Sammelband "Krieg und Geschichte"

Sammelband "Krieg und Geschichte"

Veranstalter
Dr. Lars Koch/ Dr. Dr. Marianne Vogel, Reichsuniversität Groningen
Veranstaltungsort
Ort
Groningen
Land
Netherlands
Vom - Bis
02.03.2005 -
Deadline
15.05.2005
Website
Von
Lars Koch

Imaginäre Welten im Widerstreit. Krieg und Geschichte in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts.

Krieg, verstanden als das Andere des zivilen Normalzustandes, stellt von jeher eine enorme Herausforderung für die Sinnproduktion der symbolischen Ordnung einer Gesellschaft dar. Jenseits seiner militärlogischen Ereignishaftigkeit ist jeder Krieg zugleich immer auch eine kommunikative Herausforderung, die mit einer prinzipiellen – weil offen gewalttätigen – Infragestellung geltender Normen, Deutungsmuster und kollektiver Identitätsvorstellungen einhergeht. Auf diese Weise im Fokus von Krisensymptomatik, Umbruch, Untergang, Neubeginn, aber auch Bestätigung, Fortführung und Konsolidierung perspektiviert, erweist sich der Krieg, oder besser das Bild vom Kriege, das sich jeder Zeitgenosse, sei es aufgrund direkter Betroffenheit oder medialer Vermitteltheit von ihm macht, als eine gesamtgesellschaftliche Projektionsfläche, auf der grundsätzliche Erörterungen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufgetragen werden können. Die symbolische Konstruktion des Krieges, seine im interessengeleiteten Akt der Deutung vollzogene bzw. sich vollziehende gesellschaftliche Plausibilisierung und Narrativisierung spielt sich dabei immer vor dem Hintergrund des Ineinanders von rückwärtsgewandter Traditionsvergewisserung, gegenwartsbezogenem Resonanzkalkül und zukunftsorientiertem Gegenentwurf ab. Entropie, Apokalypse und Utopie stellen temporale Strukturmodelle bereit, die – jeweils unterschiedlich diskursiv bestimmt – die Funktion übernehmen, individuelle wie kollektive Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte ästhetisch zu vermitteln und eine Kontinuität von Sinn zu gewährleisten, welche Kontingenzeffekte und Ambivalenzerfahrungen in übergeordnete Geschichtsbilder (re-)integriert.

Der hiermit vorgeschlagene, kulturwissenschaftlich orientierte Sammelband zu „Krieg und Geschichte in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts“ möchte sich dem ästhetisch-diskursiven Verhältnis von Kriegsgewalt und ihrer sinnhaften Deutung von einer analytischen Blickrichtung her widmen, welche die eminente Bedeutung der Text-Kontext-Relation für die Beschäftigung mit der jeweiligen „Erzählung vom Kriege“ betont. Im Blickpunkt steht dabei das Beziehungsgeflecht realhistorischer Phänomene und deren Transformierung auf der Ebene symbolischer Ausdrucksformen. Dergestalt funktions-geschichtlich mit real-, sozio- und mentalitätsgeschichtlichen Beharrungs- und Wandlungsprozessen korreliert, wird der literarische Text als „Ausdruck und Antwort“ (Wilhelm Vosskamp) auf die historische Lebens- und Handlungswelt zum Gegenstand der Analyse. Es soll hier somit nicht alleine um die immanente literarische Deutung des Krieges im Spannungsfeld der jeweiligen Textproduktion gehen. Es soll vielmehr der Versuch unternommen werden, die literarische Verarbeitung des Kriegsmotivs auf die implizit mit der jeweiligen „Lesart des Krieges“ verbundenen Vorstellungen von individueller wie gesellschaftlich-kollektiver Zukunft zu befragen und den zur Debatte stehenden Einzeltext somit zugleich auch auf seinen soziokulturellen, literaturhistorischen wie auch diskursiven Ermöglichungszusammenhang hin zu befragen. Indem auf diese Weise das Bild des Krieges als Moment einer textinternen Auslegung des deutschen Zeitgeschehens ernst genommen wird, soll der Versuch unternommen werden, eine quasi-physiognomische Bestandaufnahme literarischer Deutungsversuche des Krieges im 20. Jahrhundert zu erstellen, welche Aufschluss über die Tradierung bzw. Neuformulierung gesellschaftlich bedeutsamer Geschichts- und Gesellschaftsbilder erlaubt.

Einseitige Abstracts werden erbeten bis zum 15.05.2005. Die Deadline zur Abgabe der Texte ist dann der 01.11.2005.

Programm

Kontakt

Dr. Lars Koch

Rijksuniversiteit Groningen
Faculteit der Letteren/ Afd. Duits
Postbus 716
9700 AS Groningen
Tel.: + 31 50 363 7371


Redaktion
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Deutsch
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