Gesellschaften in Diktaturen des 20. Jahrhunderts – Kulturen, Alltagspraxen, Semantiken. 9. Potsdamer Doktorandenforum zur Zeitgeschichte

Gesellschaften in Diktaturen des 20. Jahrhunderts – Kulturen, Alltagspraxen, Semantiken. 9. Potsdamer Doktorandenforum zur Zeitgeschichte

Veranstalter
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Veranstaltungsort
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.05.2011 - 14.05.2011
Deadline
28.02.2011
Von
Andrea Bahr, Bildung und Forschung, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik

9. Potsdamer Doktorandenforum zur Zeitgeschichte
- Call for Papers -

Gesellschaften in Diktaturen des 20. Jahrhunderts – Kulturen, Alltagspraxen, Semantiken

Veranstalter: Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, 13.-14. Mai 2011, Ort: Potsdam, Deadline: 28. Februar 2011

Wie Menschen in Diktaturen lebten, wie sie ihre sozialen Beziehungen organisierten und ihre Welt deuteten, sind zentrale Fragestellungen neuerer gesellschaftsgeschichtlicher Forschungen zu Nationalsozialismus, Staatssozialismus und anderen Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Das 9. Potsdamer Doktorandenforum zur Zeitgeschichte greift diese Fragen auf und will eine vergleichende Perspektive auf den Gegenstand eröffnen. Zwar ist die Entwicklung einer diktatorisch verfassten Gesellschaft ohne ihren nationalgeschichtlichen Kontext nicht zu beschreiben. Doch die Sinnstiftungen, Bewältigungsstrategien und Handlungsmuster in Diktaturen ähneln sich in vielerlei Hinsicht, so dass vergleichende und transnational orientierte Analysen sinnvoll erscheinen, um wesentliche Strukturmerkmale diktatorischer Vergesellschaftung herauszuarbeiten. Deshalb kommt es mehr denn je darauf an, aus der Verbindung von kulturgeschichtlichen, praxeologischen und transnationalen Ansätzen innovative Fragestellungen zu entwickeln und zu operationalisieren.

Gesellschaften in Diktaturen zu erforschen, heißt aus dieser Perspektive: Kulturen, Alltagspraxen und Semantiken zu identifizieren, die Lebenswelten, Deutungsmuster und verschiedene Modi von Herrschen und Beherrschtsein strukturieren. Entscheidend sind hierfür Fragen nach der performativen Dimension diktatorischer Herrschaft, die deren repressiven Charakter nicht ausblenden, zugleich aber auch jene Bindungskräfte einbeziehen, die sich aus der Überformung von machtförmigen Beziehungen durch Sinnkonstruktionen und autoritative Diskurse entwickeln. Welche Rolle spielen in diesen Prozessen Rituale, symbolische Handlungen, konkurrierende Semantiken, Narrative und kollektive Identitätskonstruktionen?

In diesem Zusammenhang ist die Konstitution verschiedener Formen von Öffentlichkeit und die Vermittlung gesellschaftlicher Kommunikation über Medien – vom Volksempfänger bis zum Samizdat – von zentraler Bedeutung. Interessant ist dabei wiederum, inwieweit politische oder kulturelle Entwicklungen jenseits nationaler Grenzen wahrgenommen wurden und welche Wirkungen diese Transfers entfalteten.
Darüber hinaus ist auch das Alltagshandeln als Ausdrucksform und soziale Grundlage kultureller Muster zu untersuchen. Hierfür sind praxeologische Ansätze hilfreich, die Fragen nach Handlungsspielräumen, individuellen Einflussmöglichkeiten und eigensinnigen Aneignungsprozessen innerhalb der Diktatur aufwerfen. Wie und warum etablieren sich (sub)kulturelle Räume, die sich in komplexer Weise auf offiziell propagierte Sinnwelten beziehen oder sich von ihnen abgrenzen? Inwiefern unterliegen Alltagspraktiken und Aneignungsprozesse systemübergreifendem Wandel und wie strukturieren gesellschaftliche Beharrungskräfte soziale Beziehungen in Zeiten des politischen Umbruchs?

Auf dem 9. Potsdamer Doktorandenforum soll daher die Diskussion neuerer empirischer Forschungsprojekte zu Gesellschaften in diktatorischen Regimen unterschiedlicher ideologischer Prägung im Mittelpunkt stehen. Wir laden Doktorandinnen und Doktoranden ein, kultur-, sozial- und politikgeschichtliche Forschungsprojekte vorzustellen, die eines oder mehrere der folgenden Themenfelder berühren:

- Herrschaftspraxen: „social engineering“, Performanz diktatorischer Herrschaft zwischen Inklusion und Exklusion, Mobilisierung und Disziplinierung
- Deutungsmuster: Fragen nach Identitätskonstruktionen, Sinnwelten, Rolle von Utopie und Erinnerung
- Öffentlichkeiten: Rolle der Medien, Medialisierung, Etablierung von Gegenöffentlichkeiten, Subkulturen, Dissens, Opposition
- Alltagskulturen: Arbeitswelt, Konsum, Freizeit, Generationalität, Milieus
- Transnationalität: Bedeutung der Grenzen diktatorischer Systeme und ihrer Überwindung, transnationale Einflüsse über Medien, Tourismus, Kultur- und Warenaustausch

Dabei sind ausdrücklich auch Projekte angesprochen, die die Konzentration auf die doppelte deutsche Diktaturgeschichte aufbrechen und den Blick auf weitere europäische und außereuropäische Diktaturen des 20. Jahrhunderts richten.

Erbeten sind Papers zu Dissertationsprojekten aus dem Fach Geschichte ebenso wie aus den verwandten Fächern der Geistes- und Sozialwissenschaften. Der Abgabetermin für die Beitragsvorschläge (Deutsch oder Englisch, max. 500 Wörter, als Word- oder PDF-Datei) ist am 28. Februar 2011 (doktorandenforum@zzf-pdm.de).
Die Dauer der Präsentationen ist auf 20 Minuten begrenzt. Den Referentinnen und Referenten kann ein Zuschuss zu Reise- und Unterkunftskosten gewährt werden.
Teilnehmende, die nicht vortragen möchten, sind herzlich willkommen, werden jedoch um Anmeldung bis zum 30. April 2011 gebeten.

Kontakt: Andrea Bahr, Sabine Pannen, Florian Peters, Alexandra Pfeiff
Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam
doktorandenforum@zzf-pdm.de
URL: http://www.zzf-pdm.de

Programm

Kontakt

Zentrum für Zeithistorische Forschung

Am Neuen Markt 1 14467 Potsdam

doktorandenforum@zzf-pdm.de

http://www.zzf-pdm.de