Rollenbilder im sozialen und politischen System: Medien, Gruppen, Räume im demokratischen Athen

Rollenbilder im sozialen und politischen System: Medien, Gruppen, Räume im demokratischen Athen

Veranstalter
Universität Freiburg, Zentrum "Antike und Moderne" PD Dr. Christian Mann, Seminar für Alte Geschichte, Universität Freiburg Prof. Dr. Ralf von den Hoff, Archäologisches Institut, Universität Freiburg Dr. des. Matthias Haake, Seminar für Alte Geschichte, Universität Münster
Veranstaltungsort
Haus zur Lieben Hand, Löwenstr. 16
Ort
Freiburg im Breisgau
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.11.2006 - 25.11.2006
Website
Von
Christian Mann

Die athenische Demokratie des 5. und 4. Jh.s v. Chr. war in vielfacher Hinsicht ein prekäres, auf Integration und Abgrenzung basierendes gesellschaftliches Unternehmen. Zum einen mussten die in archaischer Zeit gültigen, aristokratischen Wert- und Verhaltenssysteme inkorporiert werden; zum anderen galt es, den Bürgerbegriff, d.h. die Definition derjenigen Gruppe, die im engeren Sinne politische Partizipationsrechte besaß und auf männliche Vollbürger beschränkt war, den sich im Rahmen neuer Konstellationen wandelnden Leitbildern und Verhaltensidealen anzupassen. Schließlich mussten die neben und innerhalb der Gruppe der männlichen Bürger existierenden sozialen Gruppen in das System der Polis integriert werden, indem beispielsweise ihnen vorbehaltene oder zugängliche Räume der Aktivität, Verhaltensnormen und Interessen definiert wurden. Dies gilt beispielsweise für Sklaven, Frauen, Metöken oder andere, im Laufe des 5. und 4. Jh.s sich etablierende Berufs- oder Aufgabengruppen. Das Thema der Tagung sind die aus diesen Bedingungen hervorgegangenen Konstruktionen von Leit- und Rollenbildern sowie von Räumen und Systemen, in denen sich ihre Kommunikation vollzog, und die Regeln, die sich für die Kommunikation innerhalb dieser Räume und Systeme etablierten.
Der spezifische Ansatz besteht darin, zunächst von zwei Kommunikationssystemen auszugehen, einem sozialen und einem politischen, d.h. auf die Angelegenheiten der Polis bezogenen. Diese beiden Systeme waren nicht hermetisch voneinander abgeschirmt, denn die athenischen Bürger agierten sowohl als soziale wie als politische Subjekte. Es existierten aber nicht nur unterschiedliche Zuordnungen des Einzelnen in diesen Systemen, sondern auch Unterschiede hinsichtlich der normativen Vorstellungen, der Wertigkeit einzelner Ressourcen und der Regeln der Kommunikation innerhalb der Systeme. Diese Systeme funktionierten in unterschiedlichen Räumen innerhalb der Polis. Einerseits waren sie konkret innerhalb der Polis verortet – so bildeten Gerichte und Volksversammlung politische Räume im engeren Sinne mit der Agora als zentralem öffentlichen Bereich –, andererseits zunächst nicht klar lokalisiert, wie das soziale System, das in unterschiedlichen Räumen wirksam war. Hinzu kamen aber beispielsweise mit dem Haus und den Nekropolen Räume oder mit dem Fest und dem Symposion Aktionsfelder, in denen die Präferenz eines Regelsystems nicht erkennbar ist. Die Leitfrage lautet, wie in diesem komplexen Spannungsfeld von Kommunikationssystemen und -räumen normative Vorstellungen und Leitbilder spezifischer Gruppen der Polis entwickelt und kommuniziert wurden und welchen Regeln deren Kommunikation folgte.

Die Tagung wird von der Gerda Henkel Stiftung und von der Stiftung Humanismus Heute gefördert.

Programm

Freitag, 24. November 2006
15.30 Uhr Thematische Einführung
15.45 Uhr Adrian Stähli (Basel):
Der Körper als Medium sozialer Rollendefinition im klassischen Athen
16.45 Uhr Alexander Heinemann (Freiburg):
Zur sozialen Panoramik spätarchaischer Gelagebilder: Medialität und historischer Bezugsrahmen
Kaffepause
18.15 Uhr Fiona Hobden (Liverpool):
Deception at the Drinking Party

Samstag, 25. November 2006
09.00 Uhr Josine Blok (Utrecht):
Fremde, Bürger und Baupolitik im klassischen Kerameikos
10.00 Uhr Natascha Sojc (Würzburg):
Das Bild der Frau auf attischen Grabreliefs: Ein Widerspruch zur Definition der weiblichen Rolle im sozialen Kommunikationsraum?
Kaffeepause
11.30 Uhr Matthias Haake (Münster):
'Doing philosophy' - soziales Kapital versus politischer Mißkredit?
Mittagspause

14.30 Uhr Christian Mann (Freiburg/Frankfurt am Main):
Zur Medialität der politischen Kommunikation im demokratischen Athen
15.30 Uhr Peter Scholz (Frankfurt am Main):
Der gute Bürger bei Lykurg
Kaffeepause
17.00 Uhr Ralf von den Hoff (Freiburg):
Die Bildnisstatue des Demosthenes als öffentliche Ehrung eines Bürgers in Athen
18.00 Uhr Resümee und Abschlußdiskussion

Kontakt

Christian Mann

Universität Freiburg, Seminar für Alte Geschichte
KG I - Werthmannplatz, 79098 Freiburg

0761/203-3413
christian.mann@geschichte.uni-freiburg.de


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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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