Das Bild des Bauern vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Selbst- und Fremdzuschreibungen. Deutschland, Europa, USA

Das Bild des Bauern vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Selbst- und Fremdzuschreibungen. Deutschland, Europa, USA

Veranstalter
Arbeitskreis für Agrargeschichte, Ltg.: PD Dr. Daniela Münkel, Hannover/ Berlin
Veranstaltungsort
Hanns-Lilje-Haus, Knochenhauerstr. 33, 30159 Hannover
Ort
Hannover
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.07.2009 - 11.07.2009
Website
Von
Arbeitskreis für Agrargeschichte, Johannes Bracht

Erneut nimmt der Arbeitskreis für Agrargeschichte sein Sommertreffen zum Anlass für eine zweitägige Konferenz zu einem epochenübergreifenden Thema: „Das Bild des Bauern vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Selbst- und Fremdzuschreibungen. Deutschland, Europa, USA“. Die Tagung wird organisiert von PD Dr. Daniela Münkel. Sie steht allen Interessierten offen.

Im 21. Jahrhundert ökonomisch mit dem EU-Agrarbinnenmarkt und der Globalisierung konfrontiert, scheint sich – trotz mancher Ausnahme – die Vorstellung von einer Sonderrolle der Landwirtschaft außerhalb der geltenden kapitalistischen Marktregeln – wie der kürzlich initiierte Streik der deutschen Milchbauern unterstrichen hat – konserviert zu haben: Obwohl längst Agrarunternehmer, definieren sich die meisten Landwirte nicht primär als Leiter eines Wirtschaftsbetriebes, sondern als „Bauern“. Dies impliziert für sie auch die Herauslösung der Landwirtschaft aus der Marktwirtschaft sowie die staatliche Garantie für massive Schutz- und Subventionsmaßnahmen.

Auch fühlen sich viele Bauern stärker als andere Bevölkerungsgruppen der „Tradition“ verpflichtet: Als Wahrer des kulturellen Erbes und der natürlichen Ressourcen.

In der Öffentlichkeit ist das Bild von „dem Bauern“ wie bei kaum einer anderen Berufsgruppe massiv kulturell und ideologisch aufgeladen und mit vielen schon fast archaisch anmutenden Vorstellungen bzw. Vorurteilen besetzt.

Der anachronistische Gegensatz zwischen gesellschaftlicher und ökonomischer Realität sowie dem Selbst- und Fremdbild des „deutschen Bauern“ ist demzufolge bis heute wirkungsmächtig und wird es wohl auch in naher Zukunft bleiben. Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage nach den Ursprüngen, nach Brüchen und Kontinuitäten sowie der Konstruktion solcher Bilder in Gegenwart und Vergangenheit geradezu auf. Dabei muss die Frage nach der transnationalen bzw. internationalen Dimension des Phänomens gestellt werden. Die geplante Tagung will sich dem Thema aus nationaler und gesamteuropäischer Sicht nähern, etwa durch Einbeziehung der USA, weil der amerikanische „Farmer“ immer wieder als negatives Gegenbild zum europäischen Bauern aufgebaut worden ist.

Folgende Leitfragen sollen im Mittelpunkt der Tagung stehen:
- Wie konstruierte und wandelte sich das Bild des „Bauern“ in der jeweiligen Zeitepoche? Wie lassen sich Selbst- und Fremdzuschreibungen differenzieren?
- Welche Leitbilder lassen sich ausmachen?
- Welche regionalen, geschlechtsspezifischen und wirtschaftshierarchischen Differenzierungen sind auszumachen?
- Wie wurden diese Konstruktionen politisch, ideologisch, kulturell und ökonomisch determiniert und/oder ggf. instrumentalisiert?
- Ist eine Verbindung von „Bauernbildern“ und nationaler Identität auszumachen?

Organisation und Anmeldung:

Es stehen im Tagungshaus für die Nacht vom 10./11. Juli in begrenzter Anzahl Einzelzimmer zur Verfügung. Es besteht die Möglichkeit, zum Preis von 95,50 € eine Übernachtung und sämtliche Mahlzeiten zu buchen. Individuelle Arrangements sind möglich, etwa, bei rechtzeitiger Anmeldung, auch einzelne Buchung der Mahlzeiten mittags (12,50 €) und abends (8,50 €). Verbindliche Buchungen nimmt bis zum 15. Juni 2009 Frau Fahlbruch unter der Telefonnummer (0201) 183–3586 oder -3584 oder unter der email brigitte.fahlbruch@uni-due.de entgegen.

