Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte: Typen, Bestände, Auswertungsmöglichkeiten

Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte: Typen, Bestände, Auswertungsmöglichkeiten

Veranstalter
Herzog August Bibliothek Leitung: Ulrich Rasche (Jena)
Veranstaltungsort
Bibelsaal in der Bibliotheca Augusta
Ort
Wolfenbüttel
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.10.2007 - 06.10.2007
Website
Von
Bauer, Volker

Die Forschung zur deutschen Universität der Frühen Neuzeit befindet sich seit einigen Jahren in einer Phase des Umbruchs. Die entscheidenden Impulse kamen nicht so sehr aus der eigentlichen Wissenschaftsgeschichte, obwohl auch dort eine gewisse Aufbruchstimmung herrscht. Sie kamen vielmehr aus drei Richtungen: erstens aus der Mittelalterforschung, die das Bewusstsein dafür geschärft hat, dass die alte Universität als lebendiger Sozialkörper stets eng mit der Gesellschaft verflochten war, die sie hervorbrachte, dass ihr Ordnungsgefüge ebenso den Bedingungen des sozialen Wandels unterlag, wie etwa das des Staates, der Kirchen, der Städte oder der Zünfte, und dass sie deshalb im Innern niemals ausschließlich nach den Erfordernissen rationaler Wissensvermittlung oder gar im Geiste einer Forschung in „Einsamkeit und Freiheit“ organisiert gewesen ist; zweitens aus der modernen frühneuzeitlichen Gesellschafts- und Kulturgeschichte, deren Fragestellungen und Methoden die Universitätsgeschichte mehr und mehr befruchten; und drittens aus der Universitätsgeschichtsforschung zum 19. und frühen 20. Jahrhundert, die den Mythos Humboldt entzaubert hat. Seitdem besteht ein eklatantes Erklärungsdefizit für die Evolution des spezifischen deutschen Universitätsmodells, das nur eine von traditionellen Deutungsmustern losgelöste Erforschung der zuvor marginalisierten frühneuzeitlichen Universität beheben kann.

Eine neue Perspektivierung solchen Ausmaßes erfordert stets eine Revision des historischen Materials, das Quelle aller Erkenntnisse ist. Es ist also an der Zeit, sich zu vergewissern über die Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte, über ihre Bestände und ihre Überlieferungssituation, über die Institutionen, die sie bewahren, über ihre Formen und Funktionen, über die Kontexte, in denen sie entstanden sind und in denen sie wirkten, über den Stand ihrer Erschließung und Edition und schließlich über ihre Erkenntnispotenziale für universitätsgeschichtliche Forschungen jeglicher Art. Diese Aufgabe hat sich das Wolfenbütteler Arbeitsgespräch vorgenommen. Es vereint Experten aus verschiedenen Disziplinen wissenschaftlicher und sonstiger professioneller Praxis. Das Programm soll einerseits den kommunikativen Austausch nicht von vornherein in zu enge Bahnen zwingen und andererseits möglichst das ganze Spektrum des überlieferten Materials ausleuchten. Es ist ein pragmatisches Programm, das zunächst einmal Wert legt auf Sichten, Sammeln und Ordnen, das es sodann erlauben soll, aus verschiedenen Perspektiven, mal mit einem engen, mal mit einem weiteren Fokus auf die Gesamtheit der Quellen zu blicken, das verschiedene Zugriffe – Überlieferungsinstitutionen, funktionale Praktiken, Außen und Selbstwahrnehmung – verbindet, welche zusammen eine Art Raster schaffen, durch das hoffentlich nicht allzu viele Quellen hindurchschlüpfen. Es ist auch ein relativ offenes Programm. Ob es sich bewährt, erweitert oder im Sinne einer Art systematischen Quellenkunde konzeptionell verdichtet werden kann, wird sich an Ort und Stelle zeigen.

Programm

Donnerstag, 04. Oktober 2007

14.00 Uhr Ulrich Rasche (Jena): Begrüßung und Einführung

Sektion I: Überlieferungsinstitutionen, Quellentypen, Bestände

Moderation: Dirk Alvermann (Greifswald)

14.30 Uhr Dieter Speck (Freiburg): Archive

15.15 Uhr Manfred Komorowski (Duisburg): Bibliotheken

16.00 Uhr Kaffeepause

16.30 Uhr Cornelia Weber (Berlin): Universitätssammlungen und -museen

Sektion II: Ausgewählte institutionelle Praktiken und deren Überlieferungskontexte

Moderation: Matthias Asche (Tübingen)

17.15 Uhr Stefan Brüdermann (Bückeburg): Akademische Gerichtsbarkeit

18.00 Uhr Bernhard Ebneth (München): Stipendienwesen

20.00 Uhr Gemeinsames Abendessen

Freitag, 05. Oktober 2007

9.00 Uhr Daniela Siebe (Jena): Berufungswesen

Sektion III: Quellen konkreter funktionaler Praxis

Moderation: Marian Füssel (Münster)

09.45 Uhr Ulrich Rasche (Jena): Statuten und Observanzen

10.30 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr Matthias Asche (Tübingen): Matrikeln

11.45 Uhr Dirk Alvermann (Greifswald): Rechnungen

12.30 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr Jens Bruning (Wolfenbüttel): Vorlesungsverzeichnisse

14.45 Uhr Wiard Hinrichs (Göttingen): Lehrbücher, Kolleghefte, Vorlesungsnachschriften

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr Hanspeter Marti (Engi/Schweiz): Dissertationen

Sektion IV: Quellen zur Außen- und Selbstwahrnehmung

Moderation: Ulrich Rasche (Jena)

16.45 Uhr Detlef Döring (Leipzig): Gelehrtenkorrespondenz

17.30 Uhr Thomas Habel (Göttingen): Gelehrte Zeitschriften

20.00 Uhr Gemeinsames Abendessen

Samstag, 06. Oktober 2007

09.00 Uhr Werner Wilhelm Schnabel (Erlangen): Stammbücher

09.45 Uhr Marian Füssel (Münster): Selbstzeugnisse

10.30 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr Barbara Krug-Richter (Münster): Bilder

11.45 Uhr Joachim Bauer (Jena): Korporative Selbstdarstellungen

12.30 Uhr Schlußdiskussion

13.15 Uhr Ende des Arbeitsgespräches

Kontakt

Dr. Volker Bauer

Herzog August Bibliothek Postfach 1364 38299 Wolfenbüttel

bauer@hab.de


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