Das lange 10. Jahrhundert – struktureller Wandel zwischen Zentralisierung und Fragmentierung, äußerem Druck und innerer Krise

Das lange 10. Jahrhundert – struktureller Wandel zwischen Zentralisierung und Fragmentierung, äußerem Druck und innerer Krise

Veranstalter
Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz; Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften und Historisches Seminar AB Mittelalter, Universität Mainz
Veranstaltungsort
Vortragssaal im Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Leibniz-Institut für Vor- und Frühgeschichte, Ernst-Ludwig Platz 2, 55116 Mainz
Ort
Mainz
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.03.2011 - 16.03.2011
Deadline
17.02.2011
Von
Kleinjung, Christine

Das 10. Jahrhundert gilt als Krisenzeit, als das dunkle und „eiserne“ Jahrhundert, aus dem sich nur wenige Schriftquellen erhalten haben. Ein Grund für diese traditionelle Einschätzung sind sicher die wiederkehrenden Einfälle „fremder Völker“: So sahen sich am Anfang des Jahrhunderts die Nachfolgereiche des zerfallenen Frankenreichs vielfältigen äußeren Bedrohungen ausgesetzt. Am Ende des Jahrhunderts aber waren die Grundlagen für die spätere Formierung Europas gelegt.

Bisher konzentrierte man sich in der Forschung vor allem auf Fragen des Königtums, der Herrschaftspraxis, Staatlichkeit und Nationsbildung. Die ervorragende, wiewohl nicht singuläre Rolle etwa des Ungarnsturms für die deutsche Nationsbildung ist nach wie vor genauso unbestritten wie unhinterfragt.

Die Tagung setzt bei der Frage an, wie in dezentralen Gebilden mit personalisierter Herrschaft äußerer Druck überhaupt greifen konnte. „Äußerer Druck“ kann dabei in der Forschung als Erklärungsmuster und Paradigma völlig unterschiedlich verwendet werden, wie die verschiedenen nationalen historiographischen Traditionen der europäischen Länder zeigen.

Ausgehend von einer Neubewertung von „Institutionen“ soll nun neu nach der Rolle des „äußeren Drucks“ auf die Entwicklungen und Krisen in den betroffenen Gebieten im 10. Jahrhundert nachgedacht werden und die bisherige evolutionistische Sicht auf den „Staat“ aufgegeben werden, gleichzeitig wendet sich der Blick vom Königtum auf kleinere Einheiten der Gesellschaft wie Klöster, Bischofsstädte, Adelssitze und Dörfer. Eine interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit von

Historikern und Archäologen ermöglicht es, die historisch-kulturwissenschaftlichen Fragen nach Wandel und Wahrnehmung, Sinnproduktion und Anpassungstechniken in einen breiteren Kontext zu stellen.

Die Tagung steht im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt des RGZM: "Reiterkrieger – Burgenbauer. Die frühen Ungarn und das Deutsche Reich, 9.-11. Jahrhundert"

Programm

14.3.2011

12:00 Anreise, optional Mittagessen im Landtag
13:00 Grußwort: Gen.-Dir. Prof. Dr. Falko Daim
13:20 Grußwort: Prof. Dr. Jörg Rogge, Sprecher des Forschungsschwerpunkts Historische Kulturwissenschaften

13:40 I. Auswirkungen äußeren Drucks auf Reiche und Völker im 10. Jahrhundert

Dr. Christine Kleinjung (Universität Mainz): Die äußere Bedrohung und die Schwäche des „Staates“: Deutungs-muster in der modernen Historiographie am Beispiel Westeuropas

Dr. Stefan Albrecht (RGZM): „Schicksalstage Deutschlands“: Der Ungarnsturm als Erinnerungsort des Mittelalters

Dr. László Révész (Universität Szeged): Ungarn und der deutsche Druck. Das kurze oder lange 10. Jahrhundert? Archäologische Beurteilung der Gräberfelder im Karpatenbecken.

