Migration, Demokratie und frühe Globalisierung: Amerika und die deutsche Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Migration, Demokratie und frühe Globalisierung: Amerika und die deutsche Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Veranstalter
Fakultät Kulturwissenschaften Institut für Anglistik und Amerikanistik Institut für deutsche Sprache und Literatur Emil-Figge-Str. 50 44227 Dortmund
Veranstaltungsort
Universität Dortmund, Senatsitzungssaal, Geschossbau I, Campus Süd
Ort
Dortmund
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.06.2007 - 30.06.2007
Website
Von
Tobias Lachmann

Migration, Demokratie und frühe Globalisierung: Amerika und die deutsche Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Internationales Symposion an der Universität Dortmund 29. und 30. Juni 2007

Amerika, v. a. die USA, spielt für Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle: In das Land jenseits des Atlantiks migriert ein Großteil der Millionen von noch immer‚Deutschlandmüden’, um dort ein neues Leben zu beginnen. Anzeigen, Handbücher und illustrierte Broschüren von Werbeagenturen, die Auswanderung als wohlorganisierte und im Glück endende Reise propagieren, Briefe und Reiseberichte von Auswanderern, Reportagen in Zeitungen und Journalen, öffentliche Debatten und nicht zuletzt eine Vielzahl von literarischen Texten bilden Bestandteile eines komplexen Diskurses, der mit diesen Wanderungsbewegungen in der zweiten Hälfte des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts einhergeht.
Literatur- und Kulturwissenschaften setzen sich seit Jahrzehnten mit den diskursiven Beziehungen sowie mit den Aus- und Rückwanderungsbewegungen zwischen Amerika und Deutschland auseinander. Als auffallend erweist sich bei der Beschäftigung mit diesen Diskurskomplexen zweierlei.
Die erste Auffälligkeit betrifft den Zeitraum der Betrachtung. Studien gehen der Beziehung von Amerika-Diskurs und deutschsprachiger Literatur vor und nach dem hier zur Diskussion stehenden Zeitraum sehr viel intensiver nach. Goethes Amerika-Konzept oder Romane von Sealsfield auf der einen Seite, Kafkas Der Verschollene oder literarische Texte aus der Weimarer Republik auf der anderen werden nach wie vor ausführlich diskutiert. Dass die (‚hohe’) Literatur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dabei eher am Rande steht, überrascht angesichts der zunehmenden, von der geschichtswissenschaftlichen Forschung breit besprochenen Bedeutung der USA.
Die zweite Beobachtung bezieht sich auf die diskutierten Genres. Insofern sich literatur- und kulturwissenschaftliche Studien dem Zeitraum von 1848 bis 1900 widmen, konzentrieren sie sich entweder auf Reiseberichte oder so genannte Abenteuerliteratur, in der Regel von Friedrich Gerstäcker, Karl May oder Balduin Möllhausen. Sowohl Wanderungsbewegungen im Allgemeinen als auch Amerikamigration im Besonderen sind demnach kein Thema für Literaten wie Raabe, Keller oder Fontane. Tatsächlich erweisen sich die Beziehungen von Bürgerlichem Realismus und Abenteuerliteratur jedoch als charakteristisch für den Bürgerlichen Realismus als einer Literatur, in der das Fremde (Amerika) und die Wanderungen dorthin vielfach konstitutiv für das Erzählen sind.
Das Symposion an der Universität Dortmund soll diese noch weitgehend unbekannte Periode der Amerikabilder und -darstellungen in der deutschsprachigen Literatur erschließen helfen. Auch wenn Deutschland – und auch seine Literatur – in Folge der Reichsgründung und europäischer Entwicklungen stärker mit sich selbst befasst ist, bleibt die „Amerika“-Thematik in der deutschsprachigen Literatur bedeutend. Angesichts der zunehmenden Interaktion zwischen deutschen und amerikanischen Kontexten, darunter auch der Literatur, sollen diese Amerikabilder nicht einseitig als nur deutschen Kontexten zugehörig betrachtet werden, sondern – unter Einbezug der Amerikanistik – inter- und transkulturelle Bezüge klar werden: Die imagologische Fragestellung wird nicht bloß komparatistisch, sondern interdisziplinär beantwortet.

