Familienkulturen - (und) Familientraditionen

Familienkulturen - (und) Familientraditionen

Veranstalter
Arbeitskreis Historische Familienforschung in der Sektion Historische Bildungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
Veranstaltungsort
Universität Hildesheim
Ort
Hildesheim
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.01.2010 - 30.01.2010
Deadline
15.01.2010
Von
Prof. Dr. Carola Groppe

Familienkulturen und Familientraditionen finden in inner- und außerwissenschaftlichen Debatten zunehmend Aufmerksamkeit; nicht zuletzt werden sie im Gefolge von internationalen Schulleistungsvergleichen für den schulischen Erfolg oder Misserfolg von Kindern und Jugendlichen mitverantwortlich gemacht. Dabei werden Familienkulturen und -traditionen auch in den Zusammenhang der sozialen Lage von Familien, der Veränderung von Lebensstilen sowie allgemeiner gesellschaftlicher Normen- und Werteentwicklungen gestellt. In historischer Perspektive ist das Interesse an der Familie zunächst vor allem aus den neueren Theoriedebatten um die Möglichkeiten und Grenzen sozial- und kulturhistorischer Zugänge erwachsen. In diesem Zusammenhang sind durch die stärkere Beachtung der historischen Akteure mikrohistorische Familienbiographien entstanden; dezidierte historische Forschungen zu Familienkulturen und -traditionen sind jedoch selten.

Die Tagung fragt daher aus historischer Perspektive nach der innerfamiliären und der gesellschaftlichen Bedeutung von Familienkulturen und -traditionen und ihrer Entwicklung. Im Zentrum der Betrachtung steht die Familie als erziehende und sozialisierende Instanz, die neben weiteren gesellschaftlichen Institutionen die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Mitglieder durch Generationsbeziehungen, Erziehung/Erziehungsstile und sozialisatorische Arrangements entscheidend prägt. Dies ermöglicht analytische Zugriffe auf die Familie auf verschiedenen Ebenen. Mikrohistorisch geht es bei Familientraditionen um die Entstehung, Ausgestaltung und Weitergabe von Ritualen, Themen, Aufträgen, Normen und Werten etc. in der Familie. Dabei können auch Familienkulturen, d. h. familiale Lebensstile und Generationsbeziehungen, die Ausgestaltung kindlicher und jugendlicher Lebensräume in der Familie, Familienfeste etc. stark durch Familientraditionen geprägt sein. In makrohistorischer Perspektive geht es um gesellschaftliche, politische, kulturelle und ökonomische Bedingungsgefüge und Einflussfaktoren auf Familienkulturen und -traditionen. Hier stellt sich unter anderem die Frage nach der Bedeutung von Standes-, Klassen-, Schicht- und Milieuzugehörigkeit, nach der Bedeutung öffentlicher Debatten und Stellungnahmen, von bildungs- und familienpolitischen Maßnahmen etc. für Familienkulturen und -traditionen.

Auf der Tagung sollen diese Forschungsfragen in einem großen zeitlichen Rahmen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart behandelt werden. Im Zuge der Durchstaatlichung der europäischen Gesellschaften, die in der Frühen Neuzeit begann und sich im 18. Jahrhundert verstärkte, entstanden für die Familie neue Aufgaben und Zuständigkeitsbereiche, die sich vor allem auf das Eltern-Kind-Verhältnis bezogen: Die Familie wandelt sich von einer Versorgungs- zu einer Erziehungsgemeinschaft. In diesem Zusammenhang fragt die Tagung in mikrohistorischer Perspektive nach Familientraditionen und -kulturen in einzelnen Familien, in Verwandtschaftsnetzen und in sozialen Gruppen seit dem 18. Jahrhundert - sowohl in spezifischen Zeiträumen und Epochen als auch unter der Perspektive von Kontinuität und Wandlungsprozessen - und in makrohistorischer Perspektive nach der Herausbildung, Kontinuität und Veränderung von Familienkulturen und -traditionen in Gesellschaften in einzelnen Epochen und im historischen Prozess.
Historische Erkenntnisse können aktuelle Problemlagen aufklären helfen, der Bezug auf aktuelle Problemlagen wiederum kann neue historische Perspektiven eröffnen. Mit Blick auch auf aktuelle Debatten und Forschungen über Familienkulturen und -traditionen und ihre Bedeutung soll deren historische Genese und Gestaltung differenziert erörtert werden.

