MOSAIKjournal 2 (2011): Ikonologie 2.0 - Medien, Methoden und Möglichkeiten in den Altertumswissenschaften

MOSAIKjournal 2 (2011): Ikonologie 2.0 - Medien, Methoden und Möglichkeiten in den Altertumswissenschaften

Veranstalter
MOSAIKjournal
Veranstaltungsort
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.08.2011 -
Deadline
15.08.2011
Von
Maria Kristina Lahn - Maren-Grischa Schröter

Call for Papers für MOSAIKjournal 2 (2011): Ikonologie 2.0 - Medien, Methoden und Möglichkeiten in den Altertumswissenschaften:

1912 präsentierte der Hamburger Kunsthistoriker Aby Warburg (1866-1929) die von ihm entwickelte "ikonologische Analyse" erstmals auf einer Fachtagung in Rom. Am Beispiel der Freskenausmalung des Palazzo Schifonia in Ferrara stellte Warburg der noch jungen universitären Disziplin Kunstgeschichte die "Ikonologie" als eine neue Möglichkeit der Betrachtung und Analyse von Bildwerken an die Seite. Während erst biographische und in der Folge auch stilgeschichtliche Ansätze die Kunstgeschichtliche Arbeitsweise dominiert hatten, forderte Warburg eine "methodische Grenzerweiterung [...] in stofflicher und räumlicher Beziehung". Warburgs Ikonologie war dabei gleichermaßen interdisziplinär und interkulturell: Dies beruht zum einen darauf, dass die zur Analyse von Bildwerken herangezogenen Quellen traditionelle Fachgrenzen bewusst überschreiten (für seine Analyse der Fresken im Palazzo Schifanoia griff Warburg beispielsweise auf astrologische Dokumente und Handbücher zurück). Zum anderen bleibt die Ikonologie nicht auf Werke der "hohen Kunst" beschränkt, sondern bezieht auch Gegenstände der Alltags- und Populärkultur gleichberechtigt mit ein. Ziel der "Warburgian Method" - wie der Ansatz zunächst genannt wurde - war dabei nicht alleine die Aufschlüsselung von Bildinhalten im Sinne eines Bilderrätsels, sondern immer auch deren geistesgeschichtliche Kontextualisierung. Auf den werkbezogenen Untersuchungen Aby Warburgs und dem Modell des Soziologen Karl Mannheim basierend, entwickelte Erwin Panofsky in den 30er Jahren des 20. Jhs. sein bekanntes, in drei Stufen untergliedertes Interpretationsmodell der Ikonologie. Nach Panofsky reflektiert ein Bildwerk stets eine bestimmte - individuelle oder zeitgeschichtliche - Einstellung z. B. eines Auftraggebers, einer Epoche oder eines Künstlers. Diese zu erfassen ist Aufgabe des dritten, bei Panofsky "ikonologische Interpretation" genannten Schritts. Dieser fragt nach der "eigentlichen Bedeutung" eines Werks, welches auf diese Weise nicht nur ästhetische Ansprüche erfüllt, sondern selbst zu einem Zeugnis der Zeitgeschichte wird.

Fast 100 Jahre nach Warburg sind Bilder - besonders auch jenseits der Kunst - durch die Entwicklung der Fotografie, der Print- und Fernsehmedien sowie durch die fortschreitende Computertechnologie und das World Wide Web so präsent wie niemals zuvor. Die zunehmende kulturelle Bedeutung des Bildes ließ in den in den 90er Jahren des 20. Jhs. den Ruf nach einem pictorial bzw. iconic turn (Begriff prägend waren hier W. T. J. Mitchell und G. Böhm) laut werden. "Der iconic turn [...]" der, so Horst Bredekamp, "mit dem Anspruch ausgerufen" wurde, "visuelle Felder der Gegenwart nicht nur zu begleiten, sondern im Sinne einer geduldig zu erarbeitenden "Logik der Bilder" zu analysieren» führte in der Folge auch zu einer Aktualisierung der Beschäftigung mit der Ikonologie als Methode. Auch die Etablierung des disziplinenübergreifenden Forschungsansatzes der Cultural Studies zur Analyse kultureller Fragestellungen rückt die Ikonologie aktuell wieder in Fokus der Aufmerksamkeit.

Als interdisziplinäre Zeitschrift bietet gerade MOSAIKjournal einen geeigneten Rahmen, sich erneut eingehend mit der Frage zu beschäftigen, inwiefern die Ikonologie, die selbst über den fachspezifischen Horizont der eigenen Disziplin schaut, in den altertumswissenschaftlichen Fächern Anwendung findet. Die offensichtliche Medienvielfalt der Alten Kulturen und deren entsprechende Kontextualisierung in ihr Umfeld, sei es ein historisches, politisches, gesellschaftliches oder soziales, kann durch unterschiedliche Betrachtungsweisen zu sich ergänzenden Ergebnissen führen. Gerade die Betrachtung außergewöhnlicher Bildwerke, die aus der s. g. Norm fallen, scheint dabei eine vielversprechende Ausgangsbasis für ikonologische Forschungen zu sein. Daher soll im zweiten Band von MOSAIKjournal der Schwerpunkt auf diese Thematik gelegt werden.

CfP als pdf auf http://www.mosaikjournal.com/aktuelles.html

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