Bleidenberg und Burg Thurant - Belagerungsburgen an der Mosel, in Rheinland-Pfalz und in Europa

Bleidenberg und Burg Thurant - Belagerungsburgen an der Mosel, in Rheinland-Pfalz und in Europa

Veranstalter
Marburger Arbeitskreis für europäische Burgenforschung e.V. zusammen mit der Gemeinde Oberfell an der Mosel
Veranstaltungsort
56332 Oberfell
Ort
Oberfell
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.03.2005 - 29.03.2005
Deadline
15.08.2005
Website
Von
Heiko Laß

English version see below

Bleidenberg und Burg Thurant - Belagerungsburgen an der Mosel, in Rheinland-Pfalz und in Europa
Wissenschaftliche Tagung in Oberfell, Freitag 18.03.2005 bis Sonntag 20.03.2005.

Die Burgenforschung hat in den letzten Jahren verstärkt die zeichenhafte Funktion von Burgen und auch die symbolische Bedeutung von Wehrfunktionen in den Vordergrund der Betrachtung gerückt. Dabei geriet der Wehraspekt ein wenig aus dem Blickfeld. Als Gegenbewegung wurde daher in jüngster Zeit der Burg im Krieg wieder mehr Beachtung geschenkt. Im Mittelpunkt standen dabei die „umkämpfte Burg“ und deren Wehrelemente.
Weitgehend ausgeschlossen blieben die vielfältigen Belagerungswerke, Belagerungsmaschinen und Belagerungsburgen – wohl nicht zuletzt deshalb, weil sie sich bis auf wenige Ausnahmen nicht erhalten haben. Dementsprechend sind Belagerungsburgen und –schanzen auf wissenschaftlichem Niveau bis heute nicht eingehend untersucht worden. Das Schrifttum beschränkt sich auf kurze Abschnitte in Überblickswerken wie dem Handbuch „Burgen in Mitteleuropa“ der Deutschen Burgenvereinigung oder dem kürzlich erschienen „Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen“, sowie diverse Studien zu einzelnen Belagerungen, oftmals leider nicht auf wissenschaftlichem Niveau.

Viele Fragen sind offen. Einleitend muß immer noch geklärt werden, was eine Belagerungsburg überhaupt ist. Sie ist eng verwandt mit anderen Belagerungswerken wie Schanzen, aber auch mit Gegenburgen. Wo wurden Belagerungsburgen errichtet? War es immer ein überhöhter Standort?
Was für andere Belagerungswerke gibt es? Zu denken ist neben den Belagerungsschanzen auch an Angriffsstollen. Auch Bliden, Wandeltürme oder Katzen können eine Rolle spielen, aber nur, sofern sie auf die Belagerungswerke Auswirkung haben. Belagerungsburgen liegen teilweise in Sicht- und Geschützweite der belagerten Burg. Sie wandeln sich daher mit der Änderung von Wurfmaschinen und Geschützen und dem Aufkommen der Feuerwaffen. Belagerungsburgen können aber auch zum Erschweren der Kommunikation der Belagerten errichtet worden sein und Zuwegungen blockieren. Sie haben immer auch defensiven Charakter als sicherer Zufluchtsort der Belagerer bei Ausfällen und Entsatzversuchen.
Dann soll geklärt werden, in welchem Zeitraum Belagerungsburgen und Belagerungswerke auftraten. Wohl sind wir über Belagerungen aus der Zeit des 10. Jahrhunderts bis in die Neuzeit hinein unterrichtet, unsere Kenntnis von den Belagerungswerken ist aber eher spärlich.
Ferner ist es beabsichtigt herauszuarbeiten, welcher rechtliche Charakter den Belagerungsburgen und –schanzen von den Zeitgenossen zugebilligt wurde. Waren es nur temporäre Zweckbauten, reine Schanzen? Hatten sie, wie einige der von Balduin von Trier errichteten Anlagen, von Beginn an den Charakter „vollwertiger“ Burgen? Gibt es eine Möglichkeit der Abgrenzung von Belagerungsburg und Belagerungsschanze?
Es soll ebenfalls thematisiert werden, ob es sich bei der Belagerungsburg um einen eigenständigen Burgtyp handelt, definiert über seine Funktion, oder ob es sich um eine reine Funktionsbezeichnung handelt – eine Funktion, die eine günstig gelegene Burganlage im Laufe ihres Bestehens zeitweilig oder ausschließlich angenommen hat.
Somit sollen drei eng miteinander verwandte Themenkomplexe untersucht werden: Belagerungsburgen, Belagerungwerke und –geräte sowie ihre Entwicklung und Veränderung zwischen 1000 und 1500. Aufgrund des mangelnden Forschungsstandes erscheint eine übergeordnete und vergleichende Betrachtung der einzig gangbare Weg, die wissenschaftliche Erkenntnis nachhaltig zu erweitern. Daher sind Fachleute verschiedener Disziplinen und Regionen aufgerufen, in Oberfell zusammenzukommen und ihre Erkenntnisse mit den Kollegen zu teilen sowie gemeinsam Antworten auf die ausstehenden Fragen zu finden. Der Austausch verschiedener Wissenschaftler zu einer Zusammenführung und eventuellen Neubewertung einzelner Forschungsergebnisse wird ein hoher Wert beigemessen. Hier ist das eigentliche wissenschaftliche Interesse der Tagung zu suchen. Der Diskussion wird breiter Raum gewährt werden.

