visualisierung

17.00 – 18.30

Dr. Ilona Knoll, Ilvesheim
Botanik und Pflanzentransfer im 18. Jahrhundert am Beispiel von Friedrich Casimir Medicus (1736-1808)

Prof. Dr. Fernando Clara, Lissabon
Deutsche Wissenschaft – Portugiesische Natur: Die Entstehung einer Flora Lusitanica

18.45

Abendvortrag
Prof. Dr. Wolfgang E.J. Weber, Augsburg
Pikante Verhältnisse. Verflechtung und Netzwerk in der jüngeren historisch-sozialwissenschaftlichen Forschung

20.30

Gemeinsames Abendessen

Samstag, 11.9.2004

Sektion III

08.30 – 10.45

Dr. Peter Arnold Heuser, Bonn
Botanik im Humanistenbrief. Zur Rezeption der Sarsaparillawurzel im europäischen Arzneimittelbestand während des 16. Jahrhunderts

Dr. Urs Leu, Zürich
Konrad.Gessner@prophezei.ch - Ein Zürcher Botaniker und sein europäisches Korrespondentennetz

Dr. Michael Kempe, Frankfurt/M.
Netzwerk-Funktionen. Vom Humanistenbrief zu epistolaren Strukturen um 1700

11.15 – 13.30

Eva Nyström, Uppsala
The Linnaean Correspondence Network in its European Context

Dr. Andreas Önnerfors, Lund
Linné im Netz – die Verbreitung linnéscher Naturalhistorie in Schwedisch-Pommern im 18. Jahrhundert

Dr. Staffan Müller-Wille, Berlin
Korrespondenz, Tausch und Klassifikation in der neuzeitlichen Naturgeschichte

13.45

Abschlussdiskussion

14.15

Ende der Tagung

Gemeinsamer Imbiss am Institut für Europäische Kulturgeschichte

Kontakt

Petra Schweizer-Martinschek

Koordinatorin des Graduiertenkollegs
Institut für Europäische Kulturgeschichte
Univ. Augburg
Eichleitnerstr. 30
D-86159 Augsburg
+49 (0)821 598-5851
+49 (0)821 598-5840
Petra.Schweizer@iek.uni-augsburg.de

http://www.uni-augsburg.de/institute/iek/index.htm
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung