Historische Erinnerung im städtischen Raum: Rom in der Spätantike

Historische Erinnerung im städtischen Raum: Rom in der Spätantike

Veranstalter
Prof. Dr. Christian Witschel, Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik der Universität Heidelberg; PD Dr. Ralf Behrwald, Historisches Seminar, Abt. Alte Geschichte der LMU München
Veranstaltungsort
Seminar für Alte Geschichte für Epigraphik, Marstallhof 4; Hörsaal 313
Ort
Heidelberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.07.2006 - 08.07.2006
Von
Christian Witschel

Die Stadt Rom gilt aufgrund ihrer historischen Bedeutung als eine zentrale Erinnerungsstätte in der Antike, im Mittelalter und darüber hinaus. Die umfangreiche Baupolitik besonders der römischen Kaiserzeit mit ihren zahllosen mythischen und historischen Rückverweisen verwandelt diesen „lieu de mémoire“ (P. NORA) in ein vielschichtiges Verweissystem; die anhaltenden religiösen, politischen und sozialen Veränderungen des ausgehenden 3. Jahrhunderts n. Chr. bewirken schließlich die Umgestaltung dieser komplexen „Erinnerungslandschaft“ und führen zu einer massiven Um- und Neuinterpretation der städtischen (Denkmal)Topographie, die sich in einer neuen Baupolitik ebenso wie in archäologischen, epigraphischen und literarischen Zeugnissen fassen lässt.
Ausgerichtet ist das Kolloquium an der intensiv diskutierten Frage nach den topographischen Bezugspunkten historischer Erinnerung und des ‚kollektiven Gedächtnisses’; dabei stellt Rom als „Gedächtnisort“ vor allem aus der Perspektive der Spätantike ein Fallbeispiel mit herausragender Bedeutung dar. Diese zentrale Fragestellung des Kolloqiums umfasst als weiteren, auch methodisch zentralen Aspekt die für die Spätantike so reich dokumentierte Auseinandersetzung verschiedener religiöser und soziopolitischer Gruppen um die Interpretation ihrer gemeinsamen kulturellen Traditionen in deren symbolischem Zentrum. Von besonderem Interesse ist folglich die Frage, inwieweit die großen Differenzen der Akteure es überhaupt erlauben, von einer gemeinsamen homogenen Erinnerungskultur zu sprechen, oder ob vielmehr von der Koexistenz in Inhalt und Modus konkurrierender Erinnerungskulturen auszugehen ist.

Untersucht werden soll dieser umfassende Themenkomplex durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Altertumswissenschaftlern aller Disziplinen. Den Bezugspunkt der Untersuchung bilden dabei verschiedene Interpretationsansätze, die von drei großen Veränderungslinien ausgehen: 1) der grundlegende Wandel in der politisch-administrativen Stellung der Stadt, der schließlich zu der Ausbildung von zwei Reichshälften führte; 2) die Christianisierung der Reiches als wichtiger Transformationsprozess, der auch die Topographie Roms erfasst; 3) die wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten (u.a. aufgrund des rapiden Bevölkerungsrückgangs ab dem 5. Jh.).

Die Diskussion um das Konzept von Erinnerungskultur und die soziale und kulturelle Verortung historischer Erinnerung ist in nachfolgende thematische Sektionen gegliedert:
- Das spätantike Rom in der paganen Wahrnehmung
- Neue Akzente in den christlichen Vorstellungen von Rom
- Die Konstruktion historischer Erinnerung in den spätantiken Inschriften Roms
- Das christliche Stadtbild Roms – eine neue (Erinnerungs-)Welt?
- Das Stadtbild Roms in der Spätantike zwischen Bewahrung und Zerfall

Programm

Donnerstag, 6.7.2006

Anreise der Teilnehmer nach Heidelberg

19.00: Gemeinsames Abendessen der Teilnehmer

Freitag, 7.7.2006

I Einführung

9.00:
Begrüßung und Einführung
Ralf Behrwald (München)/ Christian Witschel (Heidelberg)

II Das spätantike Rom in der paganen Wahrnehmung

9.30:
1) The Pagan Reaction that Never Was
Alan Cameron (Columbia University, New York)

10.15:
2) Interpreting the Circus Maximus in Late Antiquity: Between Secularization Theories and the Linguistic Turn
Richard Lim (Smith College, Northampton MA)

11.00-11.30: Kaffeepause

11.30:
3) Prétextat et la restauration du portique des Dei consentes
Philippe Bruggisser (Université de Fribourg)

12.15:
4) Le paysage urbain de Rome chez Cassiodore: une christianisation passée sous silence
Valérie Fauvinet-Ranson (Université Paris X – Nanterre)

13.00-14.30: Mittagspause

III Neue Akzente in den christlichen Vorstellungen von Rom

14.30:
5) Damasus and Rome of the Martyrs
Dennis Trout (University of Missouri, Columbia)

15.15:
6) I luoghi e la memoria di S. Silvestro nella nuova Roma cristiana
Vincenzo Aiello (Università di Messina)

16.00-16.30: Kaffeepause

16.30:
7) Heilsgeschichte in heidnischer Szenerie: Die Denkmaltopographie Roms in der christlichen Legendenbildung
Ralf Behrwald (LMU München)

IV Die Konstruktion historischer Erinnerung in den spätantiken Inschriften Roms

17.15:
8) Passato e presente nell’epigrafia tardoantica
Silvia Orlandi (Università di Roma I ‘La Sapienza’)

18.00:
9) Neue Erinnerungshorizonte in den frühchristlichen Inschriften Roms?
Christian Witschel (Universität Heidelberg)

Samstag, 8.7.2006

V Das christliche Stadtbild Roms – eine neue (Erinnerungs-)Welt?

9.00:
10) Stadt, Gemeinde, domus: Bezugspunkte kollektiver Heiligen-erinnerung im spätantiken Rom
Steffen Diefenbach (Universität Augsburgi)

9.45:
11) Ort der Erinnerung – Erinnerungsort. Sankt Peter in der Wahrnehmung von Stadtrömern und Fremden in Spätantike und Frühmittelalter
Franz Alto Bauer (Universität Basel)

10.30-11.00: Kaffeepause

11.00:
12) Kirche und Strasse im spätantiken Rom
Beat Brenk (Universität Basel/Università di Roma I ‚La Sapienza’)

VI Das Stadtbild Roms in der Spätantike zwischen Bewahrung und Zerfall

11.45:
13) Between memory and oblivion: the end of the Roman domus
Carlos Machado (University of Oxford, Linacre College)

12.30-14.30: Mittagspause

14.30:
14) I Fori Imperiali nella tarda antichità
Roberto Meneghini (Soprintendenza Comunale di Roma)

15.15:
15) The Walls of Aurelian
Robert Coates-Stephens (The British School at Rome)

16.00-16.30: Kaffeepause

VII Ausblick

16.30:
16) An Overview and Perspective
Bryan Ward-Perkins (University of Oxford, Trinity College)

Kontakt

Prof. Dr. Christian Witschel
Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik
der Universität Heidelberg
Marstallhof 4
69117 Heidelberg
Tel.: 06221-542231
christian.witschel@urz.uni-heidelberg.de

PD Dr. Ralf Behrwald
Historisches Seminar, Abt. Alte Geschichte
der LMU München
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München
Tel.: 089 / 21805465
ralf.behrwald@lrz.uni-muenchen.de

http://www.alte-geschichte.uni-hd.de/ag/forschung/programm.htm
Redaktion
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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