Der Tagungsort Oberfell wurde gewählt, da hier die Reste der Belagerungsburg auf dem Bleidenberg erhalten sind. Von hier aus wurde das nahegelegene Thurant immerhin fast zwei Jahre von 1247 bis 1248 erfolgreich belagert. Im Rahmen der Erstellung eines kulturhistorischen Themenwanderwegs in den Gemeinden Oberfell und Alken an der Mosel wurden auch der „Bleidenberg“ und seine Umgebung mittels Infotafeln erschlossen. Einer der zentralen Orte ist die Wallfahrtskapelle auf dem Bleidenberg, welche zum Gedenken der erfolgreichen Belagerung der Burg Thurant einen Ausbau erfahren hat. Sie steht in unmittelbarer Näher zu den vermuteten Blidenstellungen, deren Befestigungen bei Grabungen in jüngster Zeit angeschnitten wurden. Der Bleidenberg wird auf der Tagung im Rahmen einer Exkursion vorgestellt werden.
Zugleich ist das Bundesland Rheinland-Pfalz ein gutes Untersuchungsgebiet, da hier einige Belagerungsburgen, namentlich des 13. und 14. Jahrhunderts, bekannt sind (Blidenecker und Aachener Schanze bei Rheinberg 1279, Rauschenburg und Trutzeltz 1331/36, die Belagerungsburgen der Schmidtburger Fehde um Schloss Dhaun – Martinstein, St. Johannisberg, Geyersley 1340). Eine wirkliche Beurteilung des Phänomens kann aber nur auf internationalem Gebiet erfolgen, war doch auch die herrschende Schicht des Mittelalters international orientiert, man denke etwa an die Kreuzzüge oder den 100jährigen Krieg in Frankreich. Zudem haben die heutigen Staatsgrenzen nur geringen Bezug zu den Verhältnissen des Mittelalters, was etwa der Herrschaftsbereich der Luxemburger Dynastie vor Augen führen kann.

