Transformation und religiöse Erziehung. Kontinuitäten und Brüche der Religionspädagogik 1933 und 1945

Transformation und religiöse Erziehung. Kontinuitäten und Brüche der Religionspädagogik 1933 und 1945

Veranstalter
Arbeitskreis für historische Religionspädagogik (AkhRP); Evangelische Akademie in Hofgeismar
Veranstaltungsort
Evangelische Akademie, Gesundbrunnen 8, 34369 Hofgeismar
Ort
Hofgeismar
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.04.2010 - 11.04.2010
Deadline
01.04.2010
Von
David Käbisch

Die geistigen Väter heute noch bestehender Bildungseinrichtungen wie der von Paul Geheb gegründeten Odenwaldschule waren „oft gefallene protestantische Theologen, die nach Glaubensersatz“ suchten. Nach dem Urteil namhafter Forscher und Publizisten sind dazu ein „bekennender Päderast und Antisemit“ wie Gustav Wyneken und ein „antisemitischer Chauvinist“ wie Hermann Lietz zu zählen, ferner Sympathisanten des Nationalsozialismus wie Peter Petersen und der Berliner Schulreformer Berthold Otto (so Jürgen Oelkers und Heike Schmoll in der FAZ vom 15. März 2010, S. 3 und 23). Die aktuelle Diskussion verweist damit einmal mehr auf die Notwendigkeit, das historisch gewachsene Verhältnis von Theologie und Pädagogik zu beschreiben und nach Kontinuitäten und Brüchen zwischen reformpädagogischen Konzepten und nationalsozialistischen Erziehungsideen zu fragen. Unter Transformation versteht die Geschichtswissenschaft in diesem Zusammenhang den Wandel oder Wechsel gesellschaftlicher Systeme, für die in Deutschland insbesondere die Jahreszahlen 1918, 1933, 1945 und 1989 stehen. Während zu den meisten gesellschaftlichen Teilsystemen wie der Politik, der Wirtschaft oder des Rechts bereits zahlreiche Studien vorliegen, ist die interdisziplinär angelegte Transformationsforschung in der historischen Religionspädagogik bislang kaum rezipiert wurden. Die nächste Tagung des Arbeitskreises für historische Religionspädagogik macht sich daher zum Ziel, den Zusammenhang von Transformation und religiöser Erziehung am Beispiel des Dritten Reiches differenziert zu beschreiben, um aktuellen Diskussionen wie der um die pädagogische Leistungsfähigkeit der Odenwaldschule historische Tiefenschärfe verleihen zu können.

Programm

Freitag, 9. April 2010

15.00
Begrüßung und Einführung (Prof. Dr. Michael Wermke, Studienleiter Uwe Jakubczyk)

15.15
PD Dr. Thomas Martin Schneider (Koblenz): Die Umbrüche 1933 und 1945 und die Religionspädagogik

17.00
Prof. Dr. Hein Retter (Braunschweig): Politik, Schule, Glaube in zwei protestantischen Milieus vor und nach 1933. Der christlich soziale Volksdienst und der Reichsverband deutscher evangelischer Schulgemeinden e.V.

19.30
Dr. Henrik Simojoki/Sara Moschner/Markus Müller (Tübingen): Gesellschaftliche Transformation und religionspädagogische Transformationen nach 1945 im Spiegel des zeitgenössischen Fachzeitschriftendiskurses

Samstag, 10. April 2010

9.00
Prof. Dr. Joachim Maier (Heidelberg): Traditionsabbruch und Wandel religiöser Erziehung. Schule und Religionsunterricht im Erzbistum Freiburg 1933-1945

10.00
Prof. Dr. Werner Simon (Mainz): Nationalpolitische Erziehung im katholischen Religionsunterricht? Eine Analyse ausgewählter religionspädagogischer Beiträge der Jahre 1929-1935

11.00-12.00 und 14.00 – 15.00 Arbeitsgruppen I

Susanne Schwarz (Würzburg): Altersgemischtes Lernen bei Maria Montessori, Berthold Otto und Peter Petersen – Zwischen theoretischer Ambivalenz und kritisch-konstruktivem Transfer

Sophia Großkopf (Jena): Otto Dibelius und das Religionspädagogische Institut der APU

Gloria Conrad (Leipzig): Kontinuitäten und Brüche der Religionspädagogik in der SBZ/DDR am Beispiel des Christenlehrebegriffes Unterweisender

15.00-16.00 sowie von 16.00-17.00 Arbeitsgruppen II

PD Dr. Jonas Flöter (Leipzig): Von der Landesschule zur national-politischen Erziehungsanstalt. Religionsunterricht und Religionslehrer in Schulpforte in den 1930er Jahren

Dr. David Käbisch (Jena): Eine Typologie des Versagens? Die Professoren für das Fach ‚Evangelische Religion‘ an den Hochschulen für Lehrerbildung

Prof. Dr. Raimund Hoenen (Halle): Biographie und Transformation – Otto Güldenberg

17.00-18.00 sowie von 18.00-19.00 Arbeitsgruppen III

PD Dr. Albrecht Geck (Osnabrück): Richtlinien für den Religionsunterricht und Unterrichtsmaterialien im Umbruch zum sog. „Dritten Reich“

Prof. Dr. Desmond Bell (Bochum): Ein Fehler im System? Das Alte Testament im preußischen Religionsunterricht nach 1933

Prof. Dr. Folkert Rickers (Duisburg): Völkisches Denken in Religionspädagogik und christlicher Jugendarbeit

20.00
Dr. Johannes Wischmeyer (Mainz): Homogenisierung staatlicher und kirchlicher Bildungsräume. Der Einfluss der NS-Kultuspolitik auf den Religionsunterricht und die Religionslehrerbildung in Bayern

Sonntag, 11. April 2010

9.00
Prof. Dr. Marko Demantowsky (Bochum): Zum Stand der disziplin- und ideengeschichtlichen Forschung in der Geschichtsdidaktik

10.30
Sitzung des Arbeitskreises

12.30
Ende mit dem Mittagessen

Kontakt

David Käbisch

Theologische Fakultät, Fürstengraben 6, 07737 Jena

0341/1496668

davidkaebisch@web.de

www.uni-jena.de/Arbeitskreis_fuer_historische_Religionspaedagogik.html