Prof. Dr. Przemysław Urbańczyk (PAN Warschau): "Piast lands" - imitatio or refutatio imperii

Moderation: Prof. Dr. Franz J. Felten (Universität Mainz)

15:30 Kaffeepause

16:00 II. Adel / Eliten:

Prof. Dr. Philippe Depreux (Université de Limoges): Herrschaftsformen in Aquitanien und im Loire-Tal (877 - 1030/1040)

Prof. Dr. Peter Ettel (Universität Jena): Grundstrukturen adeliger Zentralorte in Süddeutschland. Repräsentationsformen und Raumerschließung

Dr. Annie Renoux (Université du Maine Le Mans): Les lieux centraux des élites dirigeantes au royaume de France (Xe siècle)

Kommentar und Moderation: Prof. Dr. Sigrid Schmitt (Universität Trier)

19:30 Abendessen für die Referenten/-innen und Moderatoren/-innen

15.3.2011

9:00 III. Bischöfe

Dr. Charles West (University of Sheffield): Tenth-century northern bishops between crisis and opportunity: the case of Trier

Dr. Martin Kroker (Museum in der Kaiserpfalz, Paderborn): Von der karolingischen Domburg zur hochmittelalterlichen Domimmunität. Die Entwicklung der westfälischen Bischofssitze vom 9. bis zum 11. Jahrhundert

Prof. Dr. Ralph Röber (Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Konstanz): Konstanz - Bischöfliche Stadtplanung und die Strukturierung des Raumes

Prof. Dr. István Feld (Eötvös Loránd Universität, Budapest): Die Bischofssitze des 11. Jahrhunderts im Königreich Ungarn aus archäologischer Sicht

Prof. Dr. Ernst-Dieter Hehl (AdWL Mainz): Die Verselbständigung und Integration neuer Räume. Der Beitrag von Kaiser und Papst

Kommentar und Moderation: Prof. Dr. Ludger Körntgen (Universität Bayreuth)

11:45 Mittagessen im Landtag


13:00 IV. Protourbanes Leben:

PD Dr. Frank G. Hirschmann (Universität Trier): Städte in Lothringen

Dr. Matthias Hardt (GWZO Leipzig): Fernhandel, Markt und frühe Stadt im östlichen Frankenreich

Dr. Jean-Jacques Schwien (MISHA Strasbourg): Straßburg im langen 10. Jahrhundert

Kommentar und Moderation: Prof. Dr. Sebastian Brather (Universität Freiburg/Br.)

14:45 Kaffeepause

15:15 V. Klösterliches Leben:

N.N.

Dr. Antje Kluge-Pinsker (RGZM): Memoria und Stifter

PD Dr. Matthias Tischler (TU Dresden): Die Bibel als anthropologische und soziale Orientierungsgröße zwischen dem späten 9. und frühen 11. Jahrhundert

Kommentar und Moderation: Prof. Dr. Annette Kehnel (Universität Mannheim)

19:15 Abendvortrag:
Prof. Dr. Steffen Patzold (Universität Tübingen): Das lange 10. Jahrhundert. Aktuelle Tendenzen der europäischen Forschung

20:00 Empfang für die Referenten/-innen und Moderatoren/-innen im RGZM

16.3.2011

10:00 VI. Ländliche Gesellschaft

Dr. Thomas Kohl (Universität Tübingen): Ländliche Gesellschaft in Bayern

Dr. Rainer Schreg (RGZM): Das Dorf im Wandel - Das lange 10. Jahrhundert zwischen Ereignis- und Strukturgeschichte

N.N.

Kommentar und Moderation: Prof. Dr. Thomas Meier (Universität Heidelberg)

11:45 Abschlussdiskussion, Kommentar und Moderation:
Dr. Stefan Albrecht, Dr. Christine Kleinjung

12:30 Optional: Mittagessen im Landtag
Abfahrt

Kontakt

Christine Kleinjung

Historisches Seminar AB Mittelalter, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Saarstr. 21, 55099 Mainz
06131/39 2 5405

kleinjun@uni-mainz.de

http://hkw.rgzm.de/1029.html
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