Normierung und Pluralisierung. Struktur und Funktion (troja-Kolloquium 2010)

Normierung und Pluralisierung. Struktur und Funktion (troja-Kolloquium 2010)

Veranstalter
Prof. Dr. Laurenz Lütteken (Universität Zürich); Prof. Dr. Jürgen Heidrich (Westfälische Wilhelms-Universität Münster); Prof. Dr. Nicole Schwindt (Staatl. Hochschule für Musik Trossingen)
Veranstaltungsort
Universität, Schloss, Schlossplatz 2, Senatssaal
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.06.2010 - 11.06.2010
Website
Von
Laurenz Lütteken

Die musikalische Gattung der Motette hat im 15. Jahrhundert einen bedeutenden Wandel erlebt, in einem Prozess der grundsätzlichen Ausdifferenzierung der Gattung als zentraler kompositorischer Denkform. Für die Zeit um 1400 lässt sich noch relativ leicht eine normative Formulierung des Gattungsparadigmas erkennen, und zwar in den komponierten Werken selbst. In der Zeit um 1500 ist die Situation bis zur Unübersichtlichkeit schwierig – ohne dass damit ein Verlust an Systematik verbunden gewesen ist.
Erklärungsmodelle für diesen Prozess sind bisher praktisch nicht erprobt worden. Diese müssten jedoch nicht bei der Kompositionsgeschichte ansetzen, sondern bei einem pluralen Bezugssystem, das hier in einem weitgefassten heuristischen Sinn als ‚Funktion‘ bezeichnet wird. Offenbar hängt die erstaunlich feinnervige kompositorische Pluralisierung der Gattung im 15. Jahrhundert zusammen mit einer ebenso subtilen funktionalen Differenzierung, die abhängig ist von Institutionen, liturgischen, para- oder außerliturgischen Kontexten, von poetologischen, zeremonialen und regionalen Besonderheiten, schließlich von den Modi der Aufzeichnung und der Distribution. Der bedeutende Strukturwandel lässt sich folglich als Interaktion der verschiedensten Parameter verstehen.
An diesem Punkt setzt die Tagung an, in der erstmals versucht wird, dieser Interaktion dezidiert nachzuspüren. In den Referaten werden keine Fallstudien diskutiert, sondern panoramatisch Problemfelder beschreiben.

Programm

Donnerstag, 10. Juni 2010

18.00 Begrüßung: Jürgen Heidrich (Münster)
Einführung: Laurenz Lütteken (Zürich)

Öffentlicher Abendvortrag:
Norberto Gramaccini (Bern): Theorie der künstlerischen Reproduktion im 15. Jahrhundert

Freitag, 11. Juni 2010

Moderation: Laurenz Lütteken

09.15 Laurenz Lütteken: Probleme der Gattungsgeschichte des
15. Jahrhunderts

09.30 Andreas Kablitz (Köln): Die Wirklichkeit der Lyrik im 15. Jahrhundert

11.00 Klaus Pietschmann (Mainz): Musik für die Sinne. Zu einem möglichen Funktionsspektrum einiger Hohelied-Motetten des
15. Jahrhunderts

12.00 Reinhard Strohm (Oxford): Zwischen Zeremonie und Andacht. Krise und Restauration der Motette im 15. Jahrhundert
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Moderation: Nicole Schwindt (Trossingen)

14.30 Melanie Wald (Zürich): Modelle der Repräsentation. Kontexte der Motette im 15. Jahrhundert

15.30 Christiane Wiesenfeldt (Münster): Ritus als Kunst? Das Magnificat des 15. Jahrhunderts zwischen Psalmodie und Polyphonie

17.00 Inga Mai Groote (München): ‚Kernrepertoire‘ und regionale Traditionen. Überlegungen zu einigen Handschriften des ausgehenden 15. Jahrhunderts

Als Diskutant ist eingeladen: Peter Gülke (Berlin)

Kontakt

Jürgen Heidrich

Universität Münster, Musikwissenschaftliches Institut,

juergen.heidrich@uni-muenster.de


Redaktion
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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