Symposionsort

Senatsitzungssaal, Geschossbau I, Campus Süd

Anreise

Per Bahn

Von „Dortmund Hauptbahnhof“

•Campus Nord
mit der S-Bahn S1/S21 Richtung Bochum bis „Dortmund Universität“. Von hier erreichen Sie den Campus Süd mit der H-Bahn.
•Campus Süd
Stadtbahn Linie U42 bis zur Haltestelle „Barop Parkhaus“. Dort umsteigen in die Buslinie 440 bis zur Haltestelle „Eichlinghofen H-Bahn“. Von dort erreichen Sie den Campus Süd mit der H-Bahn.

Programm

Programm

Freitag, 29. Juni 2007

10.00 Uhr
Albert Klein(Altrektor der Universität Dortmund)
Begrüßung

10.15 Uhr
Walter Grünzweig (Dortmund) & Christof Hamann (Dortmund)
Einführung

10.30 Uhr
Jeffrey Sammons (Yale)
Die Darstellung Amerikas unbesehen: vergleichende Beobachtungen zu Spielhagen, Raabe und Fontane

11.00 Uhr
Kit Belgum (Austin)
„Wie ein Mensch sich selbst bilden kann“. Zur Funktion von Amerika in Auerbachs Landhaus am Rhein

11.30 Uhr
Diskussion; moderiert von Jessica Heintges & Vera Pleßer

12.00 Uhr
Mittagspause

14.00 Uhr
Alexander Ritter (Hamburg)
Einmal deutscher „Steinhof“ - „Wisconsin“ hin und zurück. Die „Schulmeisterin“ USA und „old German-text-writing“ als patriotische Selbstfindung in Wilhelm Raabes Alte Nester

14.30 Uhr
Walter Grünzweig (Dortmund)
Lektüre für Amerikanisten? Deutsches Amerikabild und amerikanische Lebenswelten

15.00 Uhr
Diskussion; moderiert von Deniz Bayrak & Lina Schmitz

15.30 Uhr
Kaffeepause

16.00 Uhr
Martin Stingelin (Dortmund)
„es brach eine jener grimmigen Krisen von jenseits des Ozeans [...] herein“. Gottfried Keller und die Neue Welt

16.30 Uhr
Tobias Lachmann (Dortmund)
Red, white and blue. ‚Amerika’ in Gottfried Kellers Regine und der Deutschen Rundschau

17.00 Uhr
Diskussion; moderiert von Melanie Berger & Nathalie Mannes

Samstag, 30. Juni 2007

09.00 Uhr
Alexander Honold (Basel)
Der Landvermesser: Balduin Möllhausen in Amerika

09.30 Uhr
Christof Hamann (Dortmund)
„Das Deutschtum hat hier seine eigne großartige Zukunft.“ USA-Konstruktionen in deutschsprachigen Familienzeitschriften um 1870

10.00 Uhr
Diskussion; moderiert von Annemarie Alduk & David Dylong

10.30 Uhr
Rolf Parr (Bielefeld)
Der Onkel aus Amerika. Import von Amerikawissen oder Re-Import alter Stereotype?

11.00 Uhr
Ute Gerhard (Dortmund)
Amerikas symbolische Verortung in Europa

12.00 Uhr
Abschlussdiskussion; moderiert von Nathalie Gallert & Britta Gehres

13.00 Uhr
Ende der Tagung

Kontakt

Christof Hamann

Universität Dortmund
Institut für deutsche Sprache und Literatur
Emil-Figge-Str. 50
44221 Dortmund

(02 31) 755-2920
(02 31) 755-4498
christof.hamann@uni-dortmund.de


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