Selbstverständlich ist die Teilnahme an der Tagung auch ohne Buchung von Übernachtung und Mahlzeiten möglich. Anmeldungen sind ebenfalls unter der Telefonnummer (0201) 183–3586 oder -3584 oder unter der email brigitte.fahlbruch@uni-due.de möglich.

Eine Anreiseskizze des Tagungshauses findet sich unter http://www.hanns-lilje-haus

Programm

Freitag, 10. Juli 2009

12.15 – 12.45 Uhr
Begrüßung: Prof. Dr. Stefan Brakensiek
Einführung in das Thema der Tagung: PD Dr. Daniela Münkel

13.00 Gemeinsames Mittagessen

14.00 – 16.00 Uhr

1. Sektion: Bauernbilder im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit
Moderation: Prof. Dr. Stefan Brakensiek

PD Dr. Dorothee Rippmann (Universität Zürich)
Bilder vom Bauern im Mittelalter: Ikonographie und Quellentypologien

Dr. Frank Konersmann (Universität Bielefeld)
Gemeiner Mann – Hausvater – Bauer – Landwirt. Studien zur historischen Semantik bäuerlicher Agrarproduzenten, 17.-19. Jahrhundert

Dr. des. Niels Grüne (Universität Bielefeld)
„Bauern“ zählen. Zur sprachlichen Dimension sozialen Wandels in südwestdeutschen Dorfgesellschaften des 18. und 19. Jahrhunderts

16.00 – 16.30 Uhr Kaffeepause

16.30 – 18.00 Uhr

2. Sektion (1. Teil): Wandel der Bilder vom Bauern in Frankreich, Spanien, Ungarn und den USA
Moderation: Dr. Frank Konersmann

Prof. Dr. Nadine Vivier (Universität Rennes)
The Image of the French peasant 1850-2000: From archaic country bumpkin to the go ahead businessman

Prof. Dr. Gloria Sanz Lafuente (Universität von Navarra, Pamplona)
Grenzen des Homo Oeconomicus. Das Bild des Bauern im spanischen Sozialkatholizismus

19.00 Gemeinsames Abendessen.

Samstag, den 11. Juli 2009

08.30 - 10.30 Uhr

2. Sektion (2. Teil): Wandel der Bilder vom Bauern in Frankreich, Spanien, Ungarn und den USA
Moderation: PD Dr. Daniela Münkel

PD Dr. András Vári (Universität Miskolc)
Sechs Bilder des ungarischen Bauerntums 1848-1945

Dr. Roman Holec (Comenius Universität Bratislava)
Das Bild des Bauern in der mitteleuropäischen Kunstliteratur im Hinblick auf den Agrarismus

PD Dr. Frank Uekötter (Deutsches Museum München)
Yeoman, Farmer, Ökopionier: Die vielfältigen Gesichter des amerikanischen Landwirts

10.30 – 11.00 Uhr Kaffeepause

11.00 – 13. 30 Uhr

3. Sektion: Bauern- und Bäuerinnenbilder – Deutschland und EWG. Brüche und Kontinuitäten im 20. Jahrhundert
Moderation: PD Dr. Frank Uekötter

PD Dr. Daniela Münkel (Leibniz Universität Hannover/BStU Berlin)
Das Bauernbild im Nationalsozialismus und in der DDR

Ulrich Schwarz, M.A. (St. Pölten)
Das Bild des Bauern in der Bundesrepublik und Österreich

Dr. Henning Türk (Universität Duisburg-Essen)
Die Auseinandersetzung zwischen der EWG-Kommission und der Regierung der Bundesrepublik Deutschland um die EWG-Agrarpolitik zwischen 1957 und 1968 – Ein Streit der Leitbilder?

Dr. Anke Sawahn (Leibniz Universität Hannover)
„Tradition mit frischem Wind“ – Weibliches Selbstbildnis als Machtfaktor der Landfrauenvereine

13.30 – 14.30 Uhr Mittagspause

14.30 – 16.00 Uhr
Mitgliederversammlung des Arbeitskreises für Agrargeschichte

Kontakt

Prof. Dr. Stefan Brakensiek

Univ. Duisburg-Essen, Hist. Institut
Universitätsstr. 12, Gebäude R12
(0201) 183–3586 o. -3584
(0201) 183 – 2658
stefan.brakensiek@uni-due.de