Erfahrung kultureller Räume im Wandel. Transformationsprozesse in ostdeutschen und osteuropäischen Regionen

Erfahrung kultureller Räume im Wandel. Transformationsprozesse in ostdeutschen und osteuropäischen Regionen

Veranstalter
SFB 580 „Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch. Diskontinuität. Tradition. Strukturbildung, Teilprojekt A5 Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte im Generationenumbruch“ an den Universitäten Jena und Halle-Wittenberg
Veranstaltungsort
Jena
Ort
Jena
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.12.2009 - 04.12.2009
Deadline
10.09.2009
Website
Von
Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger, Prof. em. Dr. Lutz Niethammer

Zwanzig Jahre nach dem Systemumbruch boomt die Erinnerungskultur an die Ereignisse von 1989/90: Wende, friedliche Revolution oder Umbruch stehen im Fokus aktueller zeitgeschichtlicher, kultur- und sozialwissenschaftlicher Forschungen ebenso wie in politischen Debatten mit Medienpräsenz. In Rückblicken auf den Fall der Mauer, auf die Öffnung der Grenzen, auf vielfältige Entgrenzungen und Wandlungsprozesse werden nicht nur Phänomene in ihrer Liminalität, sondern auch neue Barrieren, Grenzziehungen und Grenzverschiebungen sichtbar.

Die Transformation nach „Westvorlage“ ist in die Jahre gekommen. Der politisch-ökonomische ebenso wie der soziokulturelle Wandel generierte unterschiedliche Entwicklungsdynamiken in ostdeutschen und osteuropäischen Regionen. Einerseits entstanden prosperierende wirtschaftliche Zentren und kulturelle „Leuchttürme“, andererseits kam es infolge von umfangreichen Deindustrialisierungsprozessen und/oder regionalen Wanderungsbewegungen zur so genannten „Entleerung“ meist ländlicher Räume und Schrumpfung von Klein- und Mittelstädten. Die daraus resultierenden Herausforderungen, mit denen sich viele Menschen konfrontiert sahen und sehen, verstärken sich durch globale Finanzkrisen und demographischen Wandel.

Den deutungsmächtigen Meta-Narrativen des „Systemumbruchs“ folgend, haben sich Erfahrungsräume vor allem in Ostdeutschland und Osteuropa in den vergangenen zwei Dekaden gewandelt. Wirtschaft, Politik und sozialer Sektor gelten dabei als maßgebliche Indikatoren des Transformationsprozesses. Die anhaltenden unterschiedlichen Entwicklungsverläufe zwischen Ost- und Westdeutschland induzieren ein Überdenken der modernisierungstheoretischen Annahmen. Historische, regionale und kulturelle Determinanten müssen dabei neu fokussiert werden.

Im Mittelpunkt der Tagung stehen zum einen Themen und Fragen, die historische, regionale oder kulturelle Determinanten in den Blick nehmen ebenso wie wechselseitige Einflüsse von Peripherie – Provinz – Metropole als Folie für die Transformation von kulturellen Deutungsmustern. Zum anderen soll im Spannungsfeld von Schwinden und Neuanfang im Systemumbruch nach zeitlichen, räumlichen und sozialen Verankerungen gefragt werden, nach individuellen und kollektiven Erfahrungen, nach Verarbeitungen der Umbrüche in unterschiedlichen Milieus und nach generativen wie intergenerativen Formatierungen.

Interessierte werden gebeten, Abstracts (maximal 2.000 Zeichen) zu folgenden Themen- und Fragestellungen, einen kurzen Lebenslauf und ggf. eine Liste relevanter Publikationen bis zum 10. September 2009 einzureichen:

- Wie verändern sich handlungskonstitutive Sinnsysteme und symbolische Ordnungen, deren Hintergrund den Menschen in der sozialen Welt Sinn und Bedeutung verleihen, durch Ereignisse wie dem Systemumbruch?

- Welche Determinanten prägten ostdeutsche und osteuropäische Regionen – zum Beispiel unterschiedliche Kulturlandschaften, historische Ereignisse, Konfessionen?

- Inwiefern haben sich mit dem Umbruch der politisch-ökonomischen Systeme auch die sozio-kulturellen Systeme, die kulturellen Konzepte verändert? Und wie wird dies in Handlungen und Praxen sichtbar?

- Schwanden mit den kommunistisch-sozialistischen Wertsystemen auch tradierte kulturelle Wertorientierungen, Sinnstrukturen und Deutungsmuster? Verändern sich kulturelle Konzepte in der gleichen Geschwindigkeit wie sozialökonomische Systeme?

- Kann man den Begriff „Erfahrungsraum“ auf ein Ereignis wie den „Systemumbruch“ reduzieren? Diachrone und synchrone Zugänge scheinen hier unabdingbar, um Sinnsysteme, die in die Erwartungshorizonte eingehen, erfassen zu können.

- Welche Formen von lokalem und regionalem Eigensinn sowie endogenen Potentialen lassen sich feststellen?

- Trägt der Transformationsprozess noch immer Merkmale des Liminalen, Liminoiden? Dies umfasst auch Fragen von lokalem und regionalem Eigensinn und endogenen Potentialen.

Programm

Kontakt

Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger

FSU Jena, Lehrstuhl für Volkskunde (emp. Kulturwissenschaft)
Zwätzengasse 3, 07743 Jena
03641-944390
03641-944392
christel.koehle-hezinger@uni-jena.de


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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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