Soldatenbilder: Deutungen und Zumutungen zwischen Kontinuität und Diskontinuität

Soldatenbilder: Deutungen und Zumutungen zwischen Kontinuität und Diskontinuität

Veranstalter
Angelika Dörfler-Dierken (Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr/Hamburg und Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr/Strausberg); Gerhard Kümmel (Arbeitskreis Militär und Sozialwissenschaft, Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr/ Strausberg); Christoph Jahr (Arbeitskreis Historische Friedensforschung, Ruprecht-Karls-Universität/Heidelberg) Hamburg
Veranstaltungsort
Helmut-Schmidt-Universität
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.03.2011 - 30.03.2011
Deadline
17.03.2011
Website
Von
Gerhard Kümmel

Das internationale Konfliktgeschehen zeichnet sich durch eine Pluralisierung von Akteuren aus, die über Gewaltmittel verfügen und diese auch einsetzen: Bürgerkrieger, Freiheitskämpfer, Terroristen, Söldner, Kindersoldaten und Warlords, um nur einige zu nennen. Der klassische, reguläre Soldat, der nach der Etablierung des staatlichen Gewaltmonopols in weiten Teilen der Welt der einzige legitimierte Waffenträger (nach außen) wurde und das internationale Konfliktgeschehen gemeinhin dominierte, sieht sich damit einer weit verbreiteten Lesart zufolge mit einer neuen, zugleich aber über weite Strecken auch alten, in jedem Fall aber profunden Herausforderung konfrontiert, die Antworten von ihm verlangt - in der gewaltsam ausgetragenen Auseinandersetzung selbst, aber auch auf der Meta-Ebene der Reflexion.

Die Kollision unterschiedlicher Kämpferfiguren: Träger des staatlichen Gewaltmonopols gegen Aufständische, gegen Terroristen, gegen Piraten etc., führt zur Reflexion auf die Spezifika des je eigenen und des je fremden (Berufs)Bildes. Als Folge davon ist das (Selbst-)Bild des Soldaten gegenwärtig im Fluss; hier sind nachhaltige Prozesse der Konstruktion und der Rekonstruktion zu beobachten. Es ist gerade aus einer friedensforscherischen Perspektive keineswegs gleichgültig, mit welchen 'Helden' sich die Soldatinnen und Soldaten von Streitkräften im Allgemeinen und von der Bundeswehr im Besonderen identifizieren, welche Bilder vom Soldaten ihr Denken bestimmen und somit auch ihr Handeln bestimmen. Manche Fachleute etwa meinen, eine Zunahme von Vorbildern, die für gewaltförmige und brachiale Konfliktlösung stehen, beobachten zu können. Deshalb soll sich die Tagung mit diesen (Re-)Konstruktionsprozessen von Soldatenbildern mit Hilfe eines interdisziplinären und in Teilen komparativen Ansatzes beschäftigen, der die Historische Friedensforschung, die Friedens- und Konfliktforschung, die (Militär-)Soziologie, die Theologie, die Kultur- und die Medienwissenschaft miteinander verbindet.

Die Tagung wird gefördert von der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF).

Anmeldungen (erforderlich) bei: gerhardkuemmel[at]bundeswehr.org.

Die Tagungsgebühr beträgt 60,- Euro für die gesamte Tagung. Tageskarten sind ebenfalls erhältlich (Montag: 25,- Euro / Dienstag: 35,- Euro / Mittwoch: 15,- Euro).

Ein begrenztes Kontingent an vergünstigten Hotelzimmern steht zur Verfügung.

Programm

Montag 28.03.2011 (Thomas-Ellwein-Saal)

13:00 Begrüßung: Grußworte von Prof. Dr. rer.pol. Klaus Beckmann (Vizepräsident der Helmut-Schmidt-Universität), Dir. und Prof. Dr. Ernst-Christoph Meier (Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr) und Dr. Thomas Held (Geschäftsführer Deutsche Stiftung Friedensforschung)

Panel 1 Selbstdeutungen I: Die Organisation
13:30 Ritter, Tod und Teufel: Soldatenbilder der Frühneuzeit (OTL PD Dr. Matthias Rogg, Militärhistorisches Museum Dresden)
13:50 Das Soldatenbild der Zentralen Dienstvorschrift 10/1 (Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken, SOWI, Strausberg; Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg)
14:10 Militärische Transformation und Soldat (Sammi Sandawi, Dipl.Soz.Wiss., Zentrum für Transformation, Strausberg)
14:30 ‚Schlachtenbummler’ im 18. Jh. Typologische Wahrnehmungsmuster von Militär und Krieg in Reise-Selbstzeugnissen (Prof. Dr. Ralf Pröve, Universität Potsdam)
14:50 Diskussion anschl. Kaffeepause

