"Vergessene Rekorde – Jüdische Leichtathletinnen"
Arbeitsbereich Zeitgeschichte des Sports (Universität Potsdam) bereitet Ausstellung vor
Was bedeutete es für eine Jüdin zur Zeit der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus Leichtathletin zu sein? Antwort darauf will die Ausstellung „Vergesse Rekorde – Jüdische Leichathletinnen“ geben, die vom 22. Juni bis zum 23. August 2009 im Repräsentantensaal des Centrum Judaicum in Berlin aus Anlass der 12. Leichtathletik Weltmeisterschaft präsentiert wird.
Als offizieller Bestandteil des Kulturprogramms der Weltmeisterschaft zeigt die Schau des Arbeitsbereiches Zeitgeschichte des Sports unter Leitung von Prof. Dr. Hans Joachim Teichler die Biografien der drei bekanntesten jüdischen Ausnahmetalente in der Leichtathletik.
Im Mittelpunkt stehen Lilli Henoch (Berliner SC), Gretl Bergmann (Schild Stuttgart) sowie Martha Jacob (SC Charlottenburg). „Wir kommen mit der Suche von Sachzeugnissen und Berichten aus der damaligen Zeit sehr gut voran. Insbesondere sind wir hoch erfreut, dass wir mit der 95-jährigen Margret Lempart, ehemals Gretel Bergmann, per E-Mail in Kontakt stehen. Sie lebt in New York und kann allerdings aus gesundheitlichen Gründen leider nicht zur Ausstellungseröffnung kommen. Wir sind jedoch guter Hoffnung, von Ihr noch bisher unveröffentlichtes Material in der Ausstellung präsentieren zu können“, berichtet Prof. Hans-Joachim Teichler, der mit seinem Arbeitsbereich seit Juni 2008 intensiv an der Ausstellung arbeitet.
Ziel der Ausstellung ist es, zum einen die sportlichen Erfolge der drei jüdischen Leichtathletinnen zu präsentieren, die vor 1933 – wie die Mehrheit der jüdischen Sportlerinnen und Sportler – integraler Bestandteil des deutschen Sports waren und sich erst nach dem Ausschluss aus ihren Vereinen der jüdischen Sportbewegung anschlossen. Zum anderen wollen die Aussteller mit den Schicksalen der drei Athletinnen (Emigration/Ermordung) an die systematische Ausgrenzung und spätere Zerschlagung des jüdischen Sports ab 1933/1938 erinnern.
Mit einem Förderbetrag von rund 30.000 Euro wird die multimedial angelegte Ausstellung weitgehend von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung finanziert. Weitere Kooperationspartner sind das Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e.V., das Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam, das Jüdische Museum Berlin, das Sportmuseum Berlin, das Institut für Judaistik an der Freien Universität Berlin sowie das Centrum Judaicum. Die Schau ist so konzipiert, dass sie nach der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 (15. bis 23. August) an anderen Orten gezeigt werden kann.
Weitere Informationen erteilen:
Prof. Dr. Hans Joachim Teichler
Telefon: 0331.977.1738
E-Mail: teichler@uni-potsdam.de
Berno Bahro
Telefon: 0331.977.1164
E-Mail: berno.bahro@uni-potsdam.de