Entdecken und Verstehen. Bildungsarbeit mit Zeugnisssen von Opfern des Nationalsozialismus. 3. Seminar zu Bildzeugnissen und Musik

Entdecken und Verstehen. Bildungsarbeit mit Zeugnisssen von Opfern des Nationalsozialismus. 3. Seminar zu Bildzeugnissen und Musik

Veranstalter
Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", Berlin; in Zusammenarbeit mit dem Fritz Bauer Institut, Frankfurt am Main
Veranstaltungsort
KA EINS im Ökohaus; Kasselerstr. 1a; 60486 Frankfurt am Main
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.11.2009 - 21.11.2009
Deadline
06.11.2009
Von
Dagi Knellessen, Freie Mitarbeiterin, Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft"

Die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" bietet 2009 eine dreiteiligen Seminarreihe an "Entdecken und Verstehen. Bildungsarbeit mit Zeugnissen von Opfern des Nationalsozialismus". Die Reihe geht auf die vielfältigen Zeugnisformen der Opfer des Holocaust und der NS-Zwangsarbeit ein, die ihre Erfahrungen in Wort, Schrift, Bild, Theater und Musik dokumentierten. Ziel der Reihe ist, diese Zeugnisse als Quellen der Erfahrungsgeschichte zu würdigen und didaktisch-methodische Wege aufzuzeigen, wie sie in die schulische und außerschulische Bildungsarbeit einbezogen werden können. Die Seminare sind thematisch nach den Zeugnisformen strukturiert. Das dritte Seminar in Frankfurt am Main beschäftigt sich mit Bildzeugnissen und Musik.

Zeichnungen und Musik gehörten zum Alltag der NS-Verfolgten bei der Zwangsarbeit, in den Konzentrationslagern, den Ghettos und selbst in den Vernichtungslagern. Beide künstlerischen Ausdrucksformen stehen, unabhängig davon, ob es sich um Berufskünstler oder Amateure handelte für die Erhaltung kultureller Identität als elementare Ressource des Überlebens. Andererseits wurden die künstlerischen Fähigkeiten der Opfer durch verordnete Auftragskunst, Geldfälscherei ebenso wie durch die von der SS installierten Lagerorchester, die beispielsweise den Ein- und Ausmarsch der Arbeitskommandos musikalisch begleiten mussten, für das Aufrechterhalten des totalitären Unterdrückungsapparates funktionalisiert.

Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung und Erforschung dieser künstlerisch-kulturellen Aspekte nationalsozialistischer Verfolgung und Unterdrückung insbesondere als Bestandteil der Konzentrationslager begann vereinzelt in den 80er Jahren und wird gegenwärtig zunehmend von interdisziplinären Forschungsprojekten in den Blick genommen. Darüber hinaus widmen sich mittlerweile eine Vielzahl von Projekten und Institutionen der Wiederentdeckung und Veröffentlichung von musikalischen Werken bzw. von Zeichnungen und Gemälden ermordeter Künstlerinnen und Künstler, wodurch ein umfangreicher Bestandteil der Kunst des 20. Jahrhunderts Jahrzehnte später, dem Versuch der Auslöschung und Vernichtung entzogen wird.

Für die historische Bildung ergeben sich durch den Zugang über die Bildzeugnisse und die Musik auf grund der jüngsten Forschungsergebnisse neue Aspekte der Vermittlung über das Innenleben der Konzentrationslager, die darauf verweisen, wie die Häftlinge und Verfolgten den Opferstatus durch individuelle und kollektive Selbstbehauptung zu durchbrechen suchten. Ebenso verdeutlichen sie die totalitären Unterdrückungmechanismen in den Lagern und die Motivation der Täter.

Auch die Erschließung dieser künstlerischen Zeugnisse basiert in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit auf einer quellenkritischen Annäherung und Auseinandersetzung, wobei ein Zusammenwirken der didaktisch-methodischen Ansätze aus den Bereichen Geschichte, Kunst und Musik erforderlich ist. Mit dem 3. Seminar der Reihe bietet die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" ein Programm, das diesen interdisziplinären Austausch anregt und befördert und neu entwickelte Methoden zur Arbeit mit den Bildzeugnissen (Zeichnungen und Fotos) und der Musik der Verfolgten und Opfer des nationalsozialistischen Regimes vorstellt.