Mit der Tagung „Bleidenberg und Burg Thurant – Belagerungsburgen an der Mosel, in Rheinland-Pfalz und in Europa“ sollen also – ausgehend vom konkreten Beispiel vor Ort – die Fragestellungen, welche an das Thema zu richten sind, spezifiziert werden und es soll nach Lösungsansätzen gesucht werden.
Mögliche Fragestellungen erstrecken sich nicht nur auf das Erscheinungsbild der Belagerungsburg, ihre Lage im Verhältnis zu belagerten Burg und ihre Entwicklung im Laufe des Mittelalters, sondern auch auf folgende Themenkomplexe:
— Wie ist eine Belagerungsburg zu definieren? Gibt es eine Möglichkeit der Abgrenzung zu Belagerungsschanze und zur Gegenburg? Besteht eine Möglichkeit der Definition als Belagerungswerk unter Einbeziehung von Schanzen und Angriffsstollen? Handelt es sich um eine reine Funktionsbezeichnung oder um einen funktionsdefinierten Burgentypus?
— Welcher rechtliche Charakter wurden den Belagerungsburgen von den Zeitgenossen zuerkannt? Waren es reguläre Burgen oder waren es nur zeitweise genutzte Schanzen?
— Inwieweit weist eine Belagerungsburg offensive Elemente auf, oder ist sie als defensive Struktur zum Schutz der Belagerer zu sehen?
— Inwiefern haben die verwendeten Angriffsmittel die Gestaltung und Lage der Belagerungsburg mitbestimmt?
— Wie ging der Vorgang der Errichtung einer Belagerungsburg in der Nähe der belagerten Burg vor sich? Wieviel Zeit wurde dafür benötigt, wieviele Arbeitskräfte wurden für die Errichtung benötigt? Ist etwas über die Kosten bekannt?
— Wie viel Beispiele für Belagerungsburgen sind überhaupt bekannt, von denen noch Überreste im Gelände vorhanden sind?
Ziel der Tagung ist es, die Zusammenarbeit und Kommunikation der verschiedenen Forschungszweige untereinander zu stärken, da nicht nur die Burgenforschung und die ihr verbundenen Fachgebiete der Geschichte, Kunstgeschichte, Architektur und Archäologie zu beachten sind, sondern es für das Verständnis des Phänomens der Belagerungen und Belagerungsburgen unerläßlich ist, auch beispielsweise Kriegsforschung, Mentalitätsgeschichte und historische Wegeforschung einzubinden. Es soll über den bisher von der Burgenforschung thematisierten Komplex der umkämpften Burg hinaus der Blick gerichtet werden auf die aus den Belagerungshandlungen heraus resultierenden Bauwerke und deren Einbettung in den siedlungs- mentalitäts- und kriegsgeschichtlichen Kontext.

Erwünscht sind Vorträge von 20-30 Minuten. Dabei kann es sich um Einzelanalysen und Überblicksuntersuchungen handeln. Die Tagungssprache ist Deutsch. Das bedeutet zwar nicht, daß Vorträge nicht auch in Englisch oder Französisch gehalten werden können, Diskussion und Aussprache wird aber auf Deutsch erfolgen.

Die Tagung findet vorbehaltlich der Finanzierung statt. Honorare können nicht gezahlt werden, eine Unterkunft wird jedoch vor Ort gestellt und die Reisekosten werden erstattet. Oberfell liegt wenige Kilometer südwestlich von Koblenz an der Mosel und ist günstig mit Bahn und Auto zu erreichen. Referenten können auch vom nahegelegenen Flughafen Haan abgeholt werden.

Bitte schicken Sie ein kurzes Exposé (nicht länger als eine Seite) bis zum 15.08.2004 per Post an den:
Marburger Arbeitskreis für europäische Burgenforschung e.V.
Heinrich Heine Str. 11 A
35039 Marburg

oder als email an:

Olaf Wagener
olaf.wagener @gmx.de

oder
Heiko Laß
heiko.lass @gmx.de

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Deutsche Version siehe oben.

Bleidenberg and castle Thurant – siege castles on the banks of the river Moselle, in Rhineland-Palatinate and in Europe
Scientific conference in Oberfell, Friday, 18.03.2005 to Sunday, 20.03.2005.

