Gemeinschaft als Erfahrung. Kulturelle Inszenierungen und soziale Praxis 1930-1960

Gemeinschaft als Erfahrung. Kulturelle Inszenierungen und soziale Praxis 1930-1960

Veranstalter
Niedersächsisches Forschungskolleg „Nationalsozialistische ‚Volksgemeinschaft’? Konstruktion, gesellschaftliche Wirkungsmacht und Erinnerung vor Ort"; Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte, Universität Göttingen
Veranstaltungsort
Historisches Gebäude der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Ort
Göttingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.02.2010 - 27.02.2010
Deadline
01.12.2009
Von
Niedersächsisches Forschungskolleg "Nationalsozialistische ‚Volksgemeinschaft’?"

Die Tagung des Niedersächsischen Forschungskollegs "Nationalsozialistische 'Volksgemeinschaft'? Konstruktion, gesellschaftliche Wirkungsmacht und Erinnerung vor Ort" richtet sich vorrangig an Graduierte und Promovierende, die hier Forschungsarbeiten vorstellen und diskutieren, in denen es um die Diskurse, Funktionen und Erfahrungen von Gemeinschaftsformen und Vergemeinschaftungspraktiken geht. Die Konferenz soll interessierten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern die Möglichkeit bieten, Kontakte zu knüpfen und einschlägige Projekte zu vernetzen.

1887 thematisierte Ferdinand Toennies in seinem gleichnamigen Werk das Verhältnis von "Gemeinschaft" und "Gesellschaft". Anders als Toennies betonte Max Weber mit seinen Kategorien "Vergemeinschaftung" und "Vergesellschaftung" eher das Prozesshafte sowie die Verschränkung von emotionalen und sozialrationalen Gesellschaftspraktiken.

Gemeinschaft zu erfahren, zu stiften und zu inszenieren wurde aber zu einer sozialen Leitkategorie vieler Bewegungen im krisenhaften Übergang ins 20. Jahrhundert. Daran knüpften Jugendbewegungen, Verbände und Parteien an, nicht zuletzt der Nationalsozialismus, aber die Attraktivität von "Gemeinschaft" als Konzept dauerte auch über 1945 hinaus an.

Bereits bei Max Weber war deutlich geworden, dass die Zuweisung von Zugehörigkeit zu definierten Gemeinschaften integral mit dem Ausschluss von Anderen verbunden ist. Die Geschichte des "Dritten Reiches" bietet hierfür besonders extreme Beispiele, stimulierte und legitimierte doch das Narrativ vom Fremden und Eigenen die Verbrechen von Judenverfolgung und Holocaust.

Die Nationalsozialisten versuchten gezielt, durch eine inflationäre Postulierung und Propagierung der "Volksgemeinschaft" oder zum Beispiel durch das Erlebnisangebot aufwändiger Inszenierungen eine emotionale Gemeinschaftsbindung an das Regime und längerfristigen Konsens in der Bevölkerung zu schaffen. Zwangs- und Konstruktionscharakter waren dem Topos "Volksgemeinschaft" jedoch inhärent.

Erwünscht sind Vorträge aus Themenfeldern und zu Fragestellungen, an denen sich Diskurse, Praktiken und politische Bedeutung von "Gemeinschaft" und "Vergemeinschaftung" ausweisen lässt. In der derzeitigen Forschungsdebatte zur nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" soll diese durch andere Gemeinschaftsphänomene, deren Konstruktion und Erfahrung kontextualisiert werden, zum Beispiel

- im Feld sozialer Formationen wie Parteien, Vereinen oder Kirchen;

- bei Praktiken öffentlicher Inszenierung oder Massenkultur wie zum Beispiel Festen, Sport oder Demonstrationen;

- als Bestandteil politischer Ordnungssysteme, deren sozialer Praktiken und Normierungen sowie politischer Gemeinschaftsinszenierungen;

- an Beispielen für das Verhältnis von Inklusion und Exklusion durch Gemeinschaftsbildungen;

- hinsichtlich der Auswirkungen von Epochenumbrüchen auf die Verfasstheit von Gesellschaften und ihre Praktiken der Selbst- und Fremdorganisation.

Interessierte können sich bis zum 1. Dezember mit einem Abstract von ungefähr einer Seite mit Thema, Fragestellung und zentralen Thesen sowie einem kurzen Lebenslauf an folgende Adresse bewerben:

David Reinicke
Forschungskolleg "Nationalsozialistische 'Volksgemeinschaft'?"
Humboldtallee 3
37073 Göttingen
E-Mail: dreinicgwdg.de

Programm

Kontakt

David Reinicke
Humboldtallee 3, 37073 Göttingen
E-Mail: dreinicgwdg.de

http://www.foko-ns.de