Das Seminar richtet sich bundesweit an Lehrkräfte der Fächer Geschichte, Kunst, Musik, an Mitarbeiter/innen der Gedenkstätten, Multiplikatoren/innen der außerschulischen Bildungsarbeit, Studierende sowie alle Interessierte. Das Programm ist auf die pädagogische Praxis ausgerichtet, nach einführenden wissenschaftlichen Vorträgen stehen in Arbeitsgruppen die Vermittlung, Erprobung und Diskussion didaktischer wie methodischer Ansätze im Mittelpunkt.

Der Teilnahmegebühr beträgt 10 Euro, mit Hotelübernachtung 30 Euro. Die Teilnehmerzahl ist auf 70 Plätze begrenzt.

Programm

Freitag, 20. November 2009

ab 11 Uhr
Ankunft
Anmeldung, Einchecken, warmer Imbiss

12.00 Uhr – 12.30 Uhr
Begrüßung
Günter Saathoff, Vorstand der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“
Dagi Knellessen, freie Mitarbeiterin der Stiftung EVZ

12.30 Uhr – 14.30 Uhr
Einführungsvorträge
"Bild oder Reliquie – bildnerische Zeugnisse aus den Lagern"
Prof. Dr. Detlef Hoffmann, München, Professor für Kunstgeschichte
"Lieder aus den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Geschichte(n), Erinnerung und Rezeption."
Dr. Juliane Brauer, Historikerin und Musikwissenschaftlerin, Potsdam

14.30 Uhr bis 16.00 Uhr
Sitzung der Arbeitsgruppen

AG 1
"Verfemte Musik - Gelebte Musik als Entdeckung für Musikschulen und allgemein bildende Schulen"
Methodische Ansätze einer künstlerischen Annäherung an weitgehend unbekannte Komponisten im Rahmen fächerübergreifender Projektarbeiten.
Volker Ahmels, Leiter des Zentrums für Verfemte Musik an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock und Direktor des Konservatoriums Schwerin
AG 2
"Geschichte vermitteln mit Musik"
Methoden zur Geschichtsvermittlung über Lieder aus den Ghettos und KZs sowie der Entwicklung eigener musikalischer Ausdrucksformen für Studientage, Unterrichtseinheiten und die außerschulische Projektarbeit.
Dr. Gabriele Knapp, Diplom-Pädagogin und Musiktherapeutin, Berlin

AG 3
"Hachschara, die schützende Insel"
Fotografische Selbstzeugnisse jüdischer Jugendlicher 1933-1942
Vorstellung eines Bildbestandes sowie der seriell-ikonografischen Fotoanalyse als Methode der historischen Bildungsarbeit.
PD Dr. Ulrike Pilarczyk, Erziehungswissenschaftlerin, Berlin/Braunschweig

AG 4
"„Widerständige Bilder“ - Zeichnungen aus Konzentrations- und Vernichtungslagern"
Methoden und Module zur pädagogischen Arbeit mit den Zeichnungen aus den Lagern für die schulische und außerschulische historische Bildungsarbeit
Christiane Heß, Historikerin, Bielefeld/Hamburg

16.00 Uhr bis 16.30 Uhr
Kaffeepause

16.30 Uhr bis 18.00 Uhr
Fortsetzung der Arbeitsgruppen

18.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Abendessen

20.00 Uhr bis 22 Uhr
Klavierkonzert
"Aus dem Schatten ans Licht"
Werke von verfolgten und ermordeten Künstlern des Nazi-Regimes
Klavierduo Friederike Haufe und Volker Ahmels
Zentrum Verkündigung, Markgrafenstr. 12, 60487 Frankfurt

Samstag, 21. November 2009

9.00 Uhr bis 11.00 Uhr
Fortsetzung der Arbeitsgruppen

11.00 Uhr bis 11.30 Uhr
Pause

11.30 Uhr bis 13.00 Uhr
Berichte aus den Arbeitsgruppen, Abschlussdiskussion
Moderation: Gottfried Kößler, Fritz Bauer Institut, Frankfurt am Main

13.00 Uhr bis 14.00 Uhr
Mittagessen. Ende des Seminars

Kontakt

Dagi Knellessen

Lindenstr. 20-25
10969 Berlin
030-69598247

knellessen@stiftung-evz.de

www.bildungsarbeit-mit-zeugnissen.de
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