Ein Ort der Täuschung, des Verschweigens und der Erinnerung: Theresienstadt und Terezín – 1941 bis heute

Ein Ort der Täuschung, des Verschweigens und der Erinnerung: Theresienstadt und Terezín – 1941 bis heute

Veranstalter
Friedrich Ebert Stiftung; TU Dresden Institut für Soziologie, Forschungsprojekt CRIC - Cultural heritage and Identity after Conflict; Terezín Memorial
Veranstaltungsort
Blockhaus Dresden, Neustädter Markt 19 Dresden
Ort
Dresden / Terezín
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.02.2011 - 15.02.2011
Von
Barbara Lubich

Im Mittelpunkt dieser Tagung, die in Dresden und Terezín stattfinden wird, stehen die Frage nach der historischen Bedeutung von Theresienstadt als einem wirkungsmächtigen Element und Instrument der genozidalen Strategien nationalsozialistischer Machtpolitik sowie das Interesse für Formen der Memoria in und an Terezín nach 1945.

Kaum einem anderen Ort der nationalsozialistischen Gewaltgeschichte sind in den biographischen, historischen und juristischen Urteilen so gegensätzliche Bedeutungshorizonte zugemutet worden, wie dies bei Theresienstadt der Fall ist. Inhaltlich soll sich die Diskussion weniger auf jene in Einzeldarstellungen verhältnismäßig gut aufgearbeiteten Teile der Geschichte beziehen, die Hannah Arendt letztlich dazu bewogen haben mögen, das Lager einen "im allgemeinen überdokumentierten Rechtsfall" zu nennen.

Mit der Tagung im Rahmen des Jahrestreffens von CRIC wollen wir die immer noch vorhandenen Leer- und Unbestimmheitsstellen zum Anlass nehmen, um darüber zu diskutieren, in welcher Weise Theresienstadt ein besonderer Fall der Instrumentalisierung und Täuschung der Öffentlichkeit (vor allem auch des Internationalen Roten Kreuzes) durch die Nazis war. Aber auch die Verdrängung der Erinnerung während der kommunistischen Herrschaft und heutige Versuche einer kritischen Wiederaneignung des Gedenkens werden diskutiert.

Die Veranstaltung beruht auf der Zusammenarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung (durch welche sie auch hauptsächlich finanziert wird), des Instituts für Soziologie der TU Dresden, der Gedenkstätte Terezín und des europäischen Verbundprojektes Cultural Heritage and the Reconstruction of Identities after Conflict (CRIC). Im CRIC werden vergleichend Formen des Erinnerns (somit auch des Verschiebens, Verdrängens, des Vergessens oder Umwertens) von Ereignissen kriegerischer oder diktatorischer Gewalt erforscht. Die Fallstudien sind sehr unterschiedlicher Art, etwa die Düppeler Schanzen, Verdun, Gernika, Dresden - aber auch Orte aktueller Konfliktlagen wie Sarajevo oder Nicosia sind einbezogen.
http://www.cric.arch.cam.ac.uk/

Zum 13. Februar, dem Gedenktag an die Zerstörung des historischen Zentrums von Dresden im Jahr 1945, finden in Dresden die CRIC Jahreskonferenz (11. bis 13. Februar) und in Verbindung mit dieser am 14. und 15. Februar 2010 in Dresden und Terezín die Tagung über das "Ghetto" Theresienstadt statt.

Programm

Montag, 14. Februar
im Blockhaus, Neustädter Markt 19, Dresden

9.00
Eröffnung: Begrüßung Karl-Siegbert Rehberg (Dresden) und Marie Louise Sørensen (Cambridge)
Hans-Georg Soeffner, Deutsche Gesellschaft für Soziologie (Bonn): Grußwort
Jan Sokol (Prag): Theresienstadt und das moralische Problem einer Institution

10.00
Wolfgang Benz (Zentrum für Antisemitismusforschung Potsdam): Eröffnungsvortrag: Theresienstadt: Stätte der Verfolgung – Ort der Illusion

11.00
Aleida Assmann (Konstanz): Formen des Vergessens

12.00
Film als Medium der Geschichte
Gerald Trimmel (Österreichisches Studienzentrum für Film, Krems): „Gefilmte Lügen“- Der Theresienstadt-Propagandafilm von 1944/45 im Kontext der NS-Filmpropaganda

Dokumentarfilm: Wenn lang die Bilder schon verblassen. KZ Theresienstadt. Propagandafilm und Wirklichkeit, Dokumentarfilm mit Salle Fischermann (Kopenhagen). Regie: Thilo Phole; Filmgruppe der Oskar-von-Miller-Realschule Rothenburg ob der Tauber, 2005, 40 Min.
Lutz Niethammer (Jena): Kommentar

14.00
Ausstellung „Erinnerung – Gewalt– Verdrängung. Dresden und der 13. Februar 1945“ im Buchmuseum der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

16.00
Nachmittagsveranstaltung im Blockhaus
Michaela Vidlakova (Prag) / Hildegard Stellmacher: Ein persönlicher Bericht

17.00
Ehrhardt Cremers (Dresden): „Trag uns ein in das Buch des guten Lebens" – Bilder des Widerstands in den Film- und Textdokumenten aus Theresienstadt (Sommer 1944)

18.00
Abendbuffett im Blockhaus

19.00
Öffentliche Abendveranstaltung:
Claude Lanzmann: Un vivant qui passe mit einer Einführung des Autors

20.30
Daniel Palmieri (International Committee of the Red Cross, Genf): The ICRC and Theresienstadt Concentration Camp: the Role of Rossel's Visit of this camp in our Institutional Memory

Dienstag, 15. Februar

9.00
Bustransfer nach Terezín ab Blockhaus, darnach ab Gästehaus der TU Dresden, Weberplatz

11.00
Begrüßung: Jan Munk (Direktor der Gedenkstätte Terezín)

11.15
Besichtigung der Gedenkstätte Terezín

14.30
Vojtech Blodig: Theresienstadt 1941-1945

15.30
Jan Munk: Und danach …? Die Gedenkstätte Terezín seit 1945

16.30
Podiumsgespräch mit Aleida Assmann, Ehrhardt Cremers. Salle Fischermann, Jan Munk, Lutz Niethammer, Thilo Pohle, Gerald Trimmel sowie einer Schülerin bzw. einem Schüler der Oskar von-Miller- Realschule Rothenburg; Moderation: Karl-Siegbert Rehberg

ca. 17:30 Abfahrt nach Dresden bzw. nach Prag

Kontakt

barbara.lubich@tu-dresden.de
Tel. +49 351 4633 46337405
gabriele.naumann@tu-dresden.de
Tel.: +49 351 4633 2887
christoph.wielepp@fes.de
Tel. +49 351 8046803

http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/philosophische_fakultaet/is/theorie/index_html