Aufopferung und Wiedergeburt. Das Vermächtnis des Ersten Weltkrieges im Osteuropa der Zwischenkriegszeit

Aufopferung und Wiedergeburt. Das Vermächtnis des Ersten Weltkrieges im Osteuropa der Zwischenkriegszeit

Organizer
University of Southampton
Venue
Avenue Campus, Dept. Humanities
Location
Southampton
Country
United Kingdom
From - Until
13.09.2007 - 15.09.2007
Website
By
Franz Sz. Horváth

KONFERENZ

AUFOPFERUNG UND WIEDERGEBURT
Das Vermächtnis des Ersten Weltkrieges im Osteuropa der Zwischenkriegszeit

University of Southampton
13-15. September 2007

Die internationale Konferenz untersucht – gefördert von Arts & Humanities Research Council – die sozialen und psychologischen Veränderungen, die in Osteuropa im Gefolge des Unterganges der Habsburgermonarchie nach 1918 statt fanden. Sie nähert sich dem Europa der nationalistischen „Nachfolgestaaten“ auf eine Weise, die die neuesten kulturhistorischen Arbeiten über Westeuropa ergänzen soll. Ein besonderes Ziel ist es, zu analysieren, wie die Männer der Kriegsgeneration in der Nachfolgezeit des Habsburgerreiches ‚abrüsteten’, wie sie mit der Bewertung der erbrachten Opfer umgingen und wie sie sich den Friedensrealitäten in den neu formierten „Nationalstaaten“ anpassten. Manche werden sich durch Denkmäler, die Kunst oder das Schreiben der Erinnerung und dem Gedenken an die Gräuel gewidmet haben. Andere versuchten zu vergessen oder lösten sich schnell von ihrer Loyalität an die Habsburger, worin sie von der neuen politischen Umgebung unterstützt wurden, die den Krieg als eine erfolgreiche Befreiung von Unterdrückung deutete.
Diese letztere Einstellung dominierte in der Tschechoslowakei, in Rumänien, Jugoslawien und Polen. Doch eine solche Haltung, die für sich die Rolle des Siegers verlangte, forderte natürlich jene Veteranen heraus, die in eine solche nationalistische Deutung des Krieges nicht einsteigen konnten. Insbesondere für viele sudetendeutsche und ungarische Veteranen in der Tschechoslowakei, für die Ungarn in Rumänien und vermutlich für viele Kroaten in Jugoslawien sowie Ukrainer in Polen bedeutete der Krieg überwiegend eine Verlusterfahrung sowohl hinsichtlich ihrer eigenen Opfer als auch ihrer nationalen Heimat. Solche Einstellungen waren in den Rumpfstaaten Österreich und Ungarn besonders stark, die zudem von den Friedensverträgen offen als besiegte Länder abgestempelt wurden.
Ein vorrangiges Ziel der Konferenz besteht darin, den Übergang von Veteranen in die Nachkriegszeit der „Nachfolgestaaten“ des Habsburgerreiches (Österreich, Ungarn, Tschechoslowakei, Jugoslawien und Polen) vergleichend zu untersuchen. Doch wird auch Raum für größer angelegte Vergleiche von Grenzregionen gegeben sein. Und wenn das Schlüsselthema der Konferenz der Zusammenprall verschiedener Interpretationen von Aufopferung sein wird (besonders innerhalb einzelner Staaten), so ist ein anderes die Vielfalt der Wege, wie sich Veteranen an ihre neue Umgebung anpassten oder auch nicht. Eine Annahme, die noch vergleichend bestätigt werden muss, ist, dass sich viele Veteranen von ihren Gesellschaften in Zeiten des Friedens entfremdet fühlten. Sie waren kaum fähig, sich an die Gegebenheiten jenseits der Schützengräber anzupassen, wurden aber hierin auch vom Staat kaum unterstützt. Doch welche Betätigungsfelder konnten jene finden, die sich von den neuen national-politischen Systemen bedrückt und benachteiligt fühlten? Hier ist noch viel Arbeit zu leisten, um die Rolle von Veteranen in den Nachkriegsgesellschaften (auf lokaler oder nationaler Ebene) zu erforschen, um die Nachkriegsbedeutung von Männlichkeit einzuschätzen und herauszufinden, in welchem Maße die Veteranen es versäumten, mental abzurüsten und ob sie so zur jeweiligen politischen Kultur eine militaristische Dimension beitrugen. In den meisten Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns gab es nach 1918 zudem weitere Opfer (z.B. die Räterepublik in Ungarn, der polnisch-sowjetische Krieg, die Ereignisse von 1927 in Österreich), die für „Sieger“ wie für „Besiegte“ die Erinnerung an den Weltkrieg weiter trübte. Aus ihnen konnten aber für viele neue Aufgaben entstehen, die den misslungenen Einsatz von 1914-1918 in den Schatten stellte oder zumindest dämpfte. Bestimmt wandten sich einige Veteranen in den 1920ern der Aufgabe der Erneuerung ihrer Nation zu, indem sie sich im Umfeld neu gegründeter Jugendorganisationen (der Nachkriegsgeneration) oder von paramilitärischen Organisationen und neuen politischen Parteien gruppierten.
Die Verfolgung solcher Fäden der Veränderungen in der Nachkriegszeit wird ein bezeichnendes Licht auf den Charakter und den Einfluss des letzten Krieges der Habsburger in Osteuropa werfen. Ihre komparative Beurteilung wird die ähnlichen oder auch unähnlichen Erfahrungen vereinigen, was bislang den sehr fragmentierten Historiographien über die nachhabsburgische Zeit vorbehalten blieb. Die Schlüsselthemen der Konferenz – „Aufopferung und Gedenken“ oder auch „Anpassung von Veteranen und Wiedergeburt“ – unterstreichen das Maß, wie prägend, wenngleich vorübergehend, diese Phase für die Region war. Die Vorträge auf der Konferenz werden, indem sie eine vielfältige Reihe von Einzelfällen behandeln, zur Neubewertung dessen beitragen, was Aufopferung in Kriegszeiten bedeuten und wozu sie führen konnte. Die Konferenz ist zugleich der Abschluss eines mehrjährigen Projektes über Kriegserinnerung, das an der Universität von Southampton angesiedelt und von Prof. Dr. Mark Cornwall geleitet wurde. Fragen zur Teilnahme, zu Unterkunfts- und Reisemöglichkeiten usw. können gestellt werden an Franz Sz. Horváth, franzhorvath@web.de

