Das diesjährige Rahmenthema lautet:
Naturwissenschaft, Medizin und Technik und ihr Verhältnis zur Populärkultur
Das 20. Jahrhundert wurde erheblich von den Forschritten in den Naturwissenschaften, der Medizin und der Technik geprägt. Daraus resultiert auch eine umfangreiche Rezeption in der Populärkultur. Ob Literatur, Musik, Bildende Kunst oder Film, Funk und Fernsehen: sie alle gestalten am öffentlichen Bild der Wissenschaften gleichermaßen mit. Die Rolle, die den Wissenschaften dabei zukommt, ist durchaus ambivalent. Das Ideal vom Motor der Aufklärung und des Fortschritts steht dabei dem Bild von Technik als Ursache von ökologischen Katastrophen oder der Vorstellung von den Naturwissenschaften als einem Refugium von menschlichem Größenwahn und Fehlverhalten gegenüber.
Weder diese Ambivalenz noch die nichtwissenschaftliche Rezeption und Adaption wissenschaftlicher Inhalte ist neu für das gerade vergangene Jahrhundert. Romane wie „Dr. Jekyll and Mr. Hyde”, „The Time-Machine“, Werbung für Radium-Haartinktur aus dem 19. Jhd. und moderne Werbung für Spülmittel mit „Quantenpower“; Filme wie die Star Trek Reihe oder The Matrix haben alle eines gemein: sie alle leben gleichermaßen von der populären Darstellung wissenschaftlicher Topoi.
Naturwissenschaften, Medizin, Technik und Populärkultur beeinflussen sich gegenseitig. Viele Forschungszweige rekurrieren, teils begrifflich, teils inhaltlich, auf populäre Konzepte. Projekte zur Entwicklung besserer Mensch-Maschine-Schnittstellen, etwa in der Gehirn- oder Herzchirurgie, die Suche nach Künstlicher Intelligenz und adäquaten Speichermedien für die menschliche Persönlichkeit – was immer auch das Wort dann noch bedeutet: sie alle wurden bereits erdacht, als ihre tatsächliche Machbarkeit noch nicht absehbar war. Neben der Frage, wie dieser wechselseitige Transfer von Ideen, Bildern und Wissen überhaupt zustande kommt – welche Mechanismen dabei am Werk sind – lohnt es auch zu schauen, inwiefern populäre Konzepte hier gewissermaßen zur „Vermarktung“ von Wissenschaften beitragen.
Zusätzlich zu diesen Verflechtungen von Wissenschaften und Populärkultur gibt es jedoch zwischen den beiden Bereichen ein weiteres, komplexes Spannungsfeld von meist unreflektierten Vermischungen von wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Thesen und Annahmen. So versucht z.B. die Evolutionäre Psychologie menschliches Verhalten als Folge evolutionärer Notwendigkeiten zu erklären, ohne dabei jedoch allzu oft die von Fachwissenschaftlern kontrovers diskutierten Probleme der Evolutionstheorie kritisch zu reflektieren.
Weiterführende Literatur zum Thema:
- Müller, Christian [Hrsg.]: SciencePop - Wissenschaftsjournalismus zwischen PR und Forschungskritik, Graz [u.a.], Nausner & Nausner 2004
- Nikolow, Sybilla [Hrsg.]: Wissenschaft und Öffentlichkeit als Ressourcen füreinander - Studien zur Wissenschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main, Campus 2007
- Weingart, Peter: Die Wissenschaft der Öffentlichkeit - Essays zum Verhältnis von Wissenschaft, Medien und Öffentlichkeit, 2. Aufl., Weilerswist, Velbrück Wiss. 2006
Bei Interesse wird gebeten, bis zum 15.7.2008 einen zehnzeiligen Abstract zu schicken an Susan Splinter, Universität Regensburg, Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte, 93040 Regensburg, e-mail: s.splinter@alice-dsl.net
Wer sowohl am Driburger Kreis als auch an der Jahrestagung der DGGMNT teilnimmt, Mitglied der DGGMNT ist und als Student/in oder Doktorand/in über kein eigenes Einkommen verfügt, kann einen finanziellen Kostenzuschuss erhalten. Dieser Reisekostenzuschuss ist unter Angabe eines betreuenden Hochschullehrers bis zum
15. September 2008 bei der Vorsitzenden der DGGMNT zu beantragen: Frau Prof. Dr. Brigitte Lohff, Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin, Medizinische Hochschule Hannover, Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover, e-mail: Lohff.Brigitte@MH-Hannover.de