Zur Jahreswende 1932/33 liefen an den deutschen Universitäten Dozenten und Studierende in großen Scharen zu den Nationalsozialisten über. Anders an der Deutschen Hochschule für Politik (DHP). Obwohl es auch hier „Anpassungspolitiker“ und Überläufer gab, blieb die Mehrheit der Dozenten und Studierenden den demokratischen Gründungsintentionen der DHP treu. Dies war einzigartig in der deutschen Hochschullandschaft. Einzigartig ist auch die große Anzahl an Dozenten und Studierenden der ehemaligen DHP, die sich Widerstandsgruppen anschloss oder aus der Emigration das NS-System bekämpfte.
Ausstellung und Begleitbuch geben einen Überblick über die Entwicklung der DHP. Im Mittelpunkt stehen mehrere Dutzend Biografien von Dozenten und Studenten, die im Widerstand oder in der Emigration aktiv gegen den Nationalsozialismus gekämpft haben. Die Biografien belegen einen Zusammenhang zwischen der demokratischen Orientierung der DHP und dem politischen Engagement vieler ihrer Dozenten und Studierenden gegen den Nationalsozialismus.
Dozenten und Studierende der DHP waren engagiert:
- im Kreisauer Kreis (Adolf Reichwein, Otto Heinrich von der Gablentz, Harald Poelchau)
- in der Widerstandsgruppe des 20. Juli (Hermann Maaß, Johannes Popitz, Richard Kuenzer, Theodor Heuss und Otto Suhr)
- in sozialdemokratischen Widerstandsgruppen wie „Roter Stoßtrupp“ (dessen Führung bestand fast ausschließlich aus ehemaligen DHP-Studierenden, darunter der spätere Senator Karl König, Franz Meyer (MdA), der erste Chefredakteur der Zeitung „Die Welt“, Rudolf Küstermeier u. a. mehr)
- in den Widerstandsgruppen Steinhoff und Hodapp, denen der spätere Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Fritz Steinhoff und der erste Berliner Vorsitzende der SPD, Franz Neumann angehörten
- in der Deutschen Volksfront (Hermann L. Brill, er war 1945 der erste Regierungschef in Thüringen)
- in kommunistischen Widerstandsgruppen
- in der „Roten Kapelle“.
Dozenten und Studierende der DHP betätigten sich ferner:
- in den Landesgruppen deutscher Gewerkschafter in Großbritannien und Schweden
- in der von sozialdemokratischen Funktionären gegründeten German Labor Delegation in den USA
- im Council for a Democratic Germany, dessen Vorsitzender der Religionsphilosoph und DHP-Dozent Paul Tillich war.
In diesen Organisationen wurden wichtige Debatten über ein demokratisches Nachkriegsdeutschland geführt, an denen ehemalige Studenten und Dozenten der DHP beteiligt waren.
Der Begleitband zur Ausstellung (514 S., Lukas Verlag Berlin, ISBN 978-3-86732-032-0) kann im Buchhandel für 25 € oder in der Ausstellung für 15 € erworben werden.