Homo debilis. Behinderte - Kranke - Versehrte in der Gesellschaft des Mittelalters. Internationale, interdisziplinäre Tagung

Homo debilis. Behinderte - Kranke - Versehrte in der Gesellschaft des Mittelalters. Internationale, interdisziplinäre Tagung

Veranstalter
Prof. Dr. Cordula Nolte Universität Bremen Institut für Geschichtwissenschaft / Fachbereich 8 Mittelalterliche Geschichte Bibliotheksstr. 1 28359 Bremen
Veranstaltungsort
Universität Bremen, GW 2, Studierräume B 3009, 3. Ebene
Ort
Bremen
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.09.2007 - 29.09.2007
Deadline
31.08.2007
Von
Büttner, Jan Ulrich

Der gesellschaftliche Umgang mit körperlich, geistig oder psychisch beeinträchtigten, pflege- und hilfsbedürftigen Menschen und deren Lebensbewältigung stehen in jüngerer Zeit im Blickfeld verschiedener historischer Disziplinen und Forschungsansätze. Dazu gehören auf alltägliche Lebenswelten zielende Ansätze der Kultur- und Sozialgeschichte ebenso wie eine an den „Patienten“ orientierte Sozialgeschichte der Medizin, die Forschungen zur Geschichte des Körpers und zur „disability history“, die historische Altersforschung ebenso wie die Archäologie und die Anthropologie. Für die Frühe Neuzeit untersuchen bereits einschlägige Projekte und Publikationen die häusliche Fürsorge und Pflege Schwerkranker, die Erfahrungen von Altern und Alter und individuelle Strategien des „coping“. Hingegen sind für das Mittelalter zwar die Verhältnisse in kirchlich-klösterlichen und städtischen Fürsorgeeinrichtungen eingehend untersucht worden, noch kaum jedoch die Verhaltensweisen im Umfeld von Familie, Verwandtschaft, Haushalt, in der Nachbarschaft und unter Freunden sowie in der grundherrlichen familia.
Das im Sommer 2005 angelaufene Bremer Forschungsprojekt „Behinderte und chronisch Kranke im Frühmittelalter – zwischen Sozialfürsorge und Ausgrenzung“ will zur Aufarbeitung dieses Desiderats beitragen, indem es sich auf die genannten Sozialverbände konzentriert. Zentrale Fragestellungen des Projekts werden bei der Tagung unter Einbezug auch des hohen und späten Mittelalters (bis ins frühe 16. Jahrhundert) aus den Perspektiven mehrerer Disziplinen (Geschichtswissenschaft, Archäologie, Kunstgeschichte, Medizingeschichte, Sozialwissenschaft, Anthropologie, Literaturwissenschaft, Theologie, Religionswissenschaft) erörtert.

Mit freundlicher Unterstützung durch die Gerda Henkel Stiftung, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Universität Bremen, Nolting-Hauff-Stiftung

Programm

Mittwoch, den 26. September 2007 – Nachmittag

14.30 Begrüßung, Eröffnung und Einführung
Prof. Dr. Cordula Nolte, Universität Bremen
Prof. Dr. Annelie Keil em., Universität Bremen, Gesundheitswissenschaften/Public Health

Grundlagen: Begriffe und Diskurse
Moderation: Prof. Dr. Hans Kloft, Universität Bremen

15.00 Prof. Dr. Hans-Werner Goetz, Universität Hamburg:
Debilis: Vorstellungen von Krankheit und menschlicher Schwäche im frühen Mittelalter

15.45 Prof. Dr. Annette Kehnel, Universität Mannheim:
Defizienz und Zivilisationsprozess

16.30 Kaffeepause

Kirchliche Perspektiven: Recht – Normen – Ideale
Moderation: Prof. Dr. Gisela Muschiol, Universität Bonn

17.00 Dr. Jan Ulrich Büttner, Universität Bremen:
Sünde-Krankheit-Buße im frühen Mittelalter

17.45 Prof. Dr. Ulrich Nonn, Universität Koblenz-Landau:
Geistig gesund, körperlich krank, den Tod vor Augen. Das Beispiel der frühmittelalterlichen Testamente

Donnerstag, den 27. September 2007 – Vormittag

Alltag I
Moderation: Prof. Dr. Ulrich Müller, Universität Kiel

9.00 Dr. Susi Ulrich-Bochsler, Universität Bern:
Kranke, Behinderte und Gebrechliche im Spiegel der Skelettreste aus mittelalterlicher Dörfern, Kirchen und Klöstern (Kanton Bern, Schweiz): Aussagemöglichkeiten zum individuellen Alltag

