Was ist Mimesis? Seit der Antike wird diese Frage kontrovers diskutiert. Der Mensch ist nach Aristoteles das ‚mimetischste‘ aller Lebewesen: Durch ‚Nachahmung‘ lernt er, sich in der Welt zurecht zu finden; er freut sich daran, im Nachgeahmten Bekanntes wiederzuentdecken. Dieses grundlegende Vermögen gebrauchen die Künste in besonderer Weise. Körper und Stimme, Farben und Formen, Rhythmus, Sprache und Melodie werden zu mimetischen Zwecken eingesetzt, so daß die einzelnen Künste wie auch ihre Verbindungen und Hybride entstehen. Während wir uns im Spiel vom Ernst des Lebens entlasten, changiert das Mimetische in der Kunst zwischen Ernst und Spiel. Welche Techniken nutzt die Mimesis in den Künsten? Wie verhält sie sich zu ihren Nachfolge- und Konkurrenzkonzepten (Realismus, Fiktion, Darstellung und Autonomie)? Wo liegen die Grenzen der Mimesis? Wie begründet sich die seit Platon vorgetragene Kritik und Polemik? Diese Fragen werden in der Vorlesungsreihe aufgenommen und diskutiert. Zugleich soll aus der Sicht von Kunst- und Literaturwissenschaft, Philosophie und Theologie die Aktualität des Mimesis-Konzepts bestimmt werden.