Agrarismus in Ostmitteleuropa – Bauerngesellschaften auf dem Weg in die Moderne

Agrarismus in Ostmitteleuropa – Bauerngesellschaften auf dem Weg in die Moderne

Veranstalter
Johann Gottfried Herder-Forschungsrat Forschungsstelle für Ostmitteleuropäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Europa Universität Viadrina in Frankfurt (Oder)
Veranstaltungsort
Hauptgebäude Senatssaal
Ort
Frankfurt an der Oder
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.04.2009 - 19.04.2009
Deadline
15.03.2009
Von
Harre, Angela

Ziel der Tagung ist die Diskussion des Agrarismus in interdisziplinärer und transnationaler Perspektive. Der Agrarismus wird hier als eine Ideologie verstanden, die die Landwirtschaft als Grundlage ökonomischen Fortschritts und die Dorfgemeinschaft bzw. die bäuerliche Großfamilie als die Zelle der gesellschaftlichen und staatlichen Strukturen ansieht. Der Agrarismus konnte sich in den Agrargesellschaften des östlichen Europa dauerhaft und nachhaltig entfalten. Werte, Mentalitäten und die Symbolsprache bäuerlicher Gesellschaften haben in Ostmitteleuropa nationale Identität, Kunst und Kultur in besonderem Maße geprägt.
Während dieser Tagung soll der Frage nachgegangen werden, ob der Agrarismus als eine konservative Ideologie scheitern und unweigerlich in das Bündnis mit dem Faschismus führen musste. Oder enthielt er soviel demokratisches Potenzial in der Mobilisierung der bäuerlichen Massen und wirksame Strategien zur Entwicklung der bäuerlichen Wirtschaft, dass er einen Dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus verkörpern konnte. Eine andere Frage ist, inwieweit der ostmitteleuropäische Agrarismus mehr ist, als eine regionale Variante agraristischer Entwicklungsstrategien überall auf der Welt. Es bleibt zu klären, ob die Idee dieses Dritten Weges in der Region besonders nachhaltig verfolgt wurde, weil es sich hier um Rumpf-Gesellschaften handelte (Ivan Berend) und der Agrarismus sich daher mit dem Nationalismus verband.
Entsprechend wird die Konferenz den Agrarismus in fünf Blöcken erörtern. Der erste legt den Grund mit den geistigen Wurzeln, ideologischen Strömungen und Gesellschaftsentwürfen. Der zweite und dritte Block sind der Politik im langen zwanzigsten Jahrhundert gewidmet. Hier werden die Brüche, Kontinuitäten und politischen Verwerfungen betrachtet, denen der Agrarismus von den nationalen Emanzipationsbewegungen bis zu den kommunistischen Diktaturen unterworfen war. Der vierte Block soll zeigen, inwieweit der Agrarismus Kunst und Kultur geprägt hat. Der fünfte Block richtet den Blick auf Entwicklungen in anderen Regionen Europas und der Welt, zeigt so Verflechtungen auf und hilft, die Frage nach den Besonderheiten des ostmitteleuropäischen Agrarismus zu beantworten.

Wir möchten alle Interessierten bitten, sich bei Fragen an Angela Harre (harre@euv-ffo.de) zu wenden bzw. sich bis zum 15.03.2009 ebenfalls bei Angela Harre anzumelden. Für weitere Informationen beachten Sie bitte auch unsere Homepage http://www.kuwi.euv-frankfurt-o.de/de/lehrstuhl/kg/wisogeschi/forschungsstelle/index.html.

Programm

Donnerstag, den 16. April 2009
16.00 Uhr Eröffnungsworte Andreas Lawaty & einleitendes Referat von Helga Schultz: Proteus Agrarismus. Einkreisung eines schillernden Begriffs.

