Call for Papers
für das Nachwuchspanel
Raumbezogene Konstruktionen in den Kultur- und Raumwissenschaften von der „Humboldt-Ära“ bis heute
im Rahmen der internationalen Konferenz
„Die Verräumlichung des Welt-Bildes –
Petermanns Geographische Mitteilungen zwischen ‚explorativer Geographie‘ und der ‚Vermessenheit‘ europäischer Raumphantasien“
Gotha, Schloss Friedenstein, 10.–11.10.2005
August Petermann (1822–1878), die markanteste Figur in der deutschen Geographiegeschichte des mittleren 19. Jahrhunderts, kam 1854 aus dem weltoffenen London in die kleine thüringische Residenzstadt Gotha und bestimmte über den Verlag Justus Perthes maßgeblich für zwei Jahrzehnte die geographische Forschungs- und Publikationslandschaft. Die 1855 begründete Zeitschrift „Mittheilungen aus Justus Perthes’ Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie“ war dabei sein entscheidendes Instrument und war für lange Zeit das Aushängeschild des Verlages.
Das 150. Gründungsjubiläum der Zeitschrift ist der willkommene Anlass, an historischer Stätte über Wissenschaft, Raum und Kultur nachzudenken. Die aktuell in verschiedenen Wissenschaften diskutierten Raum- und Kulturbegriffe und ihre Bedeutungsgehalte lassen sich fruchtbar anhand der in der Forschungsbibliothek Gotha aufbewahrten Sammlung Perthes Gotha und über die Geschichte von Petermanns Mitteilungen exemplarisch untersuchen. Die internationale Konferenz will dazu ein offenes Forum zwischen Kultur- und Raumwissenschaften bieten und zu zukünftigen Projekten anregen.
Innerhalb des Nachwuchpanels sollen interdisziplinäre Beiträge präsentiert werden, die in historischer Perspektive die raumbezogenen Konstruktionen in Wissenschaft, Kunst und Medien thematisieren. Die Referate sollen sich dabei nicht ausschließlich auf die Zeitschriften-, die Verlags- oder die Geographiegeschichte beziehen, sondern vielmehr den verschiedenen Formen von Raumwahrnehmung, Raumverarbeitung, der Reproduktion und Repräsentation von Raumbildern, sowie der Produktion und Kommunikation von geographischem Wissen im weitesten Sinne nachspüren.
Die zeitliche Betrachtungsebene sollte in etwa zwischen 1800 und 2000 liegen, also zwischen der klassischen Periode der Geographie und der systematischen „Entdeckung“ der Erde und dem Ende der bipolaren Welt.
Stichworte: Aufklärung und Entdeckung, Wissenschaftsgläubigkeit, Historismus, Nationalismus, Imperialismus, Europäisierung, Kolonialismus, Grenz-Diskurse, Eigen- und Fremdwahrnehmung, Instrumentalisierung von Raum und Kultur, Raummetaphorik, kartographische Visualisierung, Geopolitik
Nachwuchswissenschaftler aus der Geographie, Kartographie, Ethnologie, Soziologie, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte, Literaturwissenschaft, Kommunikations- und Medienwissenschaft u.a. relevanten Fächern werden aufgerufen bis zum 15.05.2005 ein Kurzexposé von maximal 1.500 Zeichen einzureichen. Konferenzsprachen sind deutsch und englisch. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Dr. Sebastian Lentz (Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig) und Prof. Dr. Ferjan Ormeling (Universität Utrecht).
Die Veranstalter bemühen sich derzeit, eine Erstattung von Reisekosten für die Referenten zu ermöglichen. Eine Gewähr kann jedoch nicht übernommen werden.