Gallien in Spätantike und Frühmittelalter (5.-7. Jh.). Kulturgeschichte einer Region

Gallien in Spätantike und Frühmittelalter (5.-7. Jh.). Kulturgeschichte einer Region

Veranstalter
Dr. Steffen Diefenbach; Priv.-Doz. Dr. Gernot M. Müller
Veranstaltungsort
Hollbau, Im Annahof 4, D-86150 Augsburg
Ort
Augsburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.09.2009 - 19.09.2009
Website
Von
Steffen Diefenbach, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universität Augsburg

Die Zeit zwischen dem 5. und 7. Jh. n. Chr. war geprägt von einem tiefgreifenden Strukturwandel, der den gesamten Westen des Römischen Imperiums erfasste. Was in der älteren Forschung als ein mehr oder weniger katastrophisch verlaufender, durch die Einfälle barbarischer Völker induzierter Umbruchs- und Auflösungsprozess der römischen Ordnung angesehen wurde, erfährt in aktuellen Diskussionen eine differenziertere Beurteilung. Es wird zunehmend hervorgehoben, dass das Römische Reich der späten Kaiserzeit aus sich selbst heraus starke Transformationstendenzen generierte, die einen langfristigen Prozess der Umstrukturierung in Gang setzten: Unter der vermeintlich einheitlichen Oberfläche eines umfassenden politischen und kulturellen Ordnungszusammenhangs kam es unabhängig von äußeren Herausforderungen zu Veränderungen, die insbesondere auf der regionalen und lokalen Ebene zu einer Neudefinition von Gruppenzugehörigkeiten und kulturellen Mustern der kollektiven Identitätsbildung führten.

Ziel der interdisziplinär und kulturwissenschaftlich ausgerichteten Tagung ist es, diesen Strukturwandel anhand einer spezifischen Region des spätantiken Imperiums exemplarisch zu verdeutlichen. Gallien ist ein quellenmäßig besonders gut bezeugtes Beispiel für diesen Transformationsprozess, in dessen Verlauf die traditionellen Bezugsfelder kollektiver Identitätsstiftung grundlegend neu definiert wurden. Ein besonderes Anliegen der Tagung ist es dabei, historische und literaturwissenschaftliche Ansätze miteinander zu verbinden, um auf diesem Wege praxeologische und diskursiv vermittelte Formen der kollektiven Identitätsstiftung gleichermaßen in den Blick zu nehmen und in ihrer wechselseitigen Bedingtheit zu analysieren.

Programm

Mittwoch, 16. September 2009

16. 00 Uhr–16. 30 Uhr

Begrüßung
Prof. Dr. Wilfried Bottke, Präsident der Universität Augsburg
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, Dekanin der Philologisch-Historischen Fakultät
Prof. Dr. Gregor Weber, Direktor des Instituts für Europäische Kulturgeschichte

16. 30 Uhr–17. 30 Uhr

Einführung und Vorstellung der Referenten
Dr. Steffen Diefenbach (Augsburg), PD Dr. Gernot Michael Müller (Luzern/Augsburg)

Donnerstag, 17. September 2009

Römer und Barbaren: Politische Strukturen des Zusammenlebens
und Strategien der Integration
Sektionsleitung: Prof. Dr. Gregor Weber (Augsburg)

9 Uhr–9. 45 Uhr

Prof. Dr. Christine Delaplace (Toulouse):
Les relations entre les Wisigoths et le pouvoir romain de 416 à 475 : comment faut-il interpréter la politique du foedus et la logique de ses acteurs dans la Gaule du Vième siècle ap. JC.

9. 45 Uhr–10. 30 Uhr

Prof. Dr. Walter Goffart (Yale)
Administrative Methods of Barbarian Settlement in the 5th Century.

10. 30 Uhr–11 Uhr: Kaffepause

Römische Eliten in Gallien: Transformationen identitärer Bezugsfelder
Sektionsleitung: Prof. Dr. Hartmut Leppin (Frankfurt am Main)

11 Uhr–11. 45 Uhr

Prof. Dr. John Drinkwater (Nottingham):
Un-Becoming Roman. The End of Provincial civilisation in Gaul.

11. 45 Uhr–12. 30 Uhr

Prof. Dr. Michael Kulikowski (Knoxville):
Sundered Aristocracies: Why Gauls Stopped Needing the Emperor.

