Zwischen Theologie und Administration. Modelle territorialer Kirchenleitung und Religionsverwaltung im Jahrhundert der europäischen Reformationen

Zwischen Theologie und Administration. Modelle territorialer Kirchenleitung und Religionsverwaltung im Jahrhundert der europäischen Reformationen

Veranstalter
Institut für Europäische Geschichte (IEG)
Veranstaltungsort
Institut für Europäische Geschichte, Alte Universitätstrasse 19, 55116 Mainz, Konferenzraum
Ort
Mainz
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.10.2010 - 15.10.2010
Von
Wiehl, Stefanie

Die interdisziplinär ausgerichtete Tagung bringt Experten aus den Feldern der allgemeinen bzw. Gesellschaftsgeschichte, der Kirchen- und Theologiegeschichte sowie der Rechtsgeschichte zusammen, um über einen zentralen Aspekt des sogenannten konfessionellen Zeitalters zu diskutieren: die Neuschaffung oder Fortbildung von zentralen Institutionen der Kirchenleitung auf der Ebene des frühneuzeitlichen Territorialstaats. Vergleichend werden die drei überregional ausstrahlenden Konfessionen untersucht – die römische Kirche sowie die sich formierenden lutherischen und reformierten Kirchengruppen. Der zeitliche Fokus liegt auf dem langen 16. Jahrhundert. In regionaler Hinsicht gilt das Augenmerk nicht nur den vielschichtigen Entwicklungen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, sondern auch den teilweise deutlich abweichenden Institutionalisierungsprozessen in ausgewählten anderen Regionen Europas.

Zwei Leitperspektiven auf das Thema sollen eröffnet werden: Einerseits geht es um die Rekonstruktion der gelehrten theologischen und juristischen Diskurse über Kirchenleitung bzw. Kirchenregiment in den unterschiedlichen Konfessionen. Andererseits soll anhand historischer Fallstudien die Konzeption und praktische Implementierung kirchenleitender Instanzen in einigen Territorien Europas untersucht werden. Damit läßt die Tagung einen Erkenntnisgewinn vor allem in Hinsicht auf zwei übergeordnete Problemstellungen erwarten: In allen Vorträgen wird es um die komplizierten Prozesse gehen, in denen das Verhältnis zwischen Kirchen und politischer Obrigkeit ausgehandelt wurde. Außerdem stellt sich die Frage nach dem jeweils konfessionsspezifischen Moment in den zu untersuchenden Konzeptionen von Kirchenleitung. Die interdisziplinäre Herangehensweise hilft perspektivische Verengungen zu überwinden, die das Thema ‚Kirchenleitung‘ bislang sowohl im Zuge der Untersuchung von Konfessionalisierungsprozessen als auch von seiten der klassischen Kirchenordnungsforschung erfahren hat.

Die Tagung wird von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert.

Programm

Donnerstag, 14. Oktober

15.00
Irene Dingel (Mainz)
Begrüßung

15.15
Johannes Wischmeyer (Mainz)
Einführung – Kirchenleitung im frühneuzeitlichen Territorium zwischen landesherrlichem Kirchenregiment und institutionellem Autonomiestreben

1. Diskussionen

15.30
Elisabeth Rosenfeld (Berlin)
Debatten um die Organisation der Kirchenleitung im Umfeld der Wittenberger Reformation

16.15
Johannes Wischmeyer (Mainz)
Kirchenleitung und ihre Institutionen als Thema lutherischer Theologie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts

17.30
Klaus Unterburger (Münster)
Bischofsamt und weltliche Obrigkeit auf dem Konzil von Trient und in der nachtridentinischen Reform

18.15
Georg Plasger (Siegen)
Das dynamische Verständnis reformierter Kirchenordnung

Freitag, 15. Oktober

2. Implementierungen

9.00
Sabine Arend (Heidelberg)
Modelle der Kirchenleitung in den evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts: Der Export der württembergischen Kirchenverfassung in andere Territorien

9.45
Maciej Ptaszynski (Warschau/Wolfenbüttel)
Das Verhältnis von personalem kirchlichen Leitungsamt (Superintendent) und kirchenleitender Institution (Konsistorium) in den lutherischen Landeskirchen nach 1555 – Herzogtum Pommern

11.00
Regina Baar-Cantoni (Gießen)
Struktur und Wandel der zentralen Institutionen des landesherrlichen Kirchenregiments im Verlauf der Konfessionswechsel in der Kurpfalz

11.45
Axel Gotthard (Erlangen)
Der reichsrechtliche Rahmen – das landesherrliche Ius reformandi am Augsburger Reichstag von 1555

14.30
Jens E. Olesen (Greifswald)
Kirchenleitung in den lutherischen Kirchen Skandinaviens

15.15
Martin Armgart (Heidelberg)
Territoriale Kirchenleitungsmodelle im multikonfessionellen Territorium – Fürstentum Siebenbürgen

3. Interpretationen

16.30
Karl Härter (Frankfurt a.M.)
Fazit aus rechtshistorischer Sicht: Kirchenregiment und Religionspolicey als Element frühneuzeitlicher Staatlichkeit

17.00
N. N.
Fazit aus kirchen- und theologiehistorischer Sicht: Kirchenregiment und Ekklesiologie in den Theologien des frühen konfessionellen Zeitalters

17.30
Heinrich Richard Schmidt (Bern)
Fazit aus gesellschaftsgeschichtlicher Sicht: Die Institutionalisierung der konfessionellen Kirchen in Europa – ein Vergleich

18.00 Schlußdiskussion

Kontakt

Dr. Johannes Wischmeyer
Institut für Europäische Geschichte
Alte Universitätstrasse 19, 55116 Mainz

06131-3939343
06131-3930153
wischmeyer@ieg-mainz.de

http://www.ieg-mainz.de/