The castle research in the last years stressed the indicationful function of castles and moved the symbolic meaning of military functions into the foreground. The military aspect was only mentioned in passing. As reaction in recent time more attention was given to the „castle in war“. In the center were located the „contested castle“ and its military elements. The various siege works, siege machines and siege castles were not looked at, probably because in many cases nearly nothing of them remained to be seen. That´s perhaps the reason, why siege castles and siege works are not examined on a scientific level until today.
The bibliography is very short – only some short articles in books as „Burgen in Mitteleuropa“ by the „Deutsche Burgenvereinigung“ or „Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen“ and various studies on individual sieges, unfortunately often not on a scientific level, exist.
Many questions are not answered until now: In the beginning it has to be defined, what a siege castle is at all.It is closely related to other siege works as for example earthen ditch / rampart constructions (in the following text called „siege constructions“) and to counter castles. Where were siege castles built? Was it always an elevated location? What other kinds of siege works exist? There are siege constructions, siege mines - and even trebuchets, siege towers and cats can play a role, as far as they have effects on siege works.Sometimes siege castles are in view or even in cannon range of the besieged castle, so that they change corresponding to the evolution of guns and cannons. Siege castles are often built to block the roads leading to the besieged castle or at least make communication for the besieged more complicated. But they also have a defensive character as shelter for the besiegers, against weather, the besieged making a sortie and the allies of the besieged.
It has to be clarified, in which times siege works existed – we know about sieges from the 10th century onwards, but we know very little about the siege works.
Furthermore it is intented to shed a light on the legal status and character the contemporaries gave to siege castles and siege constructions. Havee they only been temporary, functional structures? Did some have the character of „real“ castles from the beginning? Is there a possibility to draw a line between siege castles and siege constructions?
It shall also be discussed, if the siege castle is an own type of castle, defined by its function or if „siege castle“ is only the name of a function – a function given temporarily or exclusively to a castle in the course of its existence.
Thus three closely related topics have to be examined: Siege castles, siege works and siege machines and their and their development and changes, mainly between 1000 and 1500. Due to the state of research a comparative view seems to be the only way to get more knowledge on a scientific level. Therefore specialists of different disciplines and regions are called at to meet in Oberfell to share their knowledge with colleagues as well as to find answers to the pending questions together. The discussion and exchange of different views to a unification and possibly a re-valuation of individual research results will be attached a high value. This is the actual scientific interest in this conference. Broad space will be granted to discussion.
The meeting place in Oberfell was chosen because the remainders of a siege castle on the „Bleidenberg“ can be seen here. From there nearby castle Thurant was successfully besieged nearly two years from 1247 to 1248. In the context of the conception of a footpath with boards informing about historical facts in the villages of Oberfell and Alken, many boards were placed on the Bleidenberg, and the chapel there (which was rebuilt in memory of the successful siege) is a central place of this footpath. It is located near the place, where the trebuchets stood at the time of the siege, and where now archaeological excavations take place. The „Bleidenberg“ will be visited at the conference. The whole area is an interesting place in this regard, as many siege castles are known there, for example at Eltz / Trutz-Eltz 1331/36, Rheinberg 1279 or Schmidtburg 1340.
A real evaluation of the phenomenon of siege works can however only take place in international context, because it is not limited to the borders of modern states.
With the conference „Bleidenberg and Thurant – siege castles on the banks of the river Moselle, in Rhineland-Palatinate and in Europe“ shall the questions which need to be asked be specified and it shall be looked for solutions and answers.
Possible questions do not only extend to the appearance of the siege castle, its topographical situation in context to the besieged castle and its development in the course of the Middle Ages, but also to the following topics:
- How can a siege castle be defined? Is there a possibility to draw a clear line between siege castle, siege constructions and counter castles? Can a definition be found for „siege works“ including mines? Is „siege castle“ only the name of a function of a castle or is it a type of castle defined by its function?
- Which legal character was given to siege castles by the contemporaries? Were they regarded as „real“ castles or only as temporarily used constructions?
- In how far does a siege castle show an offensive character and in how far has it to be seen as defensive structure for the defence of the besiegers?
- Did the weapons and machines used in a siege have an impact on the design of the siege castle and the place where it was errected?
- How did the act of building a siege castle take place in the surrounding of the besieged castle? How much time and how many men were needed? Do we know anything about the costs?
- How many siege castles do we know at all, and what can still be seen there?

It is the aim of the conference to strengthen the co-operation with and the communication between the different branches of research, i.e. not only the classical branches of castle research (history, art history, architecture and archaeology), but also branches concerning the history of war, the history of mentality or the research for historical streets and trading connections.
The topic of the conference is not only the „contested castle“, but the buildings which were created because of a siege and their embedding in the context of settlement, mentality and war.

Lectures of 20-30 minutes are desired, which can be about single analyses as well as general investigations. The conference language is German. That means that lectures can also be held in English or French, but the discussions will take place in German.

The conference takes places subject to the financing. Fees cannot be paid, but an accommodation will be paid and the travel expenses will become refunded.
Oberfell is situated a few kilometers southwest from Koblenz on the banks of the river Moselle and can easily be reached by train and car. Participants can also be fetched from the airport Haan nearby.

Please send a short draft (not more than one page) up to 15.08.2004 by post to:
Marburger Arbeitskreis für europäische Burgenforschung e.V.
Heinrich Heine Str. 11 A
35039 Marburg
Germany

or via email to:

Olaf Wagener
olaf.wagener @gmx.de

or
Heiko Laß
heiko.lass @gmx.de

Programm

Kontakt

Fritz Laupichler

Heinrich Heine Str. 1 A
35037 Marburg

heiko.lass@gmx.de


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