Agrarökonomie, Marktintegration und ländliche Gesellschaft in Westfalen im 19. Jahrhundert

Agrarökonomie, Marktintegration und ländliche Gesellschaft in Westfalen im 19. Jahrhundert

Veranstalter
Historische Kommission für Westfalen LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv
Veranstaltungsort
Gut Havichhorst, Havichhorster Mühle 100, 48157 Münster-Handorf
Ort
Münster-Handorf
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.11.2008 - 21.11.2008
Von
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

In den Ausschüssen für neuere Geschichte sowie für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Historischen Kommission für Westfalen wurde als Desiderat künftiger Forschungen eine intensivere Beschäftigung mit der westfälischen Agrargeschichte des 19. Jahrhunderts gefordert. Die Leiter der Ausschüsse haben diese Anregungen aufgenommen und eine gemeinsame Tagung der Historischen Kommission für Westfalen, des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte und der Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv geplant, die sich unter dem Titel „Agrarökonomie, Marktintegration und ländliche Gesellschaft“ auf den ersten großen Strukturwandel der westfälischen Agrarwirtschaft konzentriert.

Auf dem Weg Preußens vom Agrar- zum Industriestaat veränderte sich die traditionelle Landwirtschaft mit ihrer geringen Arbeits- und Bodenproduktivität, die auf einer feudalistischen Gesellschaftsstruktur basierte, im 19. Jahrhundert grundlegend. Noch waren zwei Drittel der Bevölkerung im Agrarsektor tätig, die 80 % des Nettoeinkommens des preußischen Staates generierten. Mit dem Eintritt in das Industriezeitalter veränderte sich auch das Gesicht der westfälischen Landwirtschaft. Zunehmende Marktintegration führte zu hohen Produktivitätsfortschritten. Dem stand eine begrenzte Nachfragesteigerung gegenüber, was zu Preisdruck und Abwanderung aus dem Agrarsektor mit weitreichenden Folgen für die Gesellschaftsstruktur führte. Der Anteil der Erwerbstätigen ging in Deutschland auf 38 % mit einer Bruttowertschöpfung von nur noch 30 % zurück, ein Trend, der sich im 20. Jahrhundert noch dramatisch zuspitzen sollte.

An der Schwelle zum 21. Jahrhundert entfielen gerade 2,3 % der Arbeitsplätze auf den Agrarsektor, der lediglich noch 1,1 % zum Bruttoinlandsprodukt beitrug. Die Tagung wendet sich daher mit einer öffentlichen Abendveranstaltung auch den Herausforderungen von Agrarpolitik und Agrarmarkt in der Gegenwart zu. Die Veranstalter hoffen, dass davon weitere Impulse für die Erforschung der westfälischen Agrargeschichte auch für das 20. Jahrhundert ausgehen. Diese könnte dann zum besseren Verständnis der komplexen strukturellen Veränderungsprozesse in den modernen Volkswirtschaften der Gegenwart beitragen, die nicht nur von einem agrarpolitischen Paradigmenwechsel und neuen gesellschaftlichen Ansprüchen an den Agrarsektor, sondern von einer zunehmenden Internationalisierung und einer hohen technologischen Beschleunigung begleitet werden.

Programm

Donnerstag, den 20. November 2008

ab 09.00 Uhr Anmeldung im Tagungsbüro

09.30 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Karl-Peter Ellerbrock (Dortmund)
Prof. Dr. Bernd Walter (Münster)

Sektion I: Landwirtschaft und Politik
Moderation: Dr. Karl-Peter Ellerbrock (Dortmund)

09.45 Uhr Prof. Dr. Josef Mooser (Basel)
Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft im
Zeichen von Bevölkerungsentwicklung,
Industrialisierung und Agrarmodernisierung

10.45 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr Prof. Dr. Rita Aldenhoff-Hübinger (Frankfurt/Oder)
Agrarmarkt, Agrarpolitik und Agrarprotektionismus