12. 30 Uhr–14. 30 Uhr: Mittagspause

14. 30 Uhr–15. 15 Uhr

Dr. Steffen Diefenbach (Augsburg):
Bischofsherrschaften. Bemerkungen zur identitären Transformation der gallischen Führungsschicht.

Städtischer Raum und Identität: Urbaner Strukturwandel im spätantiken Gallien
Sektionsleitung: Prof. Dr. Martin Zimmermann (LMU München)

15. 15 Uhr–16 Uhr

Prof. Dr. Christian Witschel (Heidelberg):
Die spätantiken Städte Galliens: Transformation von Stadtbildern als Ausdruck einer gewandelten Identität?

16 Uhr–16. 30 Uhr: Kaffeepause

16. 30 Uhr–17. 15 Uhr

Dr. Jean Guyon (Aix-en-Provence)
Les chefs-lieux de cité de gaule méridionale aux Vième et Vième siècles: Un espace en mutation.

17. 15 Uhr–18 Uhr

Dr. Simon T. Loseby (Sheffield):
Lost cities: the end of the late antique civitas in Frankish Gaul.

Freitag, 18. September 2009

Zwischen Außenseiter und römischem Bürger: Zur Modellierung von Randgruppen im spätantiken Gallien
Sektionsleitung: Dr. Steffen Diefenbach (Augsburg)

9 Uhr–9. 45 Uhr

Dr. David Lambert (St. Andrews):
Salvian, the Bacaudae, and Roman citizenship.

9. 45 Uhr–10. 30 Uhr

Dr. Philipp von Rummel (DAI Rom)
Unroman Romans. The controversial interpretation of grave-finds from late antique Gaul.

10. 30 Uhr– 11 Uhr: Kaffeepause

Verfahren und kultureller Modelle kollektiver Identitätsstiftung in den barbarischen regna
Sektionsleitung: Dr. Thomas Krüger (Augsburg)

11 Uhr–11. 45 Uhr

Prof. Dr. Bernhard Jussen (Frankfurt am Main):
Zur Semantik von „regnum“ und verwandter Begriffe bei den barbarischen gentes zwischen Spätantike und Karolingerzeit.

11. 45 Uhr– 12. 30 Uhr

Prof. Dr. Alexander Murray (Toronto):
Placita and So-called Fictitious Procedure in Frankish Law.

12.30 Uhr–14.30 Uhr: Mittagspause

Lateinische Literatur und regionales Bewusstsein
Sektionsleitung: Prof. Dr. Helmut Krasser (Gießen)

14. 30 Uhr– 15. 15 Uhr

Prof. Dr. Ulrich Eigler (Zürich):
Gallien als Literaturlandschaft. Zur Dezentralisierung und Differenzierung lateinischer Literatur
im 5. und 6. Jh.

15. 15 Uhr– 16 Uhr

Prof. Dr. Meinolf Vielberg (Jena):
Bild und Literatur. Jenseits- und Gerichtsvorstellungen bei Ausonius von Bordeaux und Paulinus von Nola.

16 Uhr– 16. 30 Uhr: Kaffeepause

Gemeinschaftsbildung und kulturelle Selbstverortung:
Der Brief im spätantiken Gallien
Sektionsleitung: Prof. Dr. Ulrike Egelhaaf-Gaiser (Göttingen)

16. 30 Uhr–17. 15 Uhr

PD Dr. Gernot Michael Müller (Luzern/Augsburg):
Korrespondenz und Identität. Zur Funktion von Briefsammlungen im Gallien der Spätantike.

17. 15 Uhr–18 Uhr

Prof. Dr. Ralph Mathisen (Champaign):
Desiderius of Cahors, the Last of the Romans.

Samstag, 19. September 2009

Heidnische Modelle und christliche Kultur: Funktionsfelder von Traditionsbezug in der spätantiken Literatur
Sektionsleitung: PD Dr. Gernot Michael Müller (Luzern/Augsburg)

9. 30 Uhr–10. 15 Uhr

Prof. Dr. Philippe Bruggisser (Freiburg/Schweiz):
Un remodelage identitaire. Eucher de Lyon et la Passion des martyrs d’Agaune.

10. 15 Uhr– 11 Uhr

Dr. Antonella Bruzzone (Sassari):
Mito e politica nei Panegyrici di Sidonio Apollinare.

11 Uhr– 11. 30 Uhr: Kaffeepause

11. 30 –12.30 Uhr

Abschlussdiskussion

Kontakt

Dr. Steffen Diefenbach

Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universität Augsburg, Universitätsstr. 10, 86159 Augsburg


Redaktion
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Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch
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