Im Februar 2009 wurde das internationale Kooperationsprojekt „Digitalisierung der WVHA-Häftlingskartei“ vorerst abgeschlossen. 31 Institutionen aus zehn europäischen Staaten haben sich zusammengeschlossen, um den Bestand von fast 150.000 Karteikarten zu erfassen und für die historische Forschung nutzbar zu machen. Diese „Häftlingskarten“ sind in der zweiten Jahreshälfte 1944 angelegt worden, um daraus eine zentrale Lochkartei anzufertigen, mit deren Hilfe das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt (WVHA) den Arbeitseinsatz der KZ-Häftlinge effektivieren wollte.
Unter den Projektpartnern sind alle großen KZ-Gedenkstätten in Deutschland, Polen, Frankreich, Österreich und den Niederlanden sowie der Internationale Suchdienst in Bad Arolsen. Institutionen, die sich mit der Deportation von Menschen aus den verschiedenen europäischen Ländern beschäftigen, ergänzen den Kreis der Beteiligten.
Die Häftlingskarten, die sich zum überwiegenden Teil im Bundesarchiv und im Archiv des Polnischen Roten Kreuzes in Warschau befinden, wurden komplett eingescannt. Alle Informationen wurden in eine Datenbank übertragen. Zuletzt versuchten die Projektpartner, den anonymen Karteikarten wieder die Namen der KZ-Häftlinge zuzuordnen. Am Ende der Projektlaufzeit gelang es, die Namen von über 83% der Häftlinge auf den Karteikarten zu rekonstruieren.
Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, die das Digitalisierungsprojekt koordiniert hat, lädt zu einem einen eintägigen Workshop ein, um anhand des abgeschlossenen „WVHA-Projektes“ die weiteren Perspektiven und Möglichkeiten der KZ-Forschung zu erörtern, insbesondere mit Blick auf die Auswertung von Massendaten.
In zwei Vorträgen soll zunächst nach den aktuellen Herausforderungen in der KZ-Forschung gefragt werden, anschließend sollen die Möglichkeiten und Grenzen quantitativer Methoden bei der Auswertung von Massenakten benannt werden.
Nach einer Zusammenfassung der Ergebnisse des „WVHA-Projektes“ und der sich daraus ergebenden Fragestellungen, können die Projektpartner und das Plenum in einer offenen Diskussion Ideen für das weitere Vorgehen austauschen.