Die Kirchen und die NS-Verbrechen. Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte

Die Kirchen und die NS-Verbrechen. Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte

Veranstalter
Stadt und Jugendgästehaus Dachau
Veranstaltungsort
Jugendgästehaus Dachau
Ort
Dachau
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.05.2010 - 15.05.2010
Deadline
30.04.2010
Von
Heike Hechtl

Das Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte thematisiert anlässlich des Ökumenischen Kirchentags in München das Verhalten der Kirchen zu den Verbrechen im nationalsozialistischen Staat. Ein Beitrag zum interkonfessionellen Dialog.

Nicht zur gewohnten Zeit im Oktober, sondern bereits am 14. und 15. Mai veranstalten Stadt und Jugendgästehaus Dachau das diesjährige Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte. Denn in diesen Tagen wird München anlässlich des 2. Ökumenischen Kirchentags zum Zentrum der Christen in Deutschland - der Anlass für die Veranstalter, das diesjährige Symposium dem Thema „Die Kirchen und die Verbrechen im Nationalsozialisten Staat“ zu widmen. Die wissenschaftliche Leitung haben Prof. Dr. Thomas Brechenmacher von der Universität Potsdam und Prof. Dr. Harry Oelke von der Ludwig-Maximilians-Universität München übernommen.

Das 11. Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte soll einen Beitrag zur differenzierten Erforschung des schwierigen Themas „Die Kirchen und die Verbrechen im Nationalsozialisten Staat“ leisten. Denn bis heute findet es meist nur in Teilaspekten öffentliche Aufmerksamkeit - darunter die zweifelsohne wichtigen Fragestellungen nach der Reaktion der Entscheidungsträger und zu einzelnen Verbrechenskomplexen. Das Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte wird das Thema weit fassen. Dabei wird der Blick vergleichend auf die katholische und die evangelische Kirche gelenkt: Die Referenten werden sich grundlegend dem zeitgenössischen kirchenrecht-lichen und ethischen Handlungshorizont der Kirchen zuwenden und das komplexe Beziehungsgefüge zu verbrecherischen Maßnahmen wie Zwangssterilisation, Euthanasie, Zwangsarbeit und Judenverfolgung bestimmen. Schließlich werden die Nachwirkungen und Aspekte der Schuldfrage nach 1945 in den Fokus genommen. Dabei geht es zum einen darum, Ambivalenzen, Resistenzen und Verstrickungen in der Haltung der Kirchen gegenüber den Verbrechen des NS-Staates auszuloten. Zum an-deren werden die konkreten Handlungsspielräume der Kirchen diskutiert. Dabei muss natürlich in Betracht gezogen werden, dass beide Kirchen auch im Fokus des Unrechtsstaates standen und teilweise Ziel eines nationalsozialistischen Kultur- bzw. Kirchenkampfes waren. Die inhaltlich breite Anlage des Symposiums dient jedoch nicht der differenzierten Erforschung. Vielmehr hilft sie aus Anlass des 2. Ökumenischen Kirchen-tages, den Weg für den interkonfessionellen Dialog über den Umgang mit der Vergangenheit der beiden großen christlichen Kirchen zu ebnen.

Das Symposium findet am 14. Mai im Jugendgästehaus Dachau und am 15. Mai in der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte statt.

Jetzt anmelden

Die Kosten für die Teilnahme mit Verpflegung belaufen sich auf 35,- Euro pro Person. Anmeldungen zum Symposium sind online unter http://www.dachauer-symposium.de/ möglich. Hier sind auch Informationen über Ermäßigungen abrufbar. Die sonst üblichen Übernachtungsmöglich-keiten im Jugendgästehaus können aufgrund des Kirchentags nicht angeboten werden.

Programm

Freitag, 14. Mai, Jugendgästehaus Dachau

13 Uhr

Begrüßung
Oberbürgermeister Peter Bürgel, Stadt Dachau
Nina Ritz, Jugendgästehaus Dachau
Dr. Bernhard Schoßig, Projektleitung Symposium

13.30 - 15.30 Uhr

Einführung
Prof. Dr. Thomas Brechenmacher (Potsdam)/
Prof. Dr. Harry Oelke (München)

Sektion I: Grundlagen
Dr. Stefan Gatzhammer (Potsdam)
NS-Verbrechen und der kirchliche Strafanspruch

Prof. Dr. Reiner Anselm (Göttingen)
Die Verbrechen des NS-Staats als ethische Herausforderung der christlichen Kirchen

16.00 - 17.30 Uhr

Sektion II: Die Kirchen im Fokus des Unrechtsstaats

Dr. Christoph Kösters (Bonn)
Die katholische Kirche im „Kulturkampf“

Prof. Dr. Klaus Fitschen (Leipzig)
Ambivalenzen des evangelischen „Kirchenkampfes“

18.00 - 20.30 Uhr

Sektion III: NS-Verbrechen als kirchliche Herausforderung

Dr. Norbert Friedrich (Hagen)
Zwangssterilisation und „Euthanasie“ – das nationalsozialistische Ideologem vom „unwerten Leben“ und die Kirchen

Dr. Uwe Kaminsky (Bochum)
Die Kirchen und ihre Zwangsarbeiter – verdrängte Schuld und Aufarbeitung

Forschung aktuell /Kurzbeiträge

Dr. Karl-Heinz Fix (München)
Landesbischof Hans Meiser und die „Glaubensgenossen in Not“

Dr. Sascha Hinkel (Münster)
Adolf Kardinal Bertram

anschließend Buffet und Gespräche

Samstag, 15. Mai, Evang. Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau

9.00 - 10.30 Uhr

Pfarrer Dr. Björn Mensing
Begrüßung

Prof. Dr. Michael Kißener (Mainz)
Die deutschen Bischöfe und die Juden – Perspektiven einer umstrittenen Beziehungsgeschichte

Prof. Dr. Siegfried Hermle (Köln)
Die antijüdische NS-Politik als Herausforderung des Protestantismus

11.00 - gegen 13.15 Uhr

Sektion IV: Nachwirkungen

Dr. Ulrich Helbach (Köln)
„Schuld“ als Kategorie der Vergangenheitsbewältigung der katholischen Kirche nach 1945

Prof. Dr. Gury Schneider-Ludorff (Neuendettelsau)
Verdrängen und Bekennen: Vom schwierigen Umgang der evangelischen Kirche mit der „Schuld“ nach 1945

Dr. Björn Mensing (Dachau)
Lebensspuren: Geistliche nach ihrer Haft im KZ Dachau

Schlussdiskussion

Kontakt

Dr. Bernhard Schossig
Projektleiter Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte

bernhard.schossig@web.de

www.dachauer-symposium.de