Biomedizin – Gesellschaftliche Deutung und soziale Praxis

Biomedizin – Gesellschaftliche Deutung und soziale Praxis

Veranstalter
Promotionsschwerpunkt Biomedizin, unter der Leitung von Regine Kollek (FSP BIOGUM, Universität Hamburg) und Alfons Bora (IWT, Universität Bielefeld)
Veranstaltungsort
Haus Villigst, Iserlohner Str. 25
Ort
Schwerte (Ruhr)
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.10.2009 - 16.10.2009
Deadline
30.04.2009
Website
Von
Evangelisches Studienwerk Villigst

Technologische Entwicklungen sind auch auf dem Feld der Biomedizin Ergebnis eines komplexen Herstellungsprozesses, der nicht nur durch wissenschaftliche Präferenzen und apparative Techniken, sondern auch durch spezifische Vorannahmen, soziale Praktiken und gesellschaftliche Deutungsmuster geprägt ist. In kaum einem anderen Feld moderner Technologieentwicklung aber zeigt sich eine derartige, scheinbar unauflösbare Ambivalenz von Chancen und Risiken, von wissenschaftlichem Fortschritt und ethisch-sozialer Bedrohung. Ohne entsprechende gesellschaftliche Legitimation wären technologische Innovationen hier kaum durchsetzbar.

Zentrales Ziel der Tagung ist es deshalb, die wechselseitigen Dynamiken zwischen biomedizinischer Entwicklung, gesellschaftlichen Deutungsmustern und sozialer Praxis in theoretischen und empirischen Beiträgen zu beleuchten. Diskutiert werden soll darüber hinaus, welche Rolle die biomedizinische Begleitforschung selbst im Prozess der gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Legitimation technologischer Innovationen spielt und welchen Einfluss sie auf die soziale Alltagspraxis der Biomedizin ausübt.

Wir laden interessierte WissenschaftlerInnen und DoktorandInnen ein, eigene empirisch oder theoretisch ausgerichtete Beiträge zum Themenkomplex der Tagung mit den eingeladenen ReferentInnen zu diskutieren. Für Plenarvorträge konnten bereits Stefan Beck (HU Berlin), Christine Hauskeller (University of Exeter), Christoph Rehmann-Sutter (Universität Lübeck), Volker Stollorz (Freier Wissenschaftsjournalist) und Peter Wehling (Universität Augsburg) gewonnen werden.

Erwünscht sind Beiträge in Form von Vorträgen oder Posterpräsentationen zu den Themenschwerpunkten sowie zum übergreifenden Tagungsthema. Abstracts von maximal 500 Wörtern sind bis zum 30.4.2009 zu senden an Hürrem Tezcan (huerrem.tezcan@uni-bielefeld.de).

Der Teilnahmebeitrag beträgt 90 Euro (inkl. Verpflegung). Günstige Übernachtungsmöglichkeiten stehen direkt am Tagungsort zur Verfügung.

Programm

Themenschwerpunkt 1: Legitimationsmuster im biomedizinischen Diskurs

Dynamik und Ambivalenz biomedizinischer Forschung und Technologie generieren spezifische Legitimationsprobleme. In diesem Zusammenhang lassen sich verschiedenartige Deutungsmuster beobachten, die zur Legitimierung oder Delegitimierung gegenwärtiger und zukünftig imaginierter Technologien und Forschungszweige dienen können, wie beispielsweise „Innovation“ oder „Menschenwürde“. Ein Schwerpunkt der Tagung soll daher auf der Analyse von Strukturen und Funktionen von Legitimationsmustern im Forschungsprozess selbst sowie in politischen, rechtlichen und massenmedialen Kontexten liegen.

Themenschwerpunkt 2: Biomedizin und soziale Praxis

Die gegenwärtig zu beobachtende Diffusion biomedizinischer Technologien in die medizinische Alltagspraxis bleibt nicht ohne soziale Folgen: Wie beeinflussen diese technischen Neuerungen Selbstverständnis und Umfeld der Patienten? Inwiefern verändern sich die Bedingungen professionellen ärztlichen Handelns? Und was bedeutet dies wiederum für das Verhältnis von Arzt und Patient, zum Beispiel für in diesem Bereich etablierte Konzepte wie Patientenautonomie und „informed consent“?

Themenschwerpunkt 3: Krankheitskonzepte im Wandel

Vor dem Hintergrund biomedizinischer Entwicklungen stellt sich die Frage, wie sich der Prozess der Bildung und Veränderung von Deutungsmustern von Krankheit und Gesundheit konkret in der wissenschaftlichen und klinischen Praxis vollzieht. In diesem Themenschwerpunkt soll diskutiert werden, wie der Wandel von Deutungsmustern und die damit einhergehende Veränderung von Ursachenhypothesen mit der Klassifikation spezifischer Erkrankungen zusammenhängt. Als Beispiel seien hier der oft postulierte Wandel genetischer Kausalmodelle, seine praktischen Auswirkungen und seine theoretischen Implikationen genannt.

Kontakt

Hürrem Tezcan

IWT, Universität Bielefeld, Postfach 100 131

huerrem.tezcan@uni-bielefeld.de