9.45 Dr. Dieter Bischop, Landesarchäologe Bremen:
Umgang mit körperlicher Versehrtheit aus archäologischer Sicht

10.30 Kaffeepause

Alltag II
Moderation: Prof. Dr. Hans-Werner Goetz, Universität Hamburg

11.00 Klaus-Peter Horn M.A., Universität Bremen:
Überleben in der Familie – Heilung durch Gott. Behinderte und Kranke in den Mirakelberichten

11.45 Christiane Walter M.A., Universität Bremen:
Umgang mit kranken, behinderten und arbeitsunfähigen Abhängigen in der frühmittelalterlichen Grundherrschaft

12.30 Dr. Alexandra Stanislaw-Kemenah, TU Dresden:
Von der Hand Gottes berührt. Krankheit, Alter und Armut im Spiegel von Bittgesuchen zur Aufnahme in Dresdner Hospitäler

13:15 Mittagspause

Donnerstag, den 27. September 2007 – Nachmittag

Macht und Herrschaft
Moderation: Prof. Dr. Karl-Heinz Spieß, Universität Greifswald

14.45 Dr. Antje Schelberg, Göttingen:
Political Power and Physical Performance

15.30 Dr. Gesine Jordan, Universität des Saarlandes:
Krankheit des Herrschers und Herrschaft des Kranken

16.15 Kaffeepause

Einschluss und Ausschluss
Moderation: Prof. Dr. Bernd-Ulrich Hergemöller, Universität Hamburg

16.30 Dr. Ruth von Bernuth, Humboldt Universität Berlin:
Zwischen Narrenturm und Gebetbuch. Konzeptionen von natürlicher Narrheit in der Frühen Neuzeit

17.15 Susanne Knackmuß, FU Berlin:
Moniales debiles oder behinderte Bräute Christi:
(chronische) Krankheit, Behinderung und Familienbande im Frauenkloster um 1500

19.00 Öffentlicher Abendvortrag (Stadtwaage):
Prof. Dr. Franz Irsigler, Universität Trier:
Mitleid und seine Grenzen

Freitag, den 28. September – Vormittag

Medizingeschichtliche Konzepte
Moderation: Prof. Dr. Heinz Peter Schmiedebach, Universität Hamburg

9.00 Prof. Dr. Dr. Ortrun Riha, Universität Leipzig:
Die Darstellung des Kranken in der medizinischen Fachliteratur

9.45 PD Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio, Univ. Greifswald:
Taubstumme. Grenzfälle zwischen Pathologie, Gerichtsmedizin und Ethik (16.-17. Jh.)

10.30 Kaffeepause

Lebenszyklus
Moderation: Prof. Dr. Brigitte Kasten, Universität des Saarlandes

11.00 Dott. Pierantonio Piatti, Pontificio Comitato di Scienze Storiche, Rom:
Infirmity and Domestic Illnesses in Augustinian XVc. Hagiography: Husbands, Wives and Children

11.45 Dr. Irina Metzler, University of Bristol:
Experiences of Deafness in the Central Middle Ages

12.30 Dr. Detlef Goller, Universität Halle-Wittenberg:
Zur Inszenierung von Altern und Alter in der hochmittelalterlichen Literatur

13.15 Mittagspause

Freitag, den 28. September 2007 – Nachmittag

Bilder und Zeichen
Moderation: PD Dr. Kerstin Merkel, Universität Eichstätt

15.30 Prof. Dr. Matthias Müller, Universität Mainz:
Der „homo debilis“ als ästhetische Attraktion. Zur ästhetischen
Konzeptionalisierung von Krankheit in der mittelalterlichen Kunst

16.15 Dr. Elisabeth Vavra, Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien, Institut für Realienkunde, Krems:
Die Zeichensprache der Krankheit

17.00 Kaffeepause

18.00 Zusammenfassung und Diskussion:
PD Dr. Kay-Peter Jankrift, Institut für Medizingeschichte der Robert-Bosch-Stiftung, Stuttgart

Samstag, den 29. September 2007

10.00 Stadtbesichtigung mit Führung

Kontakt

Dietlind Heckelen

Universität Bremen, FB 8
Postfach 330 440, 28334 Bremen
0421 / 218-4601
0421 / 218-3177
heckelen@uni-bremen.de

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