Sammelband: Bürgerkriegsarmee oder Rabauken? Forschungen zur Nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) und der Politischen Gewalt der Weimarer Republik (Arbeitstitel)

Sammelband: Bürgerkriegsarmee oder Rabauken? Forschungen zur Nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) und der Politischen Gewalt der Weimarer Republik (Arbeitstitel)

Veranstalter
Yves Müller; Reiner Zilkenat
Veranstaltungsort
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
31.08.2011 -
Deadline
31.08.2011
Website
Von
Yves Müller

Die Herausgeber:

Yves Müller
Yves Müller M.A., geb. 1982, studierte an den drei großen Berliner Universitäten Neuere und Neueste Geschichte, Politikwissenschaft und Gender Studies. Seit 2007 ist er freier Mitarbeiter beim Verein für Demokratische Kultur e.V. (VDK) in Berlin. Er war zwischen 2007 und 2009 Studienstipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Nationalsozialismus und Männlichkeit, neuere deutsche Geschichte sowie Rechtsextremismus. Mitherausgeber des Sammelbandes „Was ein rechter Mann ist...“ Männlichkeiten im Rechtsextremismus (2010).

Reiner Zilkenat
Dr. Reiner Zilkenat, geb. 1950, ist Historiker und freiberuflicher Dozent in der Erwachsenenbildung an einer Berliner Berufsfachschule. Er ist u.a. Vorstandsberater des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e.V. Seine Arbeits- und Forschungs-schwerpunkte sind Nationalsozialismus, Rechtsextremismus sowie Geschichte der Arbeiterbewegung. Mitherausgeber des Sammelbandes Neues vom Antisemitismus: Zustände in Deutschland (2008).

Die SA als zentrales Instrument des Straßenterrors der national-sozialistischen Bewegung ist seit etlichen Jahren Gegenstand historischer Forschung. Viele interessante und grundlegende Studien zu Sozialstruktur und Habitus, Machtpräsentation und Gewalt, dem Verhältnis zwischen SA und NSDAP oder dem sogenannten Röhm-Putsch säumen den Weg des Historikers.

Warum also ein Sammelband zum Thema? Im Jahr 2013 jährt sich der Tag der Machtübernahme zum 70. Mal. 1933 marschierten die National-sozialisten mit historischem Pathos durch das Brandenburger Tor, ein Symbol der Macht. Sie überschritten damit eine Grenze und begingen die, in den Worten von Paula Diehl, „Einweihung eines neuen Zustandes“. Ein völlig entgrenzter Terror setzte in den folgenden Monaten ein, der noch im Herbst wieder abebbte. Die SA hatte ihre Schuldigkeit getan und musste diszipliniert werden. Wie die SA der NS-Bewegung in der „Kampfzeit“ wegen ihres anti-bürgerlichen Habitus' zu Nutze war, so stellte gerade diese soziale Hexis für den staatstragenden Nationalsozialismus ein Problem dar. Die kampferfahrene SA sollte mutatis mutandis zu einer „gesellschaftlich respektablen Organisation“ (Mathilde Jamin) umfunktioniert werden. Vorausgegangen waren Jahre brutaler Auseinandersetzungen, in denen die SA Chaos stiftete und gleichzeitig suggerierte, die ordnende Kraft im inszenierten „Bürgerkrieg“, einem Krieg zwischen den Kriegen, zu sein. Dabei unterschied sich die nationalsozialistische Sturmabteilung in ganz entscheidendem Maße von anderen paramilitärischen Organisationen. Denn: Die nationalsozialistische Gewalt war nicht nur Mittel, sondern Selbstzweck; sie war für die SA-Männer Ausdruck ihrer Lebensart und damit ubiquitär. „Sie – und sie allein – war wirklich gefürchtet“, urteilte Sebastian Haffner später über die SA.

Das ist bekannt. Doch vieles wurde noch nicht abschließend untersucht und bleibt im Dunkeln: So rückte die Forschung die Rolle der SA in den Jahren der „Kampfzeit“ bisher in den Vordergrund und vernachlässigte die Be-deutung einer der größten NS-Organisationen in den 1930er und 1940er Jahren. Auch konzentrierte sich die Aufmerksamkeit bisher auf die urbanen Räume und den quasi-proletarischen Charakter der SA. Doch wie agierte die SA insbesondere in ländlich geprägten Regionen? Und weitere Fragen schließen sich an: Inwiefern lässt sich die SA mit anderen faschistischen Kampfbünden in den europäischen Staaten vergleichen? Wie zentral waren Körperbilder und Männlichkeitsentwürfe für einen spezifischen SA-Habitus? Welche Bedeutung hatte die Homosexualität führender SA-Mitglieder? Wie ist die Rolle des Antisemitismus in einer vermeintlich ideologiefernen SA einzuordnen? Wie wirkte sich das Verhältnis bzw. die Konkurrenz der SA zu anderen NS-Organisationen wie der SS, aber ebenso zu völkischen Gruppierungen wie dem Stahlhelm auf lokaler und regionaler Ebene aus? Schließlich soll der Vergleich – nicht die totalitarismus-theoretische Gleichsetzung – der SA mit republikanischen und linken Kampforganisationen wie dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und dem Roten Frontkämpferbund die Ubiquität politischer Gewalt in der Weimarer Republik aufzeigen. Nicht zuletzt: Inwiefern prägt die SA heute unser Bild vom Nationalsozialismus? Und: Welche Funktion hat der SA-Mythos – die Mythisierung Horst Wessels wirkt bis heute fort – für den aktuellen Rechtsextremismus?

Mit dem Sammelband möchten wir neben „gestandenen“ Forscherinnen und Forschern gerade nachwachsenden Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftlern die Möglichkeit geben, diese und andere Fragen zur Diskussion und ihre innovativen Studien vorzustellen. In diesem bislang ersten Sammelband zur Geschichte der SA sollen also sowohl der „State of the Art“ der SA-Forschung als auch neuere Erkenntnisse zusammen gefasst werden. Um einen transdisziplinären Zugang zum Feld zu ermöglichen, sind nicht nur Historikerinnen und Historiker, sondern auch Vertreterinnen und Vertreter der Kulturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Geschlechter-studien, Literaturwissenschaften usw. aufgerufen, eigene Beitragsvorschläge einzureichen.

Wir bitten alle Interessierten, bis 30. Juni 2011 ein maximal 1.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen) umfassendes Abstract an mueller.yves@web.de zu senden.

Die Herausgeber entscheiden bis spätestens zum 31. August 2011 über die eingereichten Abstracts.

Die Beiträge sind bis zum 29. Februar 2012 einzureichen und sollen die Länge von 40.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen) in der Regel nicht überschreiten. Genaue Hinweise bzgl. der Zitierweise, Format, Kurzvita etc. erhalten die Autorinnen und Autoren zu gegebener Zeit.

Für Nachfragen und Anregungen steht Ihnen Yves Müller per Email (mueller.yves@web.de) sowie telefonisch (0172 / 39 32 557) zur Ver-fügung.

Programm

Kontakt

Yves Müller

Berlin

mueller.yves@web.de


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