Das Thema Juden und Populärkultur hat im deutschsprachigen Raum bislang kaum Beachtung gefunden. Dies mag u. a. darauf zurückzuführen sein, dass die ausgeprägte Fokussierung der Forschung auf bürgerliche Juden bzw Juden im Bürgertum und dessen kulturelle Praktiken eine Beschäftigung mit massen- und populärkulturellen Artikulationen nicht gerade nahe legte. Zudem wurde die Geschichtsschreibung lange Zeit von der impliziten Vorstellung geleitet, besondere (hoch-)kulturelle Leistungen von Juden benennen und damit den jüdischen ‚Beitrag’ zum kulturellen Profil der Gesamtgesellschaft aufzeigen zu müssen. Beispielgebend dafür sind die Studien über Juden im Wiener Fin-de-Siècle oder im Berlin der Weimarer Republik.
Eine Beschäftigung mit der Massen- und Populärkultur, der ja ein subversives Element innewohnen kann und die dazu tendiert, gesellschaftliche Konstellationen zu hinterfragen sowie hochkulturelle Übereinkünfte zu erodieren, ermöglicht somit eine Erweiterung oder vielleicht auch Modifizierung bestimmter festgefahrener Bilder von „Jüdischer Kultur“ in der Moderne.
Die Konferenz Juden und Populärkultur will die Aufmerksamkeit von KulturwissenschaftlerInnen auf diese vernachlässigte Thematik lenken. ForscherInnen soll die Möglichkeit geben werden, ihre Arbeitsergebnisse vorzustellen, sich untereinander auszutauschen und zu vernetzen sowie neue methodische Ansätze zu erörtern. Das Thema ist bewusst breit gefasst und inkludiert sowohl jüdische Populärkultur wie auch Juden in der allgemeinen Populärkultur.
Wir laden Sie ein, bis zum 15. 01. 2011 elektronisch Vorschläge für Referate einzureichen an: klaus.hoedl@uni-graz.at