Panel 2 Selbstdeutungen II: Das soldatische Subjekt
16:30 Deutsche Kolonialoffiziere in Afrika: Die alten Afrikaner (PD Dr. Christoph Jahr, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
16:50 Die Kriegswahrnehmung einfacher Soldaten in Feldpostbriefen (Dr. Jens Ebert, Freier Publizist, Berlin)
17:10 Die Generalität (Dr. Klaus Naumann, Hamburger Institut für Sozialforschung)
17:30 Der Deserteur (Dr. Jens Warburg, Freier Publizist, Offenbach)
17:50 Diskussion
19:00 Abendessen (Offizierheimgesellschaft)
20.00 ROUNDTABLE (Offizierheimgesellschaft): The Image of the Soldier in an International Comparison
Lindsay Cohn (Assistant Professor, Ph.D., University of Northern Iowa, Cedar Falls), Irene Eulriet (Dr., Chargée d’études, Institut de Recherche Stratégique de l’Ecole Militaire – IRSEM, Paris), Paul Higate (Professor, Ph.D., University of Bristol), Christian Leuprecht (Associate Professor, Ph.D., Royal Military College of Canada, Kingston), Jodok Troy (Dr., Lecturer, Universität Innsbruck), Nina Leonhard (Dr., Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg)

Dienstag 29.03.2011

Panel 3 Fremddeutungen I: Externe Akteure (Thomas-Ellwein-Saal)
08:15 Kriegsdienstverweigerer (Dr. Patrick Bernhard, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
08:35 NGOs (Maria Scharlau, Amnesty International, Berlin)
08:55 Polizisten im Auslandseinsatz (N.N.)
09:15 Kooperations-Soldaten anderer Länder (Prof. Dr. Franz Kernic, Swedish National Defense College, Stockholm)
09:35 Diskussion anschl. Kaffeepause

Panel 4
Fremddeutungen II: Normativ-Rechtlich
10:45 Völkerrecht und Soldat (Simon Neumann, LL.B., Helmut-Schmidt-Universität Hamburg)
11:05 Der Soldat im Menschenrechtsdiskurs (Dr. Wolfgang S. Heinz, Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin)
11:25 Normen für evangelische Soldaten (Prof. Dr. Volker Stümke, Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg)
11:45 Normen für katholische Soldaten (Prof. Dr. Heinz Justenhoven, Institut für Theologie und Frieden, Hamburg)
12:05 Diskussion anschl. Mittagessen

Panel 5 Mediale Deutungen & Öffentlichkeit I: Politik und Gesellschaft (Komplexraum 1002)
14:00 Der Soldat in den parlamentarischen Debatten des Bundestages (Julika Bake, M.A., Universität Augsburg)
14:20 Der Soldat im Urteil der deutschen Bevölkerung (Rüdiger Fiebig, Dipl.-Pol., SOWI, Strausberg)
14:40 Soldat und Militär im Meinungsbild der Öffentlichkeit: Ein transatlantischer Vergleich (Dr. Jörg Jacobs, Zentrum für Transformation, Strausberg)
15:00 Den Soldaten erziehen? Militärische Männlichkeit und Sexualität in der Bundesrepublik Deutschland, 1955-1965 (Friederike Brühöfener, M.A., University of North Carolina at Chapel Hill)
15:20 Diskussion anschl. Kaffeepause

Panel 6 Mediale Deutungen & Öffentlichkeit II: Medien und Populärkultur
16:45 Der Soldat bei C. S. Forester (Oberst i.G. Dr. Winfried Heinemann, Militärgeschichtliches Forschungsamt, Potsdam)
17:05 Mensch-Maschine-Konstruktionen im Science Fiction (PD Dr. Dierk Spreen, Universität Paderborn)
17:20 Der Soldat auf der Leinwand (Dr. Gerhard Kümmel, SOWI, Strausberg; Arbeitskreis Militär und Sozialwissenschaften)
17:40 Der Soldat in den Medien (Prof. Dr. Martin Löffelholz, Technische Universität Ilmenau)
18:00 Diskussion
19:00 Abendessen (Offizierheimgesellschaft)

Mittwoch 29.03.2011 (Komplexraum 1002)

Panel 7 Zumutungen
08:30 Armed Violence in the Digital Sphere (Prof. Dr. Eyal Ben-Ari, The Hebrew University, Jerusalem)
08:50 Srebrenica (Dr. René Moelker, Netherlands Defense Academy, Breda)
09:10 Militärische Ehre heute (Dr. Phil C. Langer, SOWI, Strausberg)
09:30 Diskussion anschl. Kaffeepause
10.45 Abschlussdiskussion: Einleitungsvortrag (N.N.)
12:00 Ende der Tagung

Kontakt

Gerhard Kümmel

Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr (SOWI)
Prötzeler Chaussee 20
15344 Strausberg

gerhardkuemmel@bundeswehr.org


Redaktion
Veröffentlicht am