17.00 – 20.00 Uhr Vom Panslawismus zum Dritten Weg (Moderation: Alexander Nützenadel)
-Angela Harre (Frankfurt / Oder): Schulen und Strömungen des Agrarismus.
-Roman Holec (Bratislava): Agrardemokratie als Versuch eines Dritten Weges mitteleuropäischer Transformation.
-Michel Hughes (Liverpool): Anti-capitalist Revolution or Third Rome? Interactions between agrarianism, Slavophilism and the Russian narodniki.

20.00 Uhr Abendessen

Freitag, den 17. April 2009

9.00 – 12.00 Uhr Bauernemanzipation und nationale Frage (Moderation: Kai Struve)
-Miroslaw Hroch (Prag): Die Bauern und die Agrarfrage in den nationalen Bewegungen vor dem 1. Weltkrieg.
-Bogdan Murgescu (Bukarest): The social fabric of agrarian political success in early 20th century East-Central Europe. A structured comparison of Stjepan Radić, Antonin Švehla, Alexander Stamboliski and Ion Mihalache.
-Anu-Mai Köll (Stockholm): From peasant to citizen. Agrarianism in Scandinavia and the Baltic countries.
-Peter Wörster (Marburg): Kurzvorstellung der Archivbestände des Herder-Instituts zur baltischen Agrargeschichte.

12.00 – 14.00 Uhr Mittagessen

14.00 – 17.00 Aufstieg und Untergang der Bauernparteien (Moderation: András Vári)
-Ernst Bruckmüller (Wien): Bauernfrage und Nationalitätenpolitik in der Donaumonarchie nach 1866.
-Robert Luft (München): Die agrarischen Säulen in der tschechoslowakischen Gesellschaft. Die tschechische und deutsche Agrarpartei vom 19. Jahrhundert bis 1938.
-Nigel Swain (Liverpool): The fate of peasant parties during the socialist transformation.

17.00 – 19.00 Mitgliederversammlung des Herder-Forschungsrates

Ab 20.00 Uhr Abendessen im Restaurant „Kontor“

Samstag, den 18. April 2009

9.00 – 12.00 Uhr Kultur (Moderation: Michaela Marek)
-Klaus Roth (München) / Petar Petrov (Sofia): Gefangen in der Tradition? Zum Wandel bäuerlicher Mentalitäten in Bulgarien.
-Robert Born (Leipzig): Landleben und „Bauernmanie“ in der bildenden Kunst.
-Christa Ebert (Frankfurt / Oder): Darstellungen des Bauern in der russischen und polnischen Literatur.

12.00 – 14.00 Uhr Mittagessen
EXKURSION NACH NEU-HARDENBERG

Ab 20 Uhr Abendveranstaltung

Sonntag, den 19. April 2009

9.00 – 13.00 Uhr Agrarismus in globaler Perspektive (Moderation: Helga Schultz)
-Eduard Kubů / Jíří Šouša (Prag): Ernst Laur und die Wiener Grüne Internationale um Alexander Blaskovich. Eine (ost-) mitteleuropäische Transfergeschichte.
-Alexander Nützenadel (Frankfurt / Oder): Agrarismus in autoritär-faschistischen Diktaturen Südeuropas.
-Joseph Love (Illinois): Agrarianism and the absence of political peasant movements in Latin America.
-Ralph Thaxton (Brandeis University): Peasant movements in China and East Asia. An approximation.

Ab 13.00 – 14.00 Uhr Mittagessen

Abreise

Kontakt

Dr. des. Angela Harre
Europa-Universität Viadrina / Lehrstuhl für Vergleichende Europäische Wirt-schafts- und Sozialgeschichte
Postfach 1786 / 15207 Frankfurt (Oder)
Tel.: 0335 – 55.34.26.23
Fax: 0335 – 55.34.26.13
E-Mail: harre@euv-frankfurt-o.de

http://www.kuwi.euv-frankfurt-o.de/de/lehrstuhl/kg/wisogeschi/forschungsstelle/index.html
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