CFP für Heft 2/2005 (Juni) der vorgänge
„Bürgertum und Bürgerlichkeit heute“
Deadline für Expose: 30. März 2005
Redaktionsschluß für Beitrag: 1. Mai 2005
Die Geschichtswissenschaft hat in den letzten Jahren ihre immerwährende Suche nach der deutschen Bürgerlichkeit ausgeweitet: Nunmehr war man dem Bürgertum hierzulande auch in der Epoche nach 1945 intensiv auf der Spur. Jenseits der lange vorherrschenden Selbstbeschreibung von der „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ (Helmut Schelsky) entdeckte man die soziale Formation Bürgertum in ihren unterschiedlichen Ausprägungen auch in der Bundesrepublik.
Ausgehend von diesen – durchaus umstrittenen - Forschungen will die Zeitschrift „vorgänge“ die Frage nach Rolle und Bedeutung von Bürgerlichkeit in der deutschen Gegenwart stellen. Mehrere Fragen stehen im Raum: Welche Charakteristika kennzeichnen Bürgertum/Bürgerlichkeit in Deutschland von 1945 bis heute? Wie unterscheiden sich Formen und Trägerschichten von früheren Varianten? Kann man heutzutage von einer Renaissance der Bürgerlichkeit sprechen? Vieles scheint darauf hinzudeuten: die Wiederkehr von Kinder- und Familiendiskursen sowie eines von Erfolg und Leistung dominierten Bildungsdiskurses, die Rede vom Werteverfall, Lebensstilfragen wie eine erneuerte Salonkultur, Mäzenatentum sowie das Sammeln moderner Kunst als boomender Modetrend wären hier Anhaltspunkte. Ex negativo verweist das weitgehende Fehlen einer antibürgerlichen Kritik auf einen Wandel im Vergleich zu den letzten 20, 30 Jahren: Ordnung, Karriere, Leistungsethos werden heutzutage kaum mehr antibürgerlich bezweifelt, alternative Lebensformen sind auf dem Rückzug, der bürgerliche Wertehimmel scheint – auch als Gegenkraft zur vielfach beklagten Trivialisierung und Nivellierung – einen erstarkenden Rückzugsraum zu bieten. Erleben wir damit im Angesicht der ökonomischen Krise eine Rückkehr der Klassengesellschaft als Deutungsmuster, inklusive Bürgertum und Unterschicht, nachdem lange Zeit die Generation die Klasse als Schlüsselbegriff der Gesellschaftsanalyse abgelöst zu haben schien? Ermöglicht der ursprünglich durch die ostmitteleuropäische Erfahrung geformte Begriff der Zivilgesellschaft der Bürgerlichkeit eine neue Zukunft?
Das „vorgänge“-Themenheft „Bürgertum und Bürgerlichkeit heute“ will soziologische, historische, ökonomische, politik- und kulturwissenschaftliche Perspektiven und Fragestellungen bündeln. Dabei sollen sowohl eher auf Gegenwart und Zukunft bezogene Themen als auch die historische Grundierung für einen modernen Bürgerlichkeitsbegriff seit 1945 berücksichtigt werden. Erwünscht sind sowohl methodisch-theoretische Überlegungen als auch empirisch ausgerichtete Beiträge, Fallbeispiele, biographische Studien, gerne international vergleichend, Kommentare und vieles mehr.
Wenn Sie Interesse daran haben, einen Artikel in diesem Kontext zu veröffentlichen, reichen Sie uns bitte bis zum 30. März per mail ein aussagekräftiges Exposé (max. 1 Seite) ein. Daneben bitten wir Sie um die üblichen biographischen Informationen inkl. Publikationen. Anhand der eingegangenen Exposés wird über die Zusammenstellung des Heftes entschieden, Abgabetermin für die endgültigen Beiträge (max. 25.000 Anschläge) wäre der 1. Mai.
Selbstverständlich stehen wir gerne für Rückfragen zur Verfügung.
Redaktion vorgänge
Alexander Cammann
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