Ein Anmeldeformular zur Tagung ist unter folgender URL herunterladbar: http://www.hsu-hh.de/kluchert/index_olZptM9bldPfO65D.html

Programm

Jeweils 30 min Vortrag und 20 min Diskussion.

Freitag, 29. 01. 10
13.00 Begrüßung und Eröffnung durch die Organisatoren

Forum 1: Familienkulturen und -traditionen in bürgerlichen Familien der Neuzeit

13.30-14.20 Tilmann Walter (Würzburg):
Familientraditionen und Erziehungsziele in Basler Gelehrtenfamilien der Frühen Neuzeit

14.20-15.10 Hartmut Schleiff (Freiberg):
Die Rolle der Familie bei der Konstitution und Reproduktion der montanistischen Funktionselite in Sachsen

15.10-15.30 Pause

15.30-16.20 Ulf Morgenstern (Leipzig):
Die Schückings. Eine liberale Gelehrtenfamilie in ihren Lebensstilen, Familientraditionen und bildungsbürgerlichen Elitekonzepten

16.20-17.10 Christina Rahn (Frankfurt):
„Es war vorherbestimmt, was aus mir werden sollte...“ - Nachfolge in Familienunternehmen zwischen Tradition und Veränderung

17.10-17.30 Pause

17.30-18.20 Christina Radicke (Göttingen):
Von Großeltern zu Enkeln: Tradierungsprozesse über zwei Generationen

18.30-19.30 Mitgliederversammlung des AHFF

anschließend Abendessen

Samstag, 30. 01. 10
Forum 2: Familienkulturen und -traditionen in der Migration

9.00-9.50 Petra Götte (Augsburg):
Mit der Vergangenheit in die Zukunft. Traditionsbildung in Auswandererfamilien im
frühen 20. Jahrhundert

9.50-10.40 Kathrin Zeiß (Göttingen):
Familienkultur transnational: Marokkanische Migranten zwischen Abgrenzung und
Einbindung

10.40-11.00 Pause

Forum 3: Der pädagogische Diskurs über Familie(nkultur)

11.00-11.50 Nadine Humpert (Köln):
Bürgerliche Mädchen- und Jungenerziehung bei Joachim Heinrich Campe

11.50-12.40 Gwendolyn Whittaker (Konstanz):
Überforderte Schüler. Die Rolle der Familie im Überbürdungsdiskurs um 1900

12.40-14.00 Mittagessen

14.00-14.50 David Käbisch (Jena):
Der Wandel der Familie in ihrer religiösen Sozialisations- und Erziehungsfunktion. Die Familie im Spiegel religionspädagogischer Konzeptionen der 1920/30er Jahre

Forum 4: Familienkultur - Aspekte und Kontroversen

14.50-15.40 Susan Baumert (Jena):
Fest im Wandel - Entwicklung familiärer Festkultur um 1800

15.40-16.00 Pause

16.00-16.50 Till Kössler (München):
Familienkulturen im säkular-religiösen Konflikt. Das Beispiel Spanien (1900-1936)

16.50-17.40 Elisabeth Timm (Wien):
„Meine Familie“. Ahnenforschung zwischen populärer Geschichtskultur und neuen Politiken der Verwandtschaft

Ende der Tagung gegen 18.00 Uhr

Kontakt

Prof. Dr. Carola Groppe
Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg
Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften
Postfach 700822, 22008 Hamburg
040/6541-2854

groppe@hsu-hh.de

http://www.hsu-hh.de/kluchert/index_olZptM9bldPfO65D.html