12.00 Uhr Mittagspause

13.00 Uhr Prof. Dr. Clemens Zimmermann (Saarbrücken)
Politisierungsprozesse in der ländlichen Gesellschaft.
Begriffe, Dimensionen, Forschungsresultate

Sektion II: Ländliche Gesellschaft
Moderation: Prof. Dr. Bernd Walter (Münster)

14.00 Uhr Gefion Apel, M.A. (Detmold)
Spuren des Wandels im ländlichen Alltagsleben. Bauten
– Arbeiten – Musealisierung

15.00 Uhr Christine Fertig, M.A. (Münster)
Soziale Netzwerke in der ländliche Gesellschaft:
Persönliche Beziehungen und der Zugang zu Ressourcen
in Westfalen (19. Jh.)

16.00 Uhr Kaffeepause

16.30 Uhr Dr. Thomas Küster (Münster)
Landwirtschaft und Nebenberuf. Erwerbskombinationen
im ländlichen Raum um 1900

17.30 Uhr HDoz. Dr. Georg Fertig (Münster)
Ländlicher Bodenmarkt und liberale Eigentumsordnung

Öffentlicher Abendvortrag in Kooperation mit dem Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband e.V.

19.00 Uhr Begrüßung
Dr. Wolfgang Kirsch
LWL-Direktor

Grußwort
Franz-Josef Möllers
Präsident des Westfälisch-Lippischen
Landwirtschaftsverbandes e.V.

Dr. Rudolf Schnieders (Bonn)
Agrarpolitik und Agrarmarkt im 21. Jahrhundert – nach
100 Jahren radikaler Veränderungen

20.30 Uhr Empfang

Freitag, den 21. November 2008

Sektion III: Agrarökonomie
Moderation: Prof. Dr. Ulrich Pfister (Münster)

09.00 Uhr Oliver Schulz (Paris)
Adelige Großunternehmer in der Grafschaft Mark in einer
Zeit des Umbruchs: Das Beispiel der Familien von Hövel
und von Holtzbrinck (ca. 1780-1850)

10.00 Uhr Kaffeepause

10.30 Uhr Dr. Rita Gudermann (Berlin)
‚Heimathrecht’ für einen englischen Gast. Die Idee der
Drainage und ihrer Verbreitung in Westfalen im 19.
Jahrhundert

11.30 Uhr Dr. Stefan Gorißen (Bielefeld)
Umfang und Bedeutung der agrarischen Betätigung bei
den gewerblichen Arbeitskräften in den
Metallgewerben der Grafschaft Mark in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts

12.30 Uhr Mittagspause

Sektion IV: Agrarmarkt
Moderation: Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Düsseldorf)

14.00 Uhr Dr. Michael Kopsidis (Halle)
Marktintegration und landwirtschaftliche
Produktivitätsentwicklung 1820-1880:
Westfalen im gesamtpreußischen Vergleich

15.00 Uhr Dr. Uwe Spiekermann (Göttingen)
Die Malaise der Qualität. Rationalisierungsbestrebungen,
Vermarktung und Verbrauchererwartungen im
Lebensmittelsektor des späten Kaiserreichs

16.00 Uhr Kaffeepause

16.30 Uhr Dr. des. Vera Hierholzer (Frankfurt/Main)
Künstliche Konkurrenz? Der Kampf der Landwirtschaft
gegen die industrielle Lebensmittelproduktion – das
Beispiel der Margarine

17.30 Uhr Schlusswort
Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Münster)
Erster Vorsitzender der Historischen Kommission für
Westfalen

Anmeldungen:
werden bis zum 7. November 2008 an das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte erbeten.

Kontakt

Sekretariat Frau Hoffstädt

LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
Karlstraße 33, 48147 Münster
0251/591-5684
0251/591-3282
wir@lwl.org

http://www.lwl.org/wir
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Deutsch
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