Programm

SACRIFICE AND REGENERATION
The Legacy of the Great War in Interwar Eastern Europe

University of Southampton
13-15 September 2007

Programme

Thursday 13 September

13.00: Registration

14.00: Welcome: Mark Cornwall (Southampton)

14.10: Keynote lecture: John Horne (Dublin): Cultural Legacies of the Great War: Historiography and New Approaches

15.00 Panel 1: Violence and the Politics of Defeat
Chair: Martyn Rady (London)
Tom Lorman (Cincinnati): Military Service and Political Affiliations in Post-War Hungary, 1920-1927
Robert Gerwarth (Oxford): Post-Imperial Reckoning: Paramilitary Violence in Austria and the Borderlands, 1918-23
Nikolai Vukov (Sofia) : Bulgarian Post-War Memory and Violence in Defeat

16.30 Break (tea/coffee)

17.00: Panel 2: Commemoration of the Sacrifice
Chair: Keith Jeffery (Belfast)
Nancy Wingfield (North Illinois): National Commemorations of the Battle of Zborov in a Multinational State
Catherine Edgecombe (Southampton): With God, For Kaiser and Fatherland: The Interpretation of Wartime Sacrifice in the Post-War Austrian Republic.
Silviu Hariton (Budapest): War Commemoration in Inter-war Romania: Cultural Politics and Social Context

19.00: Dinner (Avenue campus)

Friday 14 September

9.00: Panel 3: Regions under Former Occupation
Chair: TBA
Petra Svoljšak (Ljubljana): The Slovenes and the Memory of the Wartime Italian Occupation
Christoph Mick (Warwick): The Dead and the Living: War Veterans and Memorial Culture in East Galicia
Jovana Kniževic (Stanford): War, Occupation, and Liberation: Women's Sacrifice and the First World War in Yugoslavia

10.30: Break (tea/coffee)

11.00: Panel 4: Gender and Heroism
Chair: Dan Healey (Swansea)
Maureen Healy (Oregon State): Women, Men and the Language of Sacrifice in Post-War Austria
Anders Ahlbäck (Helsinki): War Heroes as War Teachers: the “Jaeger” Officers, Conscript Soldiers and Military Masculinities in Finland
Karen Petrone (Kentucky): The Paradoxes of Heroic Masculinity in Soviet Memory of the Great War

13.00: Lunch (Avenue campus)

14.15: Panel 5: Geographical Variants of Remembering
Chair: Neil Gregor (Southampton)
Maria Bucur (Indiana): Death and Mourning in a New Key: Contests over Remembering the Dead in Inter-War Romania
Eva Fisli (Paris/ Budapest): Hungarian Remembrance of the Great War in Mohács
Vesna Drapac (Adelaide): Memory, Power and Nation in Interwar Yugoslavia: the View from Abroad

15.45: Break (tea/coffee)

16.15: Panel 6: Divided Memories
Chair: Mark Cornwall (Southampton)
Laurence Cole (East Anglia): Divided War, Divided Memories: The Legacy of the Great War in the Austrian-Italian Successor Regions
Franz Horvath (Southampton): The Divided War Memory of the Transylvanian Hungarians
Melissa Bokovoy (New Mexico): Whose Hero? (Re)Defining War Dead in the Interwar Kingdom of Serbs, Croats, and Slovenes

19.30: Conference Dinner (Blue Room, Staff Social Centre, Highfield campus)

Saturday 15 September

9.00: Panel 7: Veterans
Chair: John Horne (Dublin)
Katya Kocourek (London): Czechoslovak Legionaries between Left and Right
Paul Newman (Southampton): Second Class Soldiers? Croatian War Veterans and their Impact on Society in the Kingdom of Serbs, Croats, and Slovenes 1918-1929
Julia Eichenberg (Tubingen): The Problem of the Polish Veteran: Ex-Servicemen and the Second Polish Republic

10.30: Break (tea/coffee)

11.00: Panel 8: Youth, Regeneration and Remobilization
Chair: Maureen Healy (Oregon State)
Mark Cornwall (Southampton): Youth and Nationalist Sacrifice in the Post-War Sudetenland
Martin Zückert (Munich): Double Inheritance: War Memory and Military Tradition in the Czechoslovak Army
Valentin Sandulescu (Budapest): Separating the Men from the Boys: Youth, Regeneration and the Shaping of the Legionary Movement in Romania

12.30: Keynote lecture: Jay Winter (Yale): Concluding Remarks

Contact (announcement)

Franz Horváth

University of Southampton

